Gevelsberg. Friedhofsverwalter Helmut Otto geht in Ruhestand: Bewegende Jahre liegen hinter ihm - mit vielen Überraschungen und einer sich ändernden Kultur.
Mit einem Blick zurück auf 35 Jahre engagierte Arbeit als Friedhofsverwalter in Gevelsberg geht Helmut Otto in den wohlverdienten Ruhestand. Bei einem Gespräch mit unserer Zeitung auf dem Ev. Friedhof an der Erlöserkirche erzählt er von seiner facettenreichen Karriere und dem Bestattungswandel, den er hautnah miterlebt hat. „Ursprünglich wollte ich Förster werden, aber die Wartezeit für einen Studienplatz war damals sehr lang. Deshalb habe ich mich für eine Gärtnerlehre entschieden“, erinnert sich Otto. „Und ich habe es nie bereut - ich liebe die Natur und das Gestalten von Grabstätten. Ich denke, ich habe meinen Platz gefunden.“
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Helmut Otto verwaltete die Friedhöfe der Ev. Kirchengemeinde unter erschwerten Bedingungen. Sinkende Bestattungszahlen zwangen die Kirchengemeinde zu personellen Einsparungen. Deshalb betont er: „Mir war es immer wichtig, mit auf dem Friedhof zu sein und mit anzupacken, so konnte ich dazu beitragen, dass unsere Friedhöfe weiterhin Orte der Ruhe und des Gedenkens an die Verstorbenen bleiben.“ Kurios: Einmal wurden Helmut Otto Knochenfunde übergeben, die auf dem Kirmesplatz gegenüber von der Gaststätte Saure gefunden wurden. „Meines Wissens stammten die Überreste von der ehemaligen Klosterkirche, deren Grundmauern am Nordwestende des Platzes noch zu sehen sind. Damals wurde vermutlich um die Kirche herum auch bestattet.“ In Absprache mit dem Denkmalamt wurden die Gebeine bei Erdbeisetzungen auf dem Friedhof Oberstadt unter die Grabsohle gelegt, ähnlich wie es bei Gebeinen geschieht, die bei Nachbelegungen gefunden werden.
In den vielen Jahren seiner Tätigkeit erlebte er einen Wandel im Bestattungswesen. „Erdbeisetzungen sind schon lange nicht mehr die Norm, der Anteil an Urnenbeisetzungen steigt weiter.“ Immer mehr Menschen wünschten sich alternative Bestattungsformen wie z. B. in Kolumbarien oder im Ruheforst. „Das hat uns vor neue Herausforderungen gestellt. Leider führte dies auch zur Schließung der evangelischen Friedhöfe Oberstadt und Unterstadt, und selbst hier auf dem kleinen Friedhof an der Erlöserkirche haben wir etliche Gräber, die für Erdbestattungen vorgesehen waren, in Urnengräber gewandelt.“
Auch die Einführung der EDV in der Verwaltung war ein Meilenstein, den er als junger Mann mitgestaltete. „Damals hatten wir noch Schreibmaschinen im Einsatz. Die Umstellung auf die Computerwelt war eine spannende Zeit“, erinnert er sich lächelnd. „Es war wichtig, auch die älteren Kolleginnen mitzunehmen, und wir haben das gemeinsam gemeistert. Ohne diese fleißigen und gewissenhaften Mitarbeiterinnen wäre das nicht möglich gewesen.“
Mit Herzblut und Verantwortungsbewusstsein
Mit Herzblut und Verantwortungsbewusstsein verwaltete Helmut Otto bis zu 6000 Grabstätten zu Spitzenzeiten. „Hier an der Erlöserkirche haben wir noch circa 400 Grabstätten. Jede hat für mich eine besondere Bedeutung. Ich habe mich immer persönlich dafür eingesetzt, dass alles würdevoll gestaltet ist“, sagt er. „Und ich bin froh, dass ich meinen Nachfolger Christian Bockholt weiterhin unterstützen kann. Die Zusammenarbeit mit ihm in den letzten eineinhalb Jahren und dem gesamten Team der Friedhofsverwaltung und des Gemeindebüros war großartig.“
Als langjähriger Praktiker kennt er die Herausforderungen, vor denen das Bestattungswesen steht. „Die Beerdigungszahlen werden zwar steigen, aber der Flächenbedarf wird kleiner. Da werden mehr Urnenbestattungen und „pflegefreie“ Grabstätten gefragt sein“, erklärt Otto. „Aber ich bin zuversichtlich, dass die Kirchengemeinde auch in Zukunft ihren Beitrag leisten wird und Gräber für die Bestattung ihrer Gemeindeglieder anbieten kann.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht Helmut Otto in den Ruhestand. „Die Arbeit hier war meine Berufung, und ich werde sie vermissen“, gesteht er. „Aber jetzt möchte ich meine Rente ruhig angehen lassen und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Meine Frau war ja auch lange Zeit bei der Friedhofsverwaltung beschäftigt und für die Grabpflege zuständig. Beruflich wie privat sind wir ein eingespieltes Team – wir werden die Zeit der Rente genießen.“
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