Schwelm. Lärm und Dreck regieren am Strückerberg und sorgen durchaus für Unmut. Doch dieser Ärger soll die Sicherheit eines jeden Einzelnen erhöhen.

Die Baustelle ist gigantisch und während noch an dem schon imposanten neuen Hauptquartier für die Polizei des Ennepe-Ruhr-Kreises gebaut wird, entsteht direkt daneben ein noch größeres Bauwerk, dass nicht minder für die Sicherheit der Menschen von existenzieller Wichtigkeit sein wird: das Gefahrenabwehrzentrum, das nach Auffassung der Verantwortlichen aus dem Schwelmer Kreishaus in direkter Nachbarschaft zur Polizei den Bevölkerung- und Katastrophenschutz auf ein völlig neues Niveau heben soll.

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Bereits wenige Tage nach dem Startschuss für den Bau ist die Größe des Projekts zu erahnen mit Blick auf das Gelände, das für die topmoderne Immobilie vorbereitet wird. So haben an der Strückerberger Straße in Ennepetal – nur wenige Meter vor der Stadtgrenze zu Schwelm Bagger, Brechmaschinen, Radlager und Lkw das Kommando übernommen. Bei einem Ortstermin ließen sich Landrat Olaf Schade als oberster Bauherr, Kreisdirektor Sebastian Arlt sowie weitere Mitarbeiter der Kreisverwaltung über den Auftakt und das, was in nächster Zeit passieren wird, informieren.

100.000 Kubikmeter Erde müssen bewegt werden

Und da stehen bei dem hügeligen Gelände zunächst einmal wochenlange Erdarbeiten in enormem Umfang an. „Im von der Straße aus gesehenen hinteren Bereich werden wir etwa zehn Meter abtragen müssen, um das Gelände ebenerdig zu gestalten. In Zahlen bedeutet das: Bis Dezember werden wir hier ungefähr 100.000 Kubikmeter Erde und Steine bewegt und abgefahren haben“, erläuterte der technische Projektleiter Nikolaus Schürholz. Die Belastung für die Anwohner und den Verkehr auf der Strückerberger Straße ist dabei enorm, wie Schürholz vorrechnet: „Dafür sind bis dahin an jedem Werktag ungefähr 120 Lkw-Fahrten notwendig.“ Insgesamt rechnet der Projektleiter mit 2400 Lkw-Transporten, um allein den Boden so weit vorzubereiten, dass überhaupt gebaut werden kann. Der Abraum soll sowohl weiter verwertet und ebenso deponiert werden.

Mit Landrat Olaf Schade (zweiter von links) und Kreisdirektor Sebastian Arlt (vierter von links) an der Spitze ließen sich Vertreter der Kreisverwaltung die Arbeiten auf der Baustelle des Gefahrenabwehrzentrums erläutern.
Mit Landrat Olaf Schade (zweiter von links) und Kreisdirektor Sebastian Arlt (vierter von links) an der Spitze ließen sich Vertreter der Kreisverwaltung die Arbeiten auf der Baustelle des Gefahrenabwehrzentrums erläutern. © WP | Ennepe-Ruhr-Kreis

Verantwortlich für diese Mammutaufgabe zeichnet die Ratinger Firma Vennes, die auf eben solche Erd- und Tiefbauarbeiten spezialisiert ist. Sie sieht sich beim Vorbereiten der mehr als 19.000 Quadratmeter großen Fläche laut Mitteilung der Kreisverwaltung insbesondere zwei Herausforderungen gegenüber, bis sie den Acker in die Basis für den Neubau modelliert hat: Zum einen finden sich unterhalb einer Sandschicht im Erdreich Gesteinsschichten, die aufwändig gebrochen und zerkleinert werden müssen, bevor sie abtransportiert werden können. Zum anderen müssen im nördlichen und westlichen Bereich des Areals Stützwände gesetzt werden, die an einigen Stellen bis zu sechs Meter hoch sein müssen, um das Gelände zu sichern.

