Schwelm. Cannabis-Legalisierung: Der Schwelmer „Social Club“ bereitet sich auf Anbau und Verkauf vor. So groß sollte die Anbaufläche des Clubs sein.

Seit vielen Monaten bereitet sich Maurizio Ferrara schon auf die Cannabis-Legalisierung vor. Für ihn ist das ein Meilenstein. Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben, wenn er von seinem „Social Club“ spricht, der aktuell mehr und mehr Formen annimmt. Nach „Liberty High 420“ in Ennepetal ist der „Cannabis Social Club Schwelm“ die zweite Anbauvereinigung, die sich im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis gegründet hat. Dort wird in Zukunft gemeinschaftlich Gras angebaut und an Mitglieder in limitierten Mengen verkauft.

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Ferrara ist bereits voller Vorfreude. „Es ist Neuland für jeden. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute am Anfang skeptisch sein werden. Aber sobald es in den Köpfen realisiert wird, denke ich schon, dass die Leute Bock drauf haben werden“, sagt er.

Das zeige sich auch am bisherigen Zuspruch, der bereits groß sei. Knapp 250 Menschen haben sich bei ihm schon gemeldet und wollen Mitglieder in seiner Cannabis-Anbauvereinigung werden. 110 Mitglieder seien schon aufgenommen, erzählt er. „Ich finde, dass sich das sehen lassen kann. Wir können uns glücklich schätzen, wo wir gerade stehen“, ist Ferrara stolz.

Maurizio Ferrara, Gründer des „Cannabis Social Clubs Schwelm“.
Maurizio Ferrara, Gründer des „Cannabis Social Clubs Schwelm“. © privat | Privat

In Zukunft wird er mit seinem Verein Cannabis anbauen und an die Mitglieder verkaufen – alles unter den gesetzlichen Bestimmungen. Für Gründer Ferrara gibt es viele Vorgaben, an die er sich halten muss. Zum Beispiel die maximale Ausgabemenge von 50 Gramm im Monat pro Person, oder die verpflichtende Zusammenarbeit mit Suchtpräventions- und Beratungsstellen.

Für Ferrara und seine Mitgründer Patrick Kemper und Sebastian Schlabach ist das alles kein Problem. „Ich bin kein Hardcore-Kiffer. Ich bin Konsument, kein Dauerkonsument. Am Wochenende rauche ich gerne mal einen“, erzählt Ferrara. Sie gingen die ganze Sache seriös an. Eines der Gründungsmitglieder macht gerade, wie gesetzlich gefordert, seine Fortbildung zum Suchtpräventionsbeauftragten. „Wenn er fertig ist, werden wir alles zu 100 Prozent in der Praxis umsetzen“, sagt Ferrara.

Mitglieder dürfen über Sorten mitbestimmen

Ein Gramm Gras soll bei ihm deutlich unter dem gängigen Preis von rund 10 Euro pro Gramm beim illegalen Straßenhandel liegen. „Der Verein ist nicht gewinnorientiert und es soll bezahlbar sein. Der genaue Preis steht noch nicht fest. Aber er wird zwischen sechs bis acht Euro pro Gramm liegen“, verrät er. Mitglieder müssen zudem noch einen Jahresbeitrag (150 Euro) sowie eine einmalige Anmeldegebühr (20 Euro) bezahlen.

Die Mitglieder sollen dann aktiv mitbestimmen dürfen, welche Sorten der „Social Club“ anbauen wird. „Wir werden auf die Bedürfnisse eingehen“, kündigt Ferrara an. Zudem betrachtet er es durch die Legalisierung als einen großen Vorteil, dass man wisse, was man bei seiner Anbauvereinigung überhaupt kaufe. „Das Cannabis bei uns ist rein und ungestreckt. Auf der Straße hat man keine Ahnung, was man kauft“, erklärt er. Die Mitglieder wissen dann auch, wie hoch der THC-Gehalt, also der Wirkstoff im Gras ist.

Im Herbst soll es schließlich so weit sein: „Am 1. Oktober könnte das erste Mal Cannabis über die Theke gehen, wenn sich am Zeitplan der Regierung nichts mehr ändert“, hofft Ferrara. Die Legalisierung wurde im Bundestag beschlossen, muss aber noch durch den Bundesrat. Dort kann sie nicht mehr gestoppt, aber durch Einwände in einzelnen Punkten verzögert werden.

Club sucht Anbaufläche

Aktuell entwickele sich der „Social Club“ in Schwelm noch. Es würden zum einen noch Mitglieder gesucht. Maximal 500 dürfen laut Gesetz aufgenommen werden. Zudem suchen die Schwelmer noch nach einem passenden Vereinshaus. Dieses soll groß genug sein, dass die Mitglieder dort bei einer Versammlung Platz haben. Es soll außerdem Sitzecken und Unterhaltungsgeräte geben. Es ist allerdings nicht erlaubt, dort Cannabis zu konsumieren.

Angebaut werden soll das Gras dann in einem separaten Gebäude. „Wir suchen die Anbaufläche aktuell mit Hochdruck, was in Schwelm nicht so einfach ist“, sagt Ferrara. Eine größere Fläche von mindestens 300 bis 500 Quadratmetern möchte der Verein anmieten. Noch liegt also viel Arbeit vor dem „Social Club“.

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