Ennepetal. „Ich hatte große Angst, dass Studium abzubrechen.“ Ennepetalerin Anne Bültmann hat sich getraut und für einen ganz anderen Weg entschieden.

Biologie, das ist ihr Ding. Das dachte sie zumindest. Die Ennepetalerin Anne Bültmann schrieb sich nach dem Abitur an der Uni ein und stellte irgendwann fest, dass sie dort doch nicht richtig ist. Eine unerwartete aber genau richtige Kehrtwende in ihrem Leben. Erst jetzt merkt sie, was sie wirklich will, nämlich ihre Leidenschaft für Bücher zum Beruf zu machen. Und noch bevor sie überhaupt ihre Ausbildung in der Bücherei beginnt, gewinnt sie bereits einen ganz besonderen Preis in ihrem zukünftigen Job.

Die fast 24 Jahre alte Ennepetalerin weiß schon früh, was sie will. Nach dem Abi studiert sie Biologie. Vier Jahre später hat sie das Studium abgebrochen, der Wissenschaft den Rücken gekehrt und sich etwas ganz Neuem gestellt. Am 1. August beginnt sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Bibliothek in Wetter. Sie hat lange überlegt, ob sie es wagen soll, ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Sie sagt: „Ich hatte große Angst, das Studium abzubrechen, da ich schon so viel Zeit damit verbracht hatte. Meine Liebe zu Büchern hat mir den Übergang aber etwas erleichtert.“ Letztlich habe sie auf ihr Herz gehört. „Denn wenn man sich jetzt schon nicht wohlfühlt, dann wird sich das auch nicht ändern, wenn man später in dem Beruf arbeitet.“ Ob sie einen Tipp für andere hat? Man sollte nichts überstürzen, wenn es um so eine Entscheidung geht. Man müsse den Dingen eine Chance geben, aber eben auch reagieren, wenn es nicht den Spaß bringt, den man sich erhofft hat.

Ausbildung beginnt am 1. August

Spaß hat sie jetzt. Endlich. „Ich habe überlegt, was ich machen möchte, was mich wirklich begeistert.“ Bei Anne Bültmann sind das Bücher. Sie ist leidenschaftliche Leserin, hat in diesem Jahr schon 18 Bücher gelesen, betreibt mit einer Freundin einen Internet-Blog, in dem sie Bücher rezensiert. „Ich rede gerne über Bücher, bringe sie anderen näher.“ Genau darum geht es in ihrem neuem Job - und um noch so viel mehr. Darüber, Veranstaltungen zu organisieren, mit neuen Medien zu arbeiten, Tipps zu geben, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Dass der Beruf so vielseitig ist, das hatte sie nicht erwartet. Zwei Tage Praktikum in der Stadtbücherei in Hagen reichten, um auf Nummer sicher zu gehen und sich zu bewerben.

Nachdem sie die Zusage für ihren Ausbildungsplatz in der Stadtbücherei in Wetter bekam, kümmerte sie sich in Ennepetal um ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die sieben Monate bis zum Beginn der Ausbildung wollte sie sinnvoll nutzen und keinen einzigen Tag mehr verlieren. Und dann kam der Aufruf des Internationalen Bundes, der ihren Freiwilligendienste koordiniert. Alle FSJ-ler sollten erzählen, was man auf der Arbeit so macht. „Das guckt sich doch keiner freiwillig an“, dachte sich die 24-Jährige. Und drehte ein witziges Video, in dem sie zeigte, was ihren Traumjob ausmacht. Von wegen nur Bücher lesen und einsortieren. Sie hat die Nacht der Bibliotheken geplant, Leserinnen und Leser beraten, vorgelesen, Bücher foliert, am Computer gearbeitet. Es wurde ein ganz persönlicher Werbefilm für ihren Traumjob. Dafür gab gab es einen 150-Euro-Wunschgutschein und einen Blumenstrauß.

Ein Buch ist immer besonders

Biologie habe ihr am Anfang auch Spaß gemacht, die schönen Bücher und Geschichten waren eigentlich für die Freizeit bestimmt. Sie will anderen Mut machen, auf ihr Herz zu hören. Sie ist sich sicher, für sich die richtige Entscheidung getroffen zu haben, die außerdem auch zukunftsfähig ist. „Ich denke es wird immer Büchereien geben, auch wenn eBooks immer beliebter werden. Ein richtiges Buch in der Hand zu haben ist immer ein besonderes Gefühl. Auch zur Leseförderung sind Büchereien sehr wichtig“, sagt Anne Bültmann. Und auch sie selbst lernt immer wieder dazu, und auch Bücher kennen, die sie nie auf dem Schirm gehabt hätte.

Und diese Begeisterung möchte sie weitergeben. In andere Welten abtauchen, Neues kennen zu lernen, sich Zeit zu nehmen, das mache das Buch aus. Und eine Bücherei bietet eine kostengünstige Alternative. Anne Bültmann weiß, wer regelmäßig Bücher kauft, muss viel Geld in die Hand nehmen. Das kann man sich durch das Bücherangebot in der Stadt sparen.

Nach den drei Jahren Ausbildung in der Bücherei könnte sich Anne Bültmann durchaus vorstellen noch die Theorie dranzuhängen, und zu studieren. Aber jetzt will sie überhaupt erstmal mit der Ausbildung beginnen. Endlich das machen, was sie wirklich glücklich macht.