Schwelm/Gevelsberg. Fußballer haben sich auch mit dem Wolfