Ennepetal. Ennepetal: Wie sicher fühlen sich die Bewohner noch, nachdem ein 51-Jähriger mindestens neun von ihnen schwer sexuell missbraucht haben soll?
Das Entsetzen war groß, als am Montag bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft Hagen gegen einen 51-jährigen Pfleger ermittelt, der im Zentrum für Betreuung und Pflege an der Rollmannstraße in Ennepetal mehrere demenzkranke Bewohnerinnen schwer sexuell missbraucht haben soll. Doch trotz der schwer wiegenden Vorwürfe gegen den Mitarbeiter, einen verheirateten Familienvater, würden bis jetzt die Heimbewohner und ihre Angehörigen sowie das Personal sehr gefasst reagieren, erklärt Monika Steilen, Sprecherin der Korian-Gruppe, die das Heim betreibt.
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„Natürlich sind alle auch schockiert“, betont sie. „Dennoch schenken sie dem Haus und der Einrichtungsleitung weiterhin ihr Vertrauen.“ Die gute Arbeit, die hier in den 30 Jahren seit der Eröffnung gemacht worden sei, komme ihrem Unternehmen zugute, so die Korian-Sprecherin. Die Einrichtung an der Rollmannstraße, die von Anbeginn an einen guten Ruf genießt, war 1993 von der Schwelmer Dr.-Lohbeck-Gruppe eröffnet und 2006 von Curanum (jetzt Korian) übernommen worden.
Hauptsache, der Beschuldigte ist weg
Monika Steilen und ihre Kollegin Tanja Kurz waren schon am Montag von der Unternehmenszentrale in München nach Ennepetal gereist, um vor Ort als Ansprechpartner bereit zu stehen. Natürlich würden sich die Angehörigen Sorgen machen, zumal noch im Raum stehe, dass die Ermittlungen über die neun bekannten Fälle hinaus weitere Taten zutage fördern, so Monika Steilen. Sie habe auch mit Bewohnern gesprochen, die die Geschehnisse nicht auf die gesamte Einrichtung beziehen würden. Hier habe sich auch aus Sicht der Angehörigen und der Bewohner ein Einzelner offenbar einer schweren Straftat schuldig gemacht, „den Bewohnern ist wichtig, dass der Beschuldigte weg ist“, sagt Steilen. „Es war wichtig, dass wir umgehend reagiert haben und den betreffenden Pfleger sofort freigestellt und gekündigt haben“, meint sie.
Die Unternehmensvertreterinnen betonen, dass ihnen sehr an Transparenz in dem Fall gelegen sei, der deutschlandweit für Aufsehen sorgt. Monika Steilen und Tanja Kurz weisen nicht zuletzt darauf hin, dass man innerhalb der gesamten Korian-Gruppe die Mitarbeitenden über das Geschehen informiert habe. In dem Zusammenhang habe man darum gebeten, sensibel mit dem Thema umzugehen sowie „achtsam und wachsam“ zu sein.
Fotos und Filme wohl nicht weiterverbreitet
Ein 51-jähriger Familienvater sitzt seit dem 13. Juli in Untersuchungshaft, weil er unter dem dringenden Tatverdacht steht, mindestens neun dementen Heimbewohnerinnen, die durch ihre Krankheit widerstandsunfähig waren, schwer sexuell missbraucht und vergewaltigt zu haben. In der Nacht auf den 30. Juli hatte ein Kollege den Mann während des gemeinsamen Nachtdienstes gegen 4.45 Uhr nackt über eine Bewohnerin gebeugt in deren Zimmer erwischt. Am Wochenende des 1. Juli hat zudem ein anonymer Brief die Polizei erreicht. Umgehend nahm die Staatsanwaltschaft Hagen die Ermittlungen gegen den Pfleger auf.
Der hat sich offenbar selbst bei seinen Taten gefilmt und fotografiert. „Wir sind noch dabei, die Daten auf den mobilen Endgeräten auszuwerten. Bislang gibt es keinerlei Hinweise, dass der Beschuldigte die Dateien weitergegeben oder anderweitig verbreitet hat“, sagt Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli auf Nachfrage der Redaktion und bestätigt die Information, dass einige der Opfer bereits verstorben sind. Ob die Taten, die dem 51-Jährigen zur Last gelegt werden, neben dem sexuellen Missbrauch auch andere Straftatbestände wie Körperverletzung implizieren, ist Gegenstand der Ermittlungen.
Der Mann war seit April 2021 in dem Ennepetaler Heim beschäftigt. Wann er damit begonnen haben soll, sich an den dementen Bewohnerinnen zu vergehen, dazu gibt die Staatsanwaltschaft Hagen aktuell noch keine Informationen. Auch zur genauen Anzahl der Opfer kann Dr. Gerhard Pauli noch keine Angaben machen, so lange das Foto- und Video-Material nicht komplett ausgewertet und bewertet ist.
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