Ennepetal. Das Ferik Festival in Ennepetal hat sich zur Größe in der Region gemausert. So lief die Veranstaltung am Wochenende im Klutertbad.
Der wummernde Bass ist schon aus der Ferne zu hören. Über dem Klutertbad in Ennepetal ein Gewitter: künstlicher Rauch steigt neben den Wasserrutschen auf, bunte Lichter durchzucken die entstandenen Schwaden. Das Ferik Festival geht in die dritte Auflage im Klutertbad. Die Wiesen rund um die Schwimmbecken, auf denen sich sonst die Badegäste Sonnen, sind von Freitag bis Samstag Schauplatz des elektronischen Musikfestivals der Region geworden.
„Welcome to lost in Bermuda“ steht über dem Eingangstor, das eine dschungel-artige Atmosphäre erweckt. Mystische Dreiecke und Säulen verstärken diesen Eindruck. Hinter dem Tor tummeln sich die Besucher zwischen Cocktailbars vor der Mainstage, einer von zwei Bühnen, von der aus künstlicher Nebel, durchzuckt von blitzenden Lichtern, aufsteigt.
Simon Wolter belebt die Menschenmenge vor der Bühne mit Techno-Remixen. Der Bass, der die Luft zum Zittern bringt, macht es nahezu unmöglich, still stehen zu bleiben. Liegestühle, Beachvolleyball, bunte Drinks und sommerliche Kleidung schaffen eine lockere Atmosphäre mit bester Stimmung.
Ausgelassene Stimmung mit tragischem Hintergrund
Veranstaltet wird das Festival von einem dreizehnköpfigen Team. Die Geschichte des Festivals hat einen Tragischen Hintergrund. Im September 2016 kam der 17-jährige Hendrik Feltgen, bester Freund der Veranstalter, durch einen tödlichen Autounfall – verursacht durch einen stark alkoholisierten Fahrer – ums Leben. Seither ist das Ferik Festival (zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben des Namens) dem verstorbenen Freund gewidmet und trägt eine wichtige Botschaft: „Don´t Drink and Drive“.
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Mit verschiedenen Angeboten versucht das Ferik-Team auf das wichtige Thema aufmerksam zu machen. An einem Stand auf dem Gelände kann man so beispielsweise symbolisch einen Schlüssel an den Nagel hängen und zum Beweis seiner Fahrtauglichkeit einen pinken Flamingo angeln. Aschkan Darvishy und Frederik Weithe versuchen ihr Glück mit den Angeln. „Man muss die Leute Wachrütteln“, erklärt Aschkan Darvishy. Er selbst ist schon seit den Anfängen mit Gartenpartys dabei und aus Kroatien angereist, um beim Aufbau zu helfen. „Ich kannte Hendrik sehr gut“, erzählt der gebürtige Ennepetaler.
Nicht nur das persönliche Erlebnis habe ihn geprägt, sondern auch seine Zeit als Sanitäter, in der Unfälle in Verbindung mit Alkohol immer wieder auftraten. „Es ist schlichtweg verantwortungslos“, deshalb seien Aktionen und Kampagnen wie beim Ferik Festival besonders wichtig, um ein anderes Bewusstsein zu schaffen.
Szene-Stars wie „Moguai“ legen in Ennepetal auf
Alkohol wird auf dem Festival trotzdem ausgeschenkt und ausgelassen gefeiert. „Das ist genau das Richtige für die Umgebung“, erklärt Aschkan Darvishy. Anders als auf riesigen Festivals sei es in Ennepetal „viel familiärer“ und man treffe auf viele Bekannte und Menschen aus der Umgebung. „Und die Musik ist besser, viel offener“, erzählt Darvishy. Mit mehr als 30 Künstlern, von Newcomern über alte Bekannte des Festivals bis hin zu in der Szene bekannten Stars wie „Moguai“, deckt das Festival ein breites Spektrum der elektronischen Musik ab und unterstützt aufstrebende lokale Künstler.
„Man steht hier an für die Musik und nicht für den Namen“, ergänzt Frederick Weithe. Einer dieser lokalen Künstler ist Simon Wolter. Verschwitzt und mit breitem Lächeln im Gesicht kommt der gebürtige Schwelmer von der Bühne. „Das ist wie eine Stunde Sport“, erklärt der DJ. Simon Wolter gehört zu den Gründungsmitgliedern der Ferik-Festival-Geschichte. „Ich bin stolz dieses tolle Event mit aufgebaut zu haben“, sagt er.
Max Bering, der auch schon zum Festival dazugehört, legt auf, als sich die Sonne mit einem goldenen Sonnenuntergang verabschiedet. Scheinwerfer und Laser beleuchten die Menschenmenge von der Bühne aus, an den Ständen leuchten Lichterketten und auch einige Besucher tragen leuchtende Knicklichter und Lichterketten.
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Das gute Wetter hatte allerdings auf sich warten lassen. „Es hat geschüttet“, erinnert sich Maximilian Zeibig, der mit dem dreizehnköpfigen Team hinter der Organisation des Festivals steht. Den Aufbau hatte die schlechte Wetterlage vor eine große Herausforderung gestellt. „Es war eine Schlammschlacht, das Freibad war „Mini-Wacken“, erklärt Zeibig. Landwirte in der Umgebung sprangen den Organisatoren zu Hilfe und lieferten 15 Ballen Stroh, die gegen den Schlamm auf den wiesen verteilt wurden. Ein Tag und eine Nacht wurde zusätzlich gearbeitet, sodass keinem der Besucher am Freitag auffallen konnte, dass es zu Schwierigkeiten gekommen war.
Kaum vergleichbare kulturelle Angebote
„Es ist der absolute Wahnsinn, was dieses Team geleistet hat“, berichtet Zeibig stolz. Über ein ganzes Jahr wurde das Festival in der Freizeit geplant, alles ohne kommerziellen Hintergrund. Was auf Gartenpartys anfing, ist im Laufe weniger Jahre zu einem Event gewachsen, „das größer ist als jedes Grundstück in Schwelm“ und zwischen 4500 und 5000 Besucher, so schätzt es Zeibig, erfreut. Damit ist das Festival im Vergleich zum letzten Jahr erneut gewachsen.
Gewachsen ist auch die Hauptbühne, auf die Zeibig besonders stolz ist. „25 x 9 Meter“ erklärt er. Damit müsste die Bühne eine der größten im Ennepe-Ruhr-Kreis sein, vermutet der Veranstalter. „Wir machen das für die Region“, erklärt Zeibig.
Für junge Menschen gäbe es kaum vergleichbare kulturelle Angebote in der Umgebung. „Und wir bieten regionalen kleineren Künstlern eine Chance“, was auch zu einem besonders guten Verhältnis zu den Künstlern führe. „Besonders dankbar und zufrieden sind wir mit der Zusammenarbeit und Unterstützung der Klutertwelt“, berichtet Zeibig. Auch der technische Dienstleister JPAcoustics aus Ennepetal kann sich über großes Lob freuen. „Ohne die Unterstützung wäre das nicht möglich gewesen“, bedankt sich Zeibig.