Ennepetal. Der Leiter des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates, Wolfgang Schrey, verlässt das Rathaus. Welche Lücke er dort hinterlässt.

Er hat in so vielen verschiedenen Bereichen des „Konzerns Stadt“ verantwortlich gewirkt wie kaum ein anderer, ist seit der Kommunalwahl 2020 als Leiter des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates unverzichtbare Stütze der Verwaltungsleitung und lässt sich nicht davon abbringen, Ende der Woche in den Ruhestand zu treten: Wolfgang Schrey wird am Donnerstag, 28. September, letztmals im Dienst einer Ratssitzung beiwohnen. Am 1. Oktober beginnt die passive Phase seiner Altersteilzeit.

Seit Monaten nutzte Ennepetals Bürgermeisterin Imke Heymann in den politischen Gremien jede sich bietende Gelegenheit, auf Schreys drohenden Ruhestand und die vergeblichen Versuche, ihn umzustimmen, hinzuweisen. Mit dem 62-Jährigen verlässt jemand, der für seine kommunikative, ausgleichende und menschliche Art hochgeschätzt wird, das Rathaus. Nicht zuletzt nimmt Schrey sehr viel Wissen mit – fachlicher Art, aber auch darüber wie Ennepetal tickt und die Stadtverwaltung funktioniert.

Ende der Neunziger nach Ennepetal gekommen

Erst Ende der 1990er Jahre fand Wolfgang Schrey den Weg zur Stadt Ennepetal – der war zu jenem Zeitpunkt schon sehr kurz, war er doch mit der Familie in ein neugebautes Eigenheim oberhalb des Rathauses eingezogen. 1977 hatte er beim EN-Kreis eine Verwaltungslaufbahn im mittleren Dienst gestartet. Doch sein Bestreben, dort Karriere zu machen, wurde angesichts damals noch zahlreich vorhandener Mitbewerber um höhere Positionen gebremst. Da ergab sich für Schrey eine neue Perspektive: Für das von der Stadt Hagen betriebene Datenverarbeitungszentrum (DVZ), das die Arbeit für den EN-Kreis mit übernahm, wurden Mitarbeiter gesucht. Mit einigen anderen Kollegen der Kreisverwaltung schnitt er beim Test gut ab und wurde nach Hagen abgeordnet. „Damals gab es noch Lochkarten, Magnetbänder und vier Kilo schwere Festplatten für etwa 500 MB Speicherkapazität“, erzählt Schrey.

Nachdem die gesetzliche Vorgabe für den Betrieb eines DVZ wegfiel, schied der Kreis dort aus. Schrey blieb dennoch an Ort und Stelle, wurde 1989 Mitarbeiter der Stadt Hagen. „1996 zog das Rechenzentrum aber von der Innenstadt nach Hohenlimburg. Das hat meine Fahrzeit mit dem ÖPNV verdoppelt.“ In jener Zeit kam Schrey auf dem Stadtteilfest Altenvoerde mit dem damaligen Pressesprecher der Stadt Ennepetal, Michael Däumig, ins Gespräch, der ihn fragte, ob er nicht lieber hier arbeiten wolle. „Bei zwei Stadtteilfesten haben wir darüber gesprochen, beim dritten war ich dann Mitarbeiter der Stadt Ennepetal“, so Wolfgang Schrey schmunzelnd. Am 1. Oktober 1999 fing er im Rathaus an.

An die Grenze gekommen

„Mir hat es meistens Spaß gemacht“, meint Wolfgang Schrey über die 24 Jahre, die er in Diensten der Stadt stand. Dass er nicht „immer“ sagt, liegt an einer Aufgabe, die ihn an seine Leistungsgrenze gebracht habe, wie er erzählt. 2015 wurde er nach gravierenden Problemen bei den Stadtbetrieben (SBE) zu deren alleinigem Vorstand berufen. Verunsicherte Mitarbeiter, eine Erwartungshaltung der Politik, der die SBE kaum habe gerecht werden können und darüber hinaus eine lange Vakanz bei der Leitung der Hochbauabteilung stellten eine enorme Herausforderung dar. „Das hat unheimlich Kraft gekostet“, sagt Schrey rückblickend. Er verlängerte seinen Zwei-Jahres-Vertrag nicht. Immerhin sei es ihm gelungen „die verunsicherte Truppe einigermaßen zu beruhigen“, meint er.

Anfangs hatte Wolfgang Schrey bei der Stadt Ennepetal in der EDV-Abteilung gearbeitet, Leiter war Horst Schnieder. „Der Wechsel vom schwerfälligen Apparat der Stadt Hagen zur Stadt Ennepetal war für mich ein Glücksfall“, meint er. „Die Strukturen waren ganz anders, es gab kurze Entscheidungswege. Es hat richtig Spaß gemacht, man konnte sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren.“

Als Horst Schnieder zum Mitvorstand der damals frisch ausgegründeten Stadtbetriebe berufen wurde, „erbte“ Wolfgang Schrey die Leitung der IT-Abteilung, kurz darauf kamen Personal und Organisation dazu – die Verantwortung wuchs. „Ich hatte gute Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen konnte“, betont er.

+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm +++

Es folgte das Kapitel SBE, nach dessen Ende er 2017 als Prokurist zur Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG (heute Klutertwelt) wechselte. Er unterstützte den ein Jahr zuvor eingestellten Geschäftsführer Florian Englert und war eine Art „Verbindungsoffizier“ ins Rathaus. „In der Zeit gab es schöne Sachen wie die Fertigstellung des dritten Abschnitts der Renaturierung der Kluterthöhle und den Bau des Naturfreibads. „Auch der Umbau der ehemaligen Bücherei im Haus Ennepetal für die VHS war eine gelungene Sache“, sagt er.

Seit 2020 Referent der Bürgermeisterin

2020 wurde Wolfgang Schrey schließlich Referent der Bürgermeisterin. „Ich war überrascht, als sie mich gefragt hat“, erzählt er. „Ich hatte bis dahin ein kollegiales Verhältnis zu ihr, wir hatten nicht so sehr viele Berührungspunkte.“ Imke Heymanns Auswahl erwies sich als Glücksgriff für beide Seiten. „Wir verstehen uns blind“, meint Schrey. Und unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Amtes mitsamt der Stabsstellen habe sich ein sehr guter Gemeinschaftsgeist entwickelt. „Wir arbeiten gut und vertrauensvoll zusammen“, betont er.

Nun endet diese Zusammenarbeit und für Wolfgang Schrey beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Mit seiner Frau Anne-Barbara, mit der er Sohn und Tochter hat, fliegt er in wenigen Tagen zum dreieinhalbwöchigen Verwandtenbesuch nach Kalifornien, anschließend geht es noch weiter nach Hawaii. In der Folge werden seine Frau, die beim EN-Kreis im Veterinäramt beschäftigt ist und auch bald in den Ruhestand treten wird, und er öfter mit dem eigenen Boot unter anderem über Müritz und Havel schippern und zudem Radwanderungen unternehmen. Nicht zuletzt werde man auch gefragt sein, die Enkelin vom Kindergarten abzuholen. Und eine wichtige ehrenamtliche Aufgabe will Wolfgang Schrey übernehmen, nämlich die als Leselernhelfer: „Ich werde beim Verein ,Mentor’ mitmachen.“