Schwelm. Stadt Schwelm führt eine Mitarbeiterbefragung durch und will als Arbeitgeber attraktiver werden. Das sind die Wünsche der Belegschaft.

In Sachen Zufriedenheit am Arbeitsplatz gibt es bei der Verwaltung der Stadt Schwelm noch deutlich Luft nach oben. Das ist ein Ergebnis der Mitarbeiterbefragung, die die Verwaltung Ende 2023 durchgeführt hat. Aus der Umfrage ergeben sich Bereiche, in denen die Stadt künftig nachbessern will. Die Mehrbelastung der Mitarbeitenden durch nicht besetzte Stellen und Krankheitsfälle ist eine Erkenntnis aus der Befragung. Aus dem Meinungsbild ihrer Leute erarbeitet die Stadt Schwelm nun ein Leitbild für sich.

Bürgermeister Stephan Langhard fasst die Ergebnisse der Befragung zusammen: „Es ist ein durchwachsenes Ergebnis. Wir haben eine hoch motivierte Mitarbeiterschaft, die die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit erkennt, die aber eine nicht ganz so hohe Bindung zu ihrem Arbeitgeber hat.“ Generell sei die Bindungswirkung im öffentlichen Dienst vergleichsweise eher gering. Der Verwaltungsvorstand hätte die Befragung gern später stattfinden lassen, da die jetzigen räumlichen Rahmenbedingungen der Verwaltung nicht gut abgeschnitten haben, hier aber mit dem Umzug in das neue Rathaus deutliche Verbesserungen bevor stünden. „Aber ich gebe gern zu, dass es anhand der Ergebnisse sinnvoll ist, an bestimmten Stellen zeitnah tätig zu werden“, sagt Langhard.

Hintergrund

Die Fraktionen hatten 2022 in einem gemeinsamen Antrag den Wunsch an die Verwaltung herangetragen, eine Befragung der städtischen Belegschaft durchzuführen und ein Leitbild zu erstellen. „Daraus lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten, um die Attraktivität der Verwaltung als Arbeitgeberin für neue Mitarbeitende und die Zufriedenheit von bestehenden Mitarbeitenden zu erhöhen“, hieß es im Antrag.

Das Unternehmen Kowaru führte die Befragung im Oktober und November 2023 durch. Den Mitarbeitenden der Stadt wurden anonym Fragen zum Arbeitsalltag gestellt, zum Beispiel zur Zufriedenheit, Motivation, kollegialer Zusammenarbeit und Entwicklungsmöglichkeiten. Zudem wurden offene Fragen gestellt, aus deren Antworten gemeinsam mit Mitarbeitenden der Stadt ein Leitbild erstellt wird. Von 427 angeschriebenen Mitarbeitenden nahmen 212 an der Umfrage teil. Für die Durchführung der Befragung hat die Stadt 30.000 Euro in den Haushalt eingestellt. „Die wurden zur Hälfte verbraucht“, sagt Sybille Liebscher.

An der Umfrage hat jedoch nur knapp die Hälfte der Belegschaft teilgenommen. „Um Rückschlüsse für alle Bereiche der Verwaltung zuzulassen, reicht das aber aus“, sagt Langhard. Der Leitbildprozess sei nun auf der Zielgeraden. „Die Themen sind nicht von der Stange und beruhen auf individuellen Schwelmer Bedingungen.“

Der Personalratsvorsitzende Mirko Feldermann nennt einen Grund, warum nicht noch mehr Mitarbeitende an der Befragung teilgenommen haben: Die Stadt habe 2007 schon einmal eine Befragung durchgeführt. „Eine Verbesserung ist damals aber nicht 1:1 umgesetzt worden.“ Vielleicht sei der Elan deshalb nicht bei allen vorhanden gewesen. „Das läuft bei der aktuellen Befragung aber anders. Wir wollen uns als Arbeitgeber auch nach außen hin verbessern, weil wir in Konkurrenz mit sämtlichen anderen Kommunen stehen, was Fachkräfte betrifft.“ Die Kollegen hätten auch keine Sorge haben müssen, dass Rückschlüsse auf einzelne Mitarbeiter möglich sind. Stephan Langhard: „Die Anonymität ist absolut gewährleistet.“

Sybille Liebscher, Sachgebietsleiterin Organisation und Personalentwicklung, ist bei der Schwelmer Verwaltung für die Mitarbeiterbefragung zuständig.
Sybille Liebscher, Sachgebietsleiterin Organisation und Personalentwicklung, ist bei der Schwelmer Verwaltung für die Mitarbeiterbefragung zuständig. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Dass der Durchschnittswert bei der Arbeitszufriedenheit mit 3,13 von 5 im Vergleich zu Ergebnissen aus Befragungen bei anderen Unternehmen oder Institutionen als unterdurchschnittlich zu bewerten ist, erklärt das Stadtoberhaupt so: „Auf Schwelm bezogen ist dieser Wert durchschnittlich. Aber das ist nichts, auf dem man sich ausruhen kann.“ Die Mitarbeiter der Stadt seien seit Jahren einer besonderen Belastung ausgesetzt. „Allein aufgrund der ständigen Haushaltskonsolidierungen, den Einsparungen und der Probleme bei der Wiederbesetzung von Stellen und die äußerst unzufriedenstellende Situation, was die Räumlichkeiten betrifft. All das merken die Kollegen in ihrem Alltag.“

