Ennepetal. Die Notgemeinschaft Milspe folgt dem Beispiel der Nachbarhilfe Voerde und überträgt ihr Vermögen. Das bedeutet der Schritt für die Mitglieder.
Klaus Müller ist erleichtert. Alle Akten sind nun bei ihm zu Hause abgeholt worden. Seine Arbeit als Vorsitzender der Sterbekasse „Nachbarhilfe Voerde“ ist nun endgültig beendet. 100 Jahre alt würde die Kasse jetzt sein. Doch die noch etwa 1900 Mitglieder sind in diesen Tagen informiert worden, dass sie jetzt zu den „Vereinigten Nachbarschaften VVaG“ mit Sitz in Bochum gehören. Es ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, wie es auch die „Nachbarhilfe” war. Die Bezirksregierung Arnsberg hat die Übertragung der Voerder Kasse in die „Vereinigten Nachbarschaften“ nach einem längeren Verfahren Ende März genehmigt.
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Diesen Weg der Übertragung will auch die „Notgemeinschaft Milspe“ gehen. Das beschloss kürzlich einstimmig die Jahreshauptversammlung. Die Notgemeinschaft wurde im vergangenen Februar vor 100 Jahren in Milspe mit Unterstützung der Evangelischen Kirchengemeinde gegründet. Der Grund: Viele Familien waren in dieser Zeit so arm, dass sie ihre Toten nicht beerdigen konnten. Ein Pfarrer der Gemeinde gehörte immer dem Vorstand an, seit einiger Zeit ist es Pfarrer i.R. Dr. Detlef Holinski, der einst im Pfarrrbezirk Büttenberg tätig war.
Bisherige Bedingungen bleiben unverändert
Wie Geschäftsführerin Kirsten Grefe in der Jahreshauptversammlung bekannt gab, hatte die Notgemeinschaft Ende 2022 noch 1824 Versicherte. Im Vorjahr waren es 1880. Auch die Zahl der abgeschlossenen Versicherungen sank von 3754 auf 3669.
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Landauf, landab geben die in schwerer Zeit gegründeten Sterbekassen auf. Das berichtete Jan Kratel von den „Vereinigten Nachbarschaften“ in der Versammlung in Milspe. Über 100 seien in den letzten Jahren durch den Weg der Übertragung in die „Vereinigten Nachbarschaften“ aufgenommen worden. „Die bisherigen Bedingungen bleiben für die neuen Mitglieder unverändert“, betonte Kratel.
„Stachel im Fleisch“
Die Sterbekassen waren jahrzehntelang die „Stachel im Fleisch“ der großen Versicherungen.
Man habe immer günstigere Beiträge erheben können. Die Verwaltungskosten seien niedrig gewesen durch viele ehrenamtliche Arbeit.
Mit etwas Wehmut nahmen ältere Mitglieder die Veränderungen zur Kenntnis. So ist Eberhard Isken 73 Jahre, Ilse Weinbänder 69 Jahre und Doris Schmoll 68 Jahre Mitglied der Notgemeinschaft. Isken, ein Mann der Evangelischen Gemeinde in Milspe, hat selbst viele Jahre die Geschäfte der Notgemeinschaft geführt. Greta Biederbick wird wohl noch ein Jahr als Vorsitzende an der Spitze des Vereins stehen, bis alle Regularien erledigt sind und die Bezirksregierung ihre Zustimmung geben kann. Zuvor jedoch muss ein Gutachten erstellt werden und am Ende des Verfahrens müssen noch einmal die Mitglieder abstimmen.
Geschäftsführerin Kirsten Gräfe: „Wir haben lange überlegt. Aber eine Auflösung wäre keine gute Lösung für unsere Mitglieder gewesen. Durch die Übertragung bleiben die Bedingungen und Rechte bestehen!“ In der Versammlung wurden noch Sabine Fasching und Anne Mönch zu Kassenprüferinnen gewählt.
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Beide Ennepetaler Sterbekassen verloren Mitglieder. Nur wenige Eintritte seien in den letzten Jahren zu verzeichnen gewesen. Die lange Niedrigzinsphase sei aber das größte Problem für die Versicherungsvereine, so heißt es. Bei den Voerdern gab es ein weiteres ungelöstes Problem. Kein Mitglied wollte den Vorsitz von Klaus Müller übernehmen. Er führt schon seit 2011 die Voerder Sterbekasse. Müller löste damals Werner Jordan als Vorsitzender ab. Schon seit 1999 verwaltete Klaus Müller die EDV der Nachbarhilfe. Müllers Schwiegermutter, Margarete Sondermann, übt seit 32 Jahren das Amt der Kassiererin aus. Sie wurde in den Versammlungen immer als das Bindeglied zu den Mitgliedern bezeichnet. Sabine Müller, die Ehefrau des Vorsitzenden, gehörte seit vielen Jahren als Beisitzerin dem Vorstand an, ebenso Paul-Georg Dahl.
Zusammenlegung von Milspe und Voerde keine Option
Durch die Übertragung sei es nicht ausgeschlossen, dass die Versicherten noch weitere Vorteile bekämen, sagt Klaus Müller. Überlegungen, die Milsper und Voerder Sterbekassen zusammenzulegen, hätte nicht zu einer dauerhaften Lösung geführt, sei man sich nach Gesprächen sicher. „Aus zwei kleinen kann man keine große machen“, so der erfahrene, nun ehemalige Vorsitzende.
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