Ennepetal/Gevelsberg/Schwelm. Die Flohmarkt-Saison beginnt: Heimische Experten aus EN-Süd verraten ihre Tipps, worauf Käufer beim Trödel achten sollte.

Stöbern, Bummeln und das eine oder andere Schnäppchen machen: Die Temperaturen steigen und die Trödelmarkt-Saison beginnt. In Schwelm findet der nächste Trödelmarkt beispielsweise am Sonntag, 5. Mai, statt. Alte Platten, Kleidung, Bücher oder Porzellan – auf den Märkten wird jede Menge angeboten. Wer ein ganz besonderes Schätzchen finden möchte, das nicht nur dem Käufer gefällt, sondern im besten Fall auch noch von Wert ist, sollte einiges beachten. Unsere Redaktion hat Experten aus dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis nach ihren Tipps gefragt.

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Einen wirklichen Richtwert, worauf man beim Besuch eines Trödelmarktes achten sollte, möchte Yvonne Elsner gar nicht nennen. Die 44-jährige Gevelsbergerin ist Mitarbeiterin des „RümpelZauber Vintage Stores“ und selbst leidenschaftliche Besucherin von Trödelmärkten. „Es liegt ja immer im Auge des Betrachters, mit welchem Ziel ich zum Trödel gehe“, sagt Elsner. „Das ist total unterschiedlich. Aber man kann auf gewisse Dinge achten.“

Beim Porzellan zum Beispiel seien auf der Unterseite der Tasse oder des Tellers meist die Namen des Herstellers zu sehen. „Wenn das Zeichen erhaben ist, man es also fühlen kann, dann ist es auch oft echt. Das Zeichen sollten nicht abgekratzt werden können, dadurch kann man Fälschungen erkennen“, erklärt Elsner. Schnäppchen-Jägern nimmt die Gevelsbergerin aber etwas den Wind aus den Segeln: „Beim Trödel ist es selten, dass man an solche Dinge für kleines Geld kommt.“ Keine Chance, an eine Rarität zu geraten? „Selten. Gibt es aber.“

Beim Kauf von Porzellan sollte die Prägung des Hersteller-Namens überprüft werden.
Beim Kauf von Porzellan sollte die Prägung des Hersteller-Namens überprüft werden. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Da komme es auch auf den Kreis an, in dem der Trödel stattfindet. „Hier in NRW ist es so, dass sich viele Händler untereinander über solche Artikel austauschen und sich unterstützen. Aber man kann schon mal richtig Glück haben, wenn jemand das privat nicht weiß und den Artikel für einen Euro verkauft.“

Wenn sich jemand für ein ganzes Porzellan-Service interessiert, sei das Material wichtig: Besteht das Set aus Keramik oder aus Porzellan? „Das ist ein Unterschied. Porzellan ist sehr langlebig. Alte Service, sagen wir aus den 50ern, die jetzt nicht unbedingt von Eschenbach, Meissner oder anderen teuren Marken sind, sind aber oft auch sehr schön anzusehen. Die haben tolle Formen, die Kaffeekanne hat zum Beispiel drei Standfüße. Das sieht total niedlich aus“, sagt Elsner. Der Käufer sollte sich jedoch überlegen, ob er diese Artikel auch wirklich benutzen möchte: „Vieles davon ist nicht spülmaschinenfest und sollte mit der Hand gespült werden. Möchte ich mir den Aufwand machen oder es nur als Deko haben?“

Platten mit Stockflecken? Finger weg!

Beim Porzellan sollten Käufer auch darauf achten, ob die Glasur der Artikel Sprünge aufweist. „Dann kann es gut sein, dass man nicht mehr sehr lange was davon hat.“ Außerdem sollte man prüfen, ob Henkel geklebt wurden. „Sauber geklebt kann man manchmal auch nur schwer erkennen.“

Auch beim Plattenkauf gibt es Dinge zu beachten: „Da sollte man prüfen, ob im Cover auch die richtige Platte drin ist. Dann sollte man darauf achten, dass sie nicht zu zerkratzt ist. Oder ob sie Feuchtigkeit gezogen hat. Wenn Stockflecken auf dem Cover sind, kann es sein, dass sie lange im Keller gelegen hat. Dann verziehen sich die Platten und sind vielleicht nicht mehr so gut abspielbar.“

Beim Besuch eines Trödelmarkts ist nicht nur der persönliche Geschmack wichtig, sondern auch Hersteller und Zustand der Ware, die man zum Kauf ins Auge gefasst hat.
Beim Besuch eines Trödelmarkts ist nicht nur der persönliche Geschmack wichtig, sondern auch Hersteller und Zustand der Ware, die man zum Kauf ins Auge gefasst hat. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Der Kauf von technischen Geräten sei ein schwieriges Thema. Der wichtigste Tipp vorab: Batterien dabei haben, um noch auf dem Trödelmarkt zu prüfen, ob die Geräte funktionieren. Walkmans und tragbare CD-Player würden laut Yvonne Elsner gerade eine Renaissance erleben. „Wir haben eine hohe Nachfrage danach. Ich vermute, dass es mit der jüngeren Generation zu tun hat, die das für sich neu entdeckt“, erklärt Elsner. „Aber ich kann auf einem Trödelmarkt nicht erwarten, dass ein Gerät zu hundert Prozent in Ordnung ist. Man hat keinen Anspruch auf Gewährleistung.“