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Sybille Liebscher, Sachgebietsleiterin Organisation und Personalentwicklung, erklärt, dass sich die Arbeitszufriedenheit aus Detailfragen zusammensetzt: „Die Arbeit als Ganzes wird mit einem Wert von 3,5 von 5 beantwortet, das liegt eher im positiven Bereich. Die IT-Infrastruktur dagegen, was für uns ein bekanntes Problem ist und woran wir arbeiten, bewerten die Mitarbeiter mit 2,71 von 5. In der Aufsummierung führt all das zu einem Wert von 3,13.“ Die Mitarbeiter seien der Digitalisierung sehr aufgeschlossen und wünschen sich mehr davon.

30 Stellen sind bei der Stadt unbesetzt

Das Ergebnis der Frage zum erlebten Stress ergibt, dass sich die Mitarbeitenden der Stadt überdurchschnittlich belastet fühlen. Fehlendes Personal und dadurch mehr Arbeitsbelastung spielen hier mit rein. Etwa 30 Stellen sind derzeit bei der Verwaltung und der Schwelmer Feuerwehr nicht besetzt – „das zieht sich über die gesamte Verwaltung“, sagt Liebscher. Dazu kommen Langzeiterkrankungen. Aber: „Bei der letzten Auswertungen lagen wir da bei sechs Prozent, das ist nicht überdurchschnittlich hoch“, so Liebscher.

Bei der Besetzung von offenen Stellen sei auch problematisch, dass Schwelm als kleine Kommune mit dem Gehaltsgefüge größerer Städte nicht mithalten könne. Zum Thema Besoldung sagt Stephan Langhard, dass die Verwaltung darauf nur einen geringen Einfluss habe. „Im öffentlichen Bereich ist das über den Tarifvertrag oder über Eingruppierungsvorschriften und so weiter eng reglementiert.“

Alle Städte würden zum Beispiel händeringend nach Architekten oder Bauingenieuren suchen und stünden alle vor der Frage: „,Ködere ich die mit Geld, oder nicht?‘ Und Städte, die größere Abteilungen haben, haben da mehr Spielräume“, sagt Langhard. Denn die Kommunen seien abhängig von der Einwohnerzahl in Gemeindeklassen eingeteilt und städtische Dienstleistungen würden auf die Einwohner umgelegt. „Die gleiche Aufgabe betrifft zum Beispiel in Wuppertal mehr Einwohner und damit kann auch das Gehaltsgefüge geändert werden“, erklärt Sybille Liebscher.

Stadt will Thema Chancengleichheit klären

Beim Thema Vereinbarkeit von Privatem und Beruf sieht die Belegschaft Nachholbedarf. Mobiles Arbeiten ist bei der Stadt Schwelm möglich, hängt aber vom jeweiligen Aufgabenbereich ab. Langhard: „In kleineren Kommunen, bei denen die Arbeitsplätze in der Regel sowohl Backoffice- als auch Frontoffice-Tätigkeiten beinhalten, ist das nicht immer so einfach. Wo es geht, versuchen wir es möglich zu machen.“

Dass beim Thema Chancengleichheit laut der Befragung nachgefasst werden sollte, kann Bürgermeister Langhard nicht verstehen: „Ich bin seit drei Jahren hier und kann mich an kein Verfahren erinnern, wo eine Stellenbesetzung vor dem Hintergrund der Geschlechterrolle kritisch betrachtet worden wäre. Das ist nun ein Punkt, bei dem wir in die Tiefe gehen müssen.“ Handelt es hier um eine tatsächliche Chancenungleichheit oder geht es um die Frage der Kommunikation, warum Entscheidungen so getroffen worden sind? Das kollegiale Arbeiten untereinander funktioniere hingegen zufriedenstellend.

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Handlungsbedarf sieht der Verwaltungsvorstand auch beim Thema Mobbing, weil die Befragung deutlich machte, dass es Kollegen in der Stadtverwaltung gibt, die sich gemobbt fühlen. Offiziell geführt würden aktuell keine Mobbing-Fälle. Langhard: „Aber jeder Vorfall ist einer zu viel. Wir werden in dem Bereich eine größere Anstrengung unternehmen und mit Schulungen auf die Führungskräfte zugehen, um uns da zu verbessern.“