Ennepetal. Amt rettet vier Husky-Welpen und teils exotische Tiere aus Wohnung in Ennepetal. So möchte der Hundetrainer dem Tierheim nun helfen.

44 Tiere – darunter vier erst elf Wochen alte Husky-Welpen – rettete das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises am Dienstag aus einer Wohnung in Ennepetal. Die beschlagnahmten Tiere wurden im Tierheim Witten untergebracht, mit dem der Kreis zusammenarbeitet. Nun bietet eine prominente Hundeschule ihre Hilfe an.

Das war passiert: Wie der Kreis mitteilt, stellten die Mitarbeiter „erhebliche hygienische Mängel in der Wohnung“ in Ennepetal fest und griffen ein. Vor allem der Gesundheits- und Ernährungszustand der Hunde ist laut Kreis mangelhaft. Ein Bürger machte die Behörde auf die Situation aufmerksam. „Der Hinweis liegt schon etwas zurück und bezog sich eher auf einen illegalen Welpenhandel als auf die Haltungsumstände. Deshalb wurde nicht direkt nach dem Hinweis vor Ort nachgeprüft“, sagt Ingo Niemann, Pressesprecher des Kreises. Mitarbeiter des Tierheims Witten waren bei der Rettung dabei und transportierten die Tiere mit einem Lkw ins Heim.

„Martin Rütter Hundeschule“ bietet kostenlose Hilfe an

Seit dem 4. Januar betreibt Jonas Niggeloh die „Martin Rütter Hundeschule“ für Hattingen, Witten, Wetter und Herdecke. Als er ein Video der Tiere sah, war er geschockt, wie der ausgebildete Hundetrainer diesem Verlag mitteilt: „Ich habe mich sofort gefragt, wie ein Tierheim auf einen Schlag 44 Tiere unterbringen will. Deshalb biete ich meine kostenlose Hilfe an.“

Niggeloh könne sich beispielsweise vorstellen, passende und zukünftige Besitzer zu finden. Dabei müsse man auf einige Dinge achten. Seine Informationen würde er ans Tierheim weitergeben. „Vielleicht können die Verantwortlichen damit ja was anfangen und die Vermittlung so vorantreiben.“ Vor allem die Welpen machen dem 35-Jährigen Sorgen. „Zwischen der achten und zwölften Woche sind die Tiere in der sogenannten Prägungsphase.“ In diesem Zeitraum müssten sie eigentlich schon in der Umgebung aufwachsen, in der sie leben.

Unter anderem dieser Graupapagei wurde am Dienstag aus einer Wohnung in Ennepetal gerettet, nachdem der Kreis einen Hinweis auf illegalen Welpenhandel aus der Bevölkerung erhalten hat und vor Ort katastrophale Zustände vorfand.
Unter anderem dieser Graupapagei wurde am Dienstag aus einer Wohnung in Ennepetal gerettet, nachdem der Kreis einen Hinweis auf illegalen Welpenhandel aus der Bevölkerung erhalten hat und vor Ort katastrophale Zustände vorfand. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Diese Tiere wurden aus der Ennepetaler Wohnung gerettet: zehn Hunde (fünf Huskys, davon vier Welpen, drei Golden Retriever, ein chinesischer Schopfhund, ein Chihuahua), eine Katze, zwei Kaninchen, ein Graupapagei, vier Wellensittiche, neun Wüstenrennmäuse, zwei Farbmäuse, vier Sugar Glider (Kurzkopfgleitbeutler), ein Streifenhörnchen, acht Axolotl und zwei Kornnattern.

Veterinäramt prüft Tierhalte- und Betreuungsverbot

Nach Informationen dieser Redaktion wurden die Tiere aus einer Eigentumswohnung geholt, die sich in einem Mehrfamilienhaus befindet. Wie viele Parteien in dem Haus wohnen und warum die falsche Haltung der Tiere nicht früher aufgefallen ist, konnte der Kreis nicht sagen. Das Veterinäramt des Kreises prüft nun, ob ein unbefristetes Tierhalte- und Betreuungsverbot gegen den oder die Bewohner der Wohnung angeordnet werden kann. Der Papagei und das Streifenhörnchen hätten nach Bundesartenschutzverordnung angemeldet sein müssen, was nicht der Fall ist.

