Schwelm. Dirk Heinen arbeitete fast 30 Jahre lang in Hotels als Küchendirektor. Darum arbeitet er jetzt im „Rufes am Brunnen“.
Schweiz, Seychellen, Sri Lanka, Schwelm: Mehr als 30 Jahre lang war Dirk Heinen als Küchendirektor in exklusiven Hotels auf der ganzen Welt tätig, darunter viele Jahre bei der Starwood-Gruppe. Eine lehrreiche, aber auch fordernde Zeit mit viel Verantwortung für hunderte Mitarbeiter, 15-Stunden-Schichten und Sechs-Tage-Wochen. Seit dem vergangenen Jahr kann sich der Wuppertaler aber nun wieder ganz seiner Leidenschaft, dem Kochen, widmen. Seit April 2022 ist der 54-Jährige als Küchenchef in der Schwelmer Event-Location „Rufes am Brunnen“ tätig.
Aus familiären Gründen kehrte Dirk Heinen zurück in seine Heimatstadt Wuppertal. „Mein Vater ist leider schwer erkrankt. Meine Eltern haben immer viel für mich getan, und da wollte ich die Zeit mit der Familie nutzen. Ich habe noch ein Jahr mit ihm verbringen können, bis mein Vater verstarb“, berichtet Heinen. Schließlich erzählte ihm ein Freund von der freien Küchenchef-Stelle in Schwelm.
Am „Rufes am Brunnen“ reizte Heinen die Vielfältigkeit der Event-Location. Seine internationale Erfahrung kommt ihm als Koch dabei sehr entgegen. „Wir gehen individuell auf die Wünsche unserer Gäste ein und planen auch ein arabisches, griechisches oder asiatisches Menü, wenn das gewünscht wird“, erzählt Inhaber Julian Saßmann, der das „Rufes am Brunnen“ gemeinsam mit seiner Frau Dorothee führt. „Da ist es natürlich sehr praktisch, dass Dirk einen so internationalen Background hat.“ Die Event-Location bietet Menüs ab zehn Personen an, von gut bürgerlicher bis hin zu gehobener Küche. „Ab Februar möchten wir ein Mal im Monat auch Themenmenüs anbieten, bei denen es auch ein Bühnenprogramm geben wird“, kündigt Dorothee Saßmann an.
Auch wenn er weltweit als Führungskraft viel mit organisatorischen Dingen und Büroangelegenheiten zu tun hatte, ließ es sich Dirk Heinen nie nehmen, immer wieder auch selbst in der Küche zu stehen. „Die Tätigkeiten eines Küchendirektors liegen mehr im Büro, ich bin aber eher der Hands-on-Typ. Ich bin immer in die Küche rein, wenn neue Menüs gekocht wurden, und habe immer mitgekocht.“ Neue Inspirationen holte sich der Wuppertaler dabei regelmäßig durch Michelin-Sterneköche, die in seinen Hotels als prominente Gast-Köche eingeflogen wurden.
Die Arbeit mit den Sterne-Köchen war aber nicht immer leicht. Allein die Wünsche nach besonderen Zutaten für die Sterne-Menüs zu erfüllen, sei eine Herausforderung gewesen. Ein bestimmtes Lamm aus Irland oder spezielles Gemüse aus Asien – die Michelin-Köche hatten gewisse Vorstellungen. Selbst gekocht hätten aber die wenigsten. „Ich habe mit deren Küchenchefs die Menüs gekocht und der Drei-Sterne-Michelin-Koch kam manchmal nur für‘s Pressefoto vorbei“, erzählt Dirk Heinen.
+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm +++
Für so viele Menschen verantwortlich zu sein, war herausfordernd. „Ich habe mich früher oft als Mutter der Küche gefühlt. Die Mitarbeiter kamen auch mit privaten Problemen zu mir. Aber sie waren auch meine Familie, schließlich habe ich mein Team meistens öfter gesehen, als meine Frau oder meine Eltern.“ Seine Ehefrau Flavie, die von den Seychellen stammt, begleitete Dirk Heinen auf all seinen internationalen Stationen, arbeitete in den Hotels als Sekretärin des General-Direktors. Nach dem Umzug nach Deutschland orientierte sich Flavie Heinen um und arbeitet nun in der Pflege.
Familiäre Arbeitsatmosphäre und mehr Zeit fürs Privatleben
Im „Rufes am Brunnen“ ist das Team deutlich kleiner, in der Küche wird Dirk Heinen von einem Aushilfskoch unterstützt. Auch die Inhaber Dorothee und Julian Saßmann helfen in der Küche mit. „Wir sind ein Familienbetrieb und wir haben großes Glück gehabt, dass Dirk zu uns kam und es auch menschlich so perfekt passt“, freut sich Dorothee Saßmann. Für Dirk Heinen ist der Schwelmer Arbeitsalltag deutlich entspannter als die Hektik in den internationalen Hotelküchen. Da bleibt dem naturverbundenen Wuppertaler auch mehr Zeit für seine Hobbys Wassersport oder die Jagd. Nur das Meer fehlt ihm. „Aber wir haben ja die wunderschöne Wupper“, scherzt der 54-Jährige.
Lesen Sie auch:
Gevelsberg: Attacke auf Behindertenwohnheim der AWo
Straßenausbaubeiträge abgeschafft: Wer trotzdem zahlen muss
Ennepetal: 63 Wohnungen auf ehemaligem Fabrikgelände geplant
Den Wunsch, zurück in die Hotellerie zu gehen, hat Dirk Heinen nicht. Er genießt, dass er nun mehr Freizeit hat und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen kann. Zurück in Deutschland kommt es ihm zwar manchmal etwas beengt vor, „dieses internationale Wirrwarr fehlt mir“. Aber er habe seine Karriere gehabt, alles erreicht, was ihm als Koch wichtig war. Sich selbst einen eigenen Michelin-Stern zu erkochen, war dabei nie sein Wunsch. „Das stand nie auf meiner To-do-Liste. Ich hab viel erreicht, auf das ich stolz bin, aber es war ein verdammter Stress, sowohl körperlich als auch mental. Jetzt möchte ich an mein Privatleben denken.“ Und sich auf seine Leidenschaft konzentrieren: das Kochen.