Wer sich für Bilder interessiert, sollte diese im Vorfeld immer prüfen. „Das kann man heute richtig gut über Google Lens. Einfach mal das Bild über die Kamera von Google Lens abfotografieren. Vielleicht ist es irgendwo im Internet mal aufgetaucht und dann kann man in etwa abchecken, was es wert sein könnte“, empfiehlt Yvonne Elsner. Außerdem sollte man auf Signaturen achten. „Manchmal ist auch hinten auf dem Bild etwas geschrieben oder aufgeklebt.“

Handeln ist erlaubt – aber mit Gewissen

Im Bereich Kleidung kann man das Glück haben, einen Marken-Artikel zu erstöbern. „Man sollte vorher wissen, was so ein Artikel neu kostet. Ich kann Käufern nur raten, nicht zu forsch an die Sache ranzugehen. Wirkliche Markensachen sind rar. Levi‘s 505-Jeans aus den 80ern zum Beispiel, die es heute nicht mehr so gibt. Da kann man schon mal 20 Euro für ausgeben, das ist das auch wert.“ Wenn man überlege, wie alt oder wie gut erhalten die Sachen sind, sie keine offenen Nähte oder Löcher aufweisen, dürfe man das auch gerne bezahlen.

Und wie kann man wissen, ob einem das Kleidungsstück passt? Yvonne Elsner besucht selbst sehr gern Kleiderflohmärkte „und ich kenne es aus der Erfahrung heraus, dass die Händler einen Spiegel an ihren Ständen haben, und die Ständer so gestellt sind, dass man die Sachen dazwischen anprobieren kann“. Natürlich könne man auch Gefahr laufen, dass man ein tolles Teil kauft und es zu Hause doch nicht passt. „Dann verkauft man es weiter oder verschenkt es.“

Anmeldung für 93. Schwelmer Trödelmarkt

Am Sonntag, 5. Mai, werden die Römerstraße und der Sparkassenparkplatz zur Trödelmeile, wenn der 93. Schwelmer Trödelmarkt stattfindet. Wer selbst nicht bummeln, sondern Ware verkaufen möchte, sollte jetzt schnell sein: Anmeldungen für den Markt nimmt das Stadtmarketing Schwelm nun über die Homepage www.stadtmarketing-schwelm.de entgegen. Der Meterpreis beträgt inklusive Mehrwertsteuer 16 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder (Anzahl begrenzt).

Für die Preisverhandlung hat Yvonne Elsner auch einen Tipp: „Man sollte sich immer die Frage stellen: Was würde ich dafür freiwillig geben, und was bietet mir der Verkäufer an? Handeln ist ja immer erlaubt. Aber man sollte auch immer mit einem guten Gewissen von beiden Seiten aus da dran gehen.“

Bei Produkten von Lego oder Playmobil oder auch Puppen sei der Online-Handel die bessere Anlaufstelle als Trödelmärkte. „Für Käufer als auch Verkäufer ist das lukrativer“, sagt Elsner.

Wenig Chance auf wertvolle Bücher

Auch für Wolfgang Psyk, Inhaber des Schwelmer Antiquariats „Kalyana“, ist der Verkauf im Internet heute lohnenswerter – sowohl für den Einkauf als auch den Verkauf. Der 66-Jährige vertreibt seit 20 Jahren historische Bücher. Er stellt klar: Wer für den nächsten gemütlichen Leseabend einen neuen Krimi sucht, ist auf Trödelmärkten gut aufgehoben. „Die gibt es für kleines Geld.“ Aber einen Zufallsfund auf einem Flohmarkt zu machen und einen historischen Band von Wert in den Händen zu halten, ist laut Psyk eher unwahrscheinlich. Denn: „Nicht jedes Buch, das 100 Jahre alt ist, ist gleichzeitig wertvoll.“ Für einen Laien sei es schwer, festzustellen, ob man nun wirklich einen wahren Schatz in Buchform in den Händen hält. „Wenn, dann kann man nur übers Handy recherchieren und im Netz nach dem Buch suchen, um herauszufinden, ob es einen Wert hat.“

Früher hat auch Psyk selbst viele Bücher auf Flohmärkten aufgekauft. „Mittlerweile lohnt sich das nicht mehr.“ Auch für den normalen Kunden sei der Online-Handel besser. „Wenn man ein bestimmtes Buch sucht, wird man das dort finden. Es gibt kaum ein Buch, das nicht angeboten wird“, sagt Psyk. Sein Hinweis: „Wenn es nicht angeboten wird, dann ist es wahrscheinlich wirklich wertvoll.“ Seltene Bücher könnten Fachbücher oder philosophische Bände sein, und natürlich Erstausgaben. „Eine Erstausgabe von Thomas Mann kann schon mal was wert sein.“

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