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Kreispressesprecher Ingo Niemann beschreibt die Situation, die die Mitarbeiter in der Wohnung vorgefunden haben: „Der Begriff Minenfeld scheint es zu umreißen.“ Die Hundewelpen seien bis zum Bauch schmutzig gewesen. Die schlechte Haltung der Tiere wertet der Kreis als Ordnungswidrigkeit. „Ob das auch noch zu einer Geldstrafe führt, wird noch geprüft“, sagt Niemann. Auf jeden Fall erhalte der Halter einen Kostenbescheid, sobald feststeht, wie hoch die Kosten für die Unterbringung und die tierärztlichen Behandlungen der Tiere sind. Wie der oder die Halter auf die Beschlagnahmung reagiert haben, ist nicht bekannt.

Tierheim Witten hat Probleme, Tiere artgerecht zu versorgen

Das Tierheim Witten wendete sich mit der Sicherstellung der Tiere über die sozialen Netzwerke schnell an die Öffentlichkeit, weil es große Probleme hat, die Tiere artgerecht zu versorgen. Das teilte Wiebke Blomberg, Vorstandsvorsitzende des Tierheims Witten, diesem Verlag mit: „Wir sind ein Heimtier-Tierheim. Aber wir sind natürlich auch erst einmal überfragt, wie man Sugar Glider oder Axolotls artgerecht versorgt.“

In einem Video des Tierheims wirken die Tiere, als seien sie in einem guten Zustand. Doch der Schein trügt, wie Wiebke Blomberg erklärt: „Der Graupapagei hat zum Beispiel jegliche Federn verloren.“ Das Husky-Muttertier wiege nur noch 14 Kilo, „es ist total unterernährt“. Auch die Axolotls sähen nicht gut aus. Normalerweise seien die Lurche etwa so groß wie Frösche. Die acht beschlagnahmten Tiere seien aber so dünn, dass man sie leicht für Fische halten könne. Bei der Beschlagnahmung der Tiere sei am Dienstag erst nach und nach deutlich geworden, wie viele Tiere überhaupt in dieser Wohnung lebten. In die „erste Fuhre“ passten nicht mal die Transportboxen für die zehn Hunde.

Unter anderem retteten die Mitarbeiter des Veterinäramts diese Kornnatter aus der Ennepetaler Wohnung, die erhebliche hygienische Mängel aufwies, wie der Kreis mitteilt.
Unter anderem retteten die Mitarbeiter des Veterinäramts diese Kornnatter aus der Ennepetaler Wohnung, die erhebliche hygienische Mängel aufwies, wie der Kreis mitteilt. © Witten | Walter Fischer

Hundetrainer Jonas Niggeloh will sich in den kommenden Tagen selbst mit dem Tierheim in Verbindung setzen. Und auch seinen obersten Chef, Martin Rütter, will er kontaktieren. „Vielleicht kann er über seine Kanäle auf das Thema aufmerksam machen.“ Das Tierheim selbst erhält bereits viele Unterstützungsangebote. „Die Bereitschaft der Leute, ein Tier zu adoptieren, ist wirklich groß“, sagt Vorstandsvorsitzende Wiebke Blomberg.

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Am Donnerstag sei der Ansturm sogar so groß gewesen, dass die Beschäftigten leicht überfordert waren. Besonders für die drei Golden Retriever habe es diverse Anfragen gegeben. Und auch die Wellensittiche haben bereits ein neues zu Hause gefunden. „Es gibt auch schon Interessenten für die Kornnattern“, sagt Blomberg. Der Rest hingegen sucht weiterhin ein neues Zuhause.

Wer ernsthaftes Interesse an einem der geretteten Tiere aus Ennepetal hat, kann das Tierheim Witten unter Tel. 02302-64450 erreichen oder an der Wetterstraße 77 in Witten vorbeischauen.