Ennepetal. „Liberty High 420“ soll der Cannabis Social Club heißen, den der 22 Jahre alte Max Görres in Ennepetal eröffnen möchte. Hier gibt es alle Infos.

Der Bundestag die kontrollierte Freigabe von Cannabis in Deutschland beschlossen, auch der Bundesrat stimmte zu. Damit steht fest: Marihuana und Haschisch sollen für Volljährige in begrenzten Mengen legal werden. In der Praxis heißt das: Ab dem 1. April ist der private Gebrauch erlaubt, ab dem 1. Juli dürfen sogenannte Cannabis-Clubs starten. Der Ennepetaler Max Görres bereitet sich seit Monaten darauf vor, hat beim Amtsgericht bereits die Gründung angemeldet und freut sich, dass die Politik endlich grünes Licht gegeben hat.

Max Görres hat beim Amtsgericht Hagen die Eröffnung eines Cannabis-Clubs beantragt.
Max Görres hat beim Amtsgericht Hagen die Eröffnung eines Cannabis-Clubs beantragt. © Privat | Privat

„Das bedeutet für uns Planungssicherheit.“ Mit uns meint Max Görres seine Mitstreiter. Sieben Gründer brauchte er für einen Cannabis-Club. Im Februar hatte er sogar schon 45 Mitglieder in seinem „Liberty High 420“. Görres erklärt, dass die 420 eine Zahl sei, die in der Kifferszene eine Bedeutung hat. Auch wenn für ihn der Begriff Kiffen zu negativ besetzt sei, gibt er doch das wider, worum es bei einem Cannabis-Club geht: das Konsumieren von Cannabis. Aber nicht einfach nur so: Der Betrieb eines sogenannten nicht kommerziellen Vereins ist mit Auflagen verbunden. Der Definition nach organisiert der Club den kollektiven Anbau von Cannabis in limitierten Mengen, um den persönlichen Bedarf der Mitglieder zu decken.

Im Juni hat Max Görres den Club am Amtsgericht Hagen angemeldet. Im Februar absolvierte er die letzten Stunden seiner Präventionsschulung, damit er beraten und informieren kann, auf Suchtproblematiken reagieren, Kontakte zu helfenden Institutionen herstellen kann. Eine Vorgabe für die Gründung eines Cannabis-Clubs von vielen: Nicht mehr als 500 Mitglieder dürfen aufgenommen werden, man darf nur in einem Club Mitglied sein, die Mitgliederdaten müssen aufgezeichnet sein und wenn die Behörden es verlangen, ausgehändigt werden.

Abgabe in limitierten Mengen

Max Görres versichert Vertraulichkeit und hofft, in Ennepetal einen Ort zu schaffen, der bei den Mitgliedern ankommt. Es dürfe zwar nicht konsumiert werden, wo gekauft wird, aber durch den zentralen Anbau und die kontrollierten Strukturen, sei die Qualität gewährleistet.

Bild von dem Anbauzelt. Im oberen Bereich sieht man einen kleinen Ventilator und die Beleuchtung. Unten steht hinten ein Luftbefeuchter und davor verschiedene Pflanzen (Sonnenblume, Tomate und Tabak).
Bild von dem Anbauzelt. Im oberen Bereich sieht man einen kleinen Ventilator und die Beleuchtung. Unten steht hinten ein Luftbefeuchter und davor verschiedene Pflanzen (Sonnenblume, Tomate und Tabak). © WP | Max Görres

Nach derzeitigem Stand soll im Ennepetaler Club 1 Gramm Marihuana 9 Euro kosten, auf dem Schwarzmarkt seien es etwa 10 Euro. Max Görres will bewusst unter diesem Preis bleiben, um dazu beizutragen, dass der Umgang mit Cannabis offener wird, dass bewusst gegen den Schwarzmarkt vorgegangen wird. Strafbar bleibt der private Handel und die Weitergabe an unter 18-Jährige, 18- bis 21-Jährige dürfen 30 Gramm im Monat kaufen, ab 22 Jahren sind es 50 Gramm. Der Ennepetaler befürwortet es, dass die erwachsenen Menschen selbst entscheiden können, ob sie Cannabis konsumieren möchten oder nicht. Selbstbestimmung, Verantwortungsbewusstsein und Aufklärung, darum gehe es nun. Dazu will auch Max Görres in seinem Club beitragen - das Thema Cannabis sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Was Max Görres braucht, ist ein Ort mit viel Platz für den Anbau der Pflanzen. Bei welcher Behörde er die Anzucht anmelden muss, das steht noch nicht fest. Das müsse das Land noch entscheiden, heißt es aus der Stadtverwaltung Ennepetal. Ob Stadt oder Kreisgesundheitsamt: Das Gesetz ist noch so frisch, dass einiges noch geklärt werden muss.

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Einen Teil der Ausrüstung für den Anbau hat Max Görres bereits zusammen. Er erklärt, dass das Licht entscheidend für das Wachstum der Pflanzen sei. Die Belüftung und Zirkulation müssen gewährleistet sein, Dünger, Erde, Ent- und Befeuchtung: all das ist wichtig. Das Wissen, wie Cannabis verarbeitet wird, hat er sich im Internet angeeignet. Erst am 1. Juli darf er loslegen. Vorher bleibt der Handel und die Anzucht im großen Stil strafbar.

Max Görres hat auf der Homepage seines Clubs geschrieben, dass er im Oktober erstmals Cannabis an die Mitglieder ausgeben kann. Er rechnet mit einer Anbauphase von drei Monaten - wenn es denn wirklich am 1. Juli losgehen kann.

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