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Landrat Olaf Schade ist sich der Belastung, die der Kreis insbesondere den Anwohnern während der Bauphase zusätzlich zur Baustelle der Polizei zumutet, bewusst. „Natürlich sind die Arbeiten auf dem Gelände mit Lärm und Schmutz verbunden und auch die zahlreichen Lkw-Fahrten bringen Unruhe mit sich. Alle Beteiligten versuchen, die damit verbundenen Unannehmlichkeiten im Rahmen zu halten“, verspricht er und betont: „Unter dem Strich werden sich diese vorübergehenden Beeinträchtigungen aber auszahlen. Schließlich investieren wir hier in die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises.“

Reifenwaschwanne wird installiert

Und der Kreis hat bereits auf das erste Ärgernis reagiert. Denn schon nach den ersten Tagen haben die vielen hundert Lkw, die Strückerberger Straße mit Matsch und Erde überzogen. Deshalb, so teilt die Kreisverwaltung mit, werde der betroffene Bereich aktuell sehr regelmäßig gesäubert. Außerdem kündigt Projektleiter Nikolaus Schürholz weitere Maßnahmen an: „Zeitnah wird eine Reifenwaschwanne im Ausfahrtsbereich errichtet, so bleibt der Schmutz auf dem Gelände.“

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Läuft alles nach Plan, wird der Bau im Jahr 2026 bezugsfertig sein. Dann werden die Kreisleitstelle der Feuerwehr und die Abteilung Bevölkerungsschutz aus dem Kreishaus an der Schwelmer Hauptstraße auf den Strückerberg ziehen. Ebenso entsteht dort die neue Heimat für die Kreisfeuerwehrzentrale und das Brandübungshaus. Beides ist aktuell noch an der Schwelmer Straße in Gevelsberg-Silschede. Was mit der Immobilie passiert, in der auch der Löschzug Silschede der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Gevelsberg beheimatet ist, ist noch nicht klar. Zurück zum Strückerberg: Ausreichend Raum bieten die geplanten Hallen-, Lager- und Freiflächen zudem für Einsatzfahrzeuge und den Rettungsdienst sowie für Material aus den Bereichen Feuerwehr und Katastrophenschutz.

Landrat Olaf Schade und Fachbereichsleiter Christian Kappenhagen beim Besuch der Baustelle auf dem Strückerberg. Hier werden ab dem Jahr 2026 die Rettungswagen des Ennepe-Ruhr-Kreises eine Heimat finden.
Landrat Olaf Schade und Fachbereichsleiter Christian Kappenhagen beim Besuch der Baustelle auf dem Strückerberg. Hier werden ab dem Jahr 2026 die Rettungswagen des Ennepe-Ruhr-Kreises eine Heimat finden. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Im Fokus stehen neben dem Zeitplan selbstverständlich auch immer die Kosten, gerade wenn die öffentliche Hand mit Steuergeldern baut. Vor etwas mehr als zehn Monaten hatte der Kreistag für Planung und Bau ein Maximalbudget von 113,5 Millionen Euro freigegeben. Ursprünglich sollten einmal 35 Millionen Euro auskömmlich sein. Ob diese 113,5 Millionen Euro überhaupt ausreichen werden, muss sich zudem auch noch zeigen. Sämtliche Bauprojekte des Ennepe-Ruhr-Kreises der jüngeren Vergangenheit sind erheblich teuerer geworden, als ursprüngliche einmal kalkuliert.

Ist das Gefahrenabwehrzentrum fertig, wird es laut Bauplan 17.500 Quadratmeter für Büros, Hallen- und Freiflächen bieten. Ausschreibungs- und Vergabefahren für den Bau der vorgesehenen Gebäude laufen derzeit. Abgeschlossen sein soll dies zum Jahresende, so dass nach und nach sämtliche Gewerke für diese hochkomplexe Spezial-Immobilie verpflichtet werden.

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