Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Nun ist die Sperrung aktiv. Tausende Pendler sind von der Baustelle auf der Strecke zwischen Wuppertal und Düsseldorf betroffen.

Wer mit dem Zug in Richtung Düsseldorf fahren will, braucht jetzt starke Nerven. Denn: Ab Donnerstag, 22. Juni, legt die Deutsche Bahn die komplette Strecke zwischen Wuppertal und Düsseldorf lahm. Sämtliche Linien sind davon betroffen – für mehr als sechs Wochen fährt kein einziger Zug. Das hat massive Auswirkungen auf die Pendler aus Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal.

Für die vielen Pendler war die Mitteilung der Bahn vom 17. Mai bereits eine Hiobsbotschaft, vor allem Grünen-Politiker aus Wuppertal hatten sich darüber echauffiert, dass der ÖPNV auf einer derart wichtigen Strecke für eine so lange Zeit mit einem so kurzen Vorlauf ausgesetzt und lediglich über Busse, die als Schienenersatzverkehr dienen, kompensiert wird.

Die Maßnahme an sich ist alternativlos an dem maroden Schienennetz in NRW. Die Deutsche Bahn (DB) setzt hiermit nämlich die Arbeiten an der Eisenbahninfrastruktur rund um Düsseldorf-Gerresheim in diesem Sommer fort. Das Gesamtpaket, das an dem Abschnitt erneuert wird, ist derart groß, dass die Arbeiten nicht nebenbei erfolgen können.

So erneuern die Baufachleute mehr als 4000 Meter Schiene und bewegen insgesamt 22.000 Tonnen Schotter. Zehn neue Weichen werden eingesetzt und weitere neun zurückgebaut. Auch Oberleitungsarbeiten stehen auf dem Plan der DB-Ingenieure: Auf einer Länge von mehr als fünf Kilometern demontieren Techniker die Oberleitung und setzen neue Masten inklusive Kettenwerk.

Auswirkungen auf den Zugverkehr

Wegen der Bauarbeiten und der notwendigen Vollsperrung kommt es zwischen Donnerstag, 22. Juni, ab 21 Uhr, und Freitag, 4. August, bis 21 Uhr zu folgenden Einschränkungen im Bahnverkehr:

Die Regionalexpress-Linien RE 4 (National Express) und RE 13 (Eurobahn) fallen zwischen Düsseldorf Hauptbahnhof und Wuppertal Vohwinkel aus. Als Ersatz verkehren Busse. Es kommen Schnellbusse zwischen Wuppertal Hbf und Düsseldorf Hbf mit Halt in Wuppertal am Sonnborner Ufer (nicht am Haltepunkt Wuppertal-Sonnborn) und Düsseldorf-Oberbilk zum Einsatz. Weitere Schnellbusse verkehren zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Düsseldorf Hbf mit Halt in Düsseldorf-Oberbilk.

RE 13, RE 4 und S 8 fahren von Schwelm aus nach Düsseldorf. Ab Wuppertal heißt es: Umsteigen auf den Bus.
RE 13, RE 4 und S 8 fahren von Schwelm aus nach Düsseldorf. Ab Wuppertal heißt es: Umsteigen auf den Bus. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Die S-Bahn-Linie S 8 (DB Regio) fällt zwischen Düsseldorf Hbf und Wuppertal-Vohwinkel aus. Als Ersatz verkehren auch hier Busse. Ebenso für die S-Bahn-Linie S 28 (Regiobahn), die zwischen Düsseldorf Hauptbahnhof und Mettmann Stadtwald ausfällt.

Die S-Bahn-Linie S 68 (DB Regio) fällt aufgrund einer weiteren Baumaßnahme im Rahmen des RRX auf dem kompletten Laufweg zwischen Langenfeld und Wuppertal-Vohwinkel aus. Als Schienenersatzverkehr kommen auch hier Busse zum Einsatz.

„Nach Abschluss der Arbeiten ist es möglich, dass die Züge der S 28 am Bahnhof Gerresheim an verschiedenen Bahnsteigen halten können und im Falle einer Verspätung nicht aufeinander warten müssen. Darüber hinaus entstehen neue, flexiblere Fahr- und Überholmöglichkeiten zwischen Düsseldorf und Wuppertal“, teilt ein Bahnsprecher mit und macht klar: „Die Arbeiten werden pünktlich starten, so dass ab Donnerstag um 21 Uhr gesperrt sein wird.“

Unerwartete Kabelarbeiten im vergangenen Jahr notwendig

Eigentlich sollte die Sache längst erledigt sein, denn die ursprünglichen Planungen der DB sahen vor, die Modernisierung des Streckenabschnitts bereits im Sommer 2022 abzuschließen. „Bei den Vorarbeiten sind allerdings mehrere Leitungen und Rohre entdeckt worden, die nur etwa 50 Zentimeter unterhalb der Gleise lagen und teilweise mit Asbest belastet waren. Für einen langfristig sicheren Bahnbetrieb mussten diese Leitungen und Rohre durch externe Fachfirmen verlegt werden. Aufgrund dieser kurzfristigen, aufwendigen Arbeiten konnte die DB das Projekt im vergangenen Jahr nicht abschließen“, teilt die Bahn mit, warum die Sache nicht – wie ursprünglich geplant – längst erledigt ist.

Der Bahnhof Ennepetal / Gevelsberg bedient die Linien RE 4 und RE 13 in Richtung Düsseldorf. Sie enden für Wochen in Wuppertal.
Der Bahnhof Ennepetal / Gevelsberg bedient die Linien RE 4 und RE 13 in Richtung Düsseldorf. Sie enden für Wochen in Wuppertal. © WP Ennepetal | Hartmut Breyer

Nach der Umverlegung der Leitungen und Rohre hat die Deutsche Bahn zunächst weitere Vorarbeiten für die Großbaustelle im Gleisbereich durchgeführt. So haben die Bauarbeiter in der Zwischenzeit einen großen Teil der Gründungen für die Oberleitungsmasten und Signale gesetzt. Auch die Arbeiten an der Entwässerung sind einen großen Schritt weiter gekommen. „Das Rentensionsfilterbecken, mit dessen Hilfe Regenwasser gereinigt und in die Düssel geleitet werden kann, ist baulich fertiggestellt. Für die neue Leit- und Sicherungstechnik sind bereits viele Vorarbeiten abgeschlossen“, zieht die Bahn ein Fazit der Vorarbeiten.

Insgesamt investieren die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) mehr als 25 Millionen Euro in die Erneuerung der Infrastruktur rund um Düsseldorf-Gerresheim.

Welche Alternativen gibt es für diejenigen, die in diese Richtung fahren können? Zum Ersten natürlich der Schienenersatzverkehr. Eine Fahrt über die nördliche Route quer durch das Ruhrgebiet wäre enorm zeitaufwendig, auch hier sind zahlreiche Baumaßnahmen im Gange. Per Pkw wäre die A 46 der direkte Weg – zu den Hauptverkehrszeiten eine Strecke mit Staugarantie.

Die Fahrplanänderungen sind in die Online-Auskunftssysteme der Deutschen Bahn eingearbeitet und werden parallel über Aushänge an den Bahnsteigen bekannt gegeben. Außerdem sind sie unter zuginfo.nrw, bauinfos.deutschebahn.com/nrw und über die App „DB Bauarbeiten“ abrufbar.

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