Hohe Anmeldezahlen, zu wenig Platz und ein Gebäude mit schlechter Energiebilanz: An der Realschule in Gevelsberg muss was passieren.
Die Realschule in Gevelsberg platzt nicht nur aus allen Nähten, sie hat auch eine denkbar schlechte Energiebilanz. „Hier wird bei den städtischen Gebäuden nach dem Schwimm-in die meiste Energie verbraucht“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. Der Komplex, der vor 55 Jahren gebaut wurde, muss energetisch und brandschutztechnisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Vor allem aber der große Zulauf an Schülerinnen und Schülern sorgt dafür, dass die Realschule ganz oben auf die Prioritätenliste der Stadt steht: Es fehlen Klassenräume. Container sollen kurzfristig den Platzbedarf decken. Nach einer langfristigen Lösung wird noch gesucht. Die entscheidende Frage lautet: Wird die Schule im Bestand neuwertig saniert und erweitert, oder komplett neu gebaut? Fest steht, die Stadt wird einen zweistelligen Millionenbetrag investieren müssen.
Eigentlich ist die Schule an der Alten Geer für drei Züge ausgerichtet. Doch die Anmeldezahlen sorgten für eine andere Wirklichkeit und forderten jährliche Sondergenehmigungen der Bezirksregierung, um mit vier Zügen ins neue Schuljahr zu starten. „Aktuell sind alle Jahrgänge vierzügig“, sagt Schulleiter Luis Lalana. 636 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die Realschule in Gevelsberg. „Sie ist eine der beliebtesten Schulen in der Region“, sagt Jacobi und auch die einzige im Umkreis. Schwelm hat noch eine Realschule, Sprockhövel und Ennepetal haben keine.
Da der Platz in der Schule für so viele Schülerinnen und Schüler nicht ausreicht, hat die Stadt nun eine Container-Anlage gekauft. Vier zusätzliche Klassenräume werden so geschaffen, mit der Option, zwei weitere Etagen aufzusetzen. Die Fundamente auf dem ehemaligen Bolzplatz sind bereits gegossen, im Dezember soll der Container geliefert werden, damit dieser Ende Januar, Anfang Februar in Betrieb genommen werden können. „Die Ausstattung ist hochwertig“, erläutert die zuständige Fachbereichsleitung.
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Das verschaffe der Stadt außerdem Zeit. Denn noch steht nicht fest, wie der zusätzliche Platz dauerhaft geschaffen werden soll. Viele Experten befassen sich gerade mit dem Thema. Ivo Knezovic, der Erste Leiter der Technischen Betriebe erklärt, dass es darum geht, die Bausubstanz zu analysieren, zu schauen, wie die Schule am besten zukunftssicher aufgestellt werden kann. Energetisch sinnvoll und mit ausreichend Platz. In den Blick genommen wird der Baukörper der Schule, die zwei Turnhallen und das Lehrschwimmbecken. Es geht um die wirtschaftliche Betrachtung möglicher Lösungen. „Eine neuwertige Sanierung im Bestand wird mehr gefördert, als ein Neubau“, sagt Jacobi im Gespräch mit dieser Zeitung, er glaubt, dass es eher in diese Richtung gehe. „Wir haben den Planern aber bewusst keine Grenzen gesetzt, um die beste Lösung zu bekommen“, ergänzt Kenzovic. Eine Entscheidung soll im kommenden Jahr fallen. Die Standortfrage wird nicht neu gestellt. „Die Schule liegt zentral und sollte auch bleiben“, sagt Jacobi und vertritt damit auch die Meinung der Schulleitung.
Tag der offenen Tür
Wer sich über die städtische Realschule Gevelsberg informieren möchte, der sollte sich den Samstag, 2. Dezember, vormerken. In der Zeit von 10 bis 13 Uhr können sich interessierte Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern über die Einrichtung an der Straße Alte Geer 4 informieren.
Mehr Informationen und Anmeldung unter www.rs-gevelsberg.de.
„Wir werden wohl einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen müssen“, sagt Claus Jacobi im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Container wurde gekauft und hat etwa eine Million Euro gekostet, viel weniger als es kosten würde, wenn die Stadt die Anlage mieten würde, erklärt Knezovic. Und wiederverwertbar sei die externe Raumlösung auch. Die nächste große Baustelle komme garantiert.
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Jetzt geht es aber erst einmal um die Realschule. Fünf Jahre, so die Schätzung, wird die Containerlösung mit Sicherheit gebraucht. „Wir wollen keinen falschen Zeitdruck aufkommen lassen“, sagt Jacobi. Man wolle sich Zeit lassen, um die beste Lösung zu finden und dabei auch in enger Abstimmung mit der Schulleitung bleiben. Schulleiter Luis Lalana erklärt dazu: Aus pädagogischer Sicht habe sich viel verändert, die Ansprüche an eine moderne Schule hätten sich massiv gewandelt. Mittlerweile werde individueller gelernt, mit Lerninseln, es gibt neue Unterrichtsmodelle, der Platzbedarf sei viel größer als früher, erklärt der Schulleiter. Er macht aber auch deutlich, dass die Schule in den nächsten Jahren nicht auf Sparflamme gehalten wird, bis die Baumaßnahmen beginnen. „Hier läuft alles weiter mit hoher Qualität.“ Erst vor kurzem seien die neuen digitalen Tafeln geliefert worden, sagt Lalana. Und durch die vier neuen Klassenräume im Container sei das Platzproblem erst einmal gelöst.
Warum die Realschule so beliebt ist? Luis Lalana erklärt, dass viele Geschwisterkinder an der Schule seien, dass oft die Eltern schon hier unterrichtet wurden. Das Konzept komme an, es habe viele Biografien bestimmt, die Akzeptanz sei hoch. „Und hier wird gute Arbeit geleistet“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. Und damit das auch für die nächsten Generationen gelingt, soll die Schule baulich zukunftsfähig aufgestellt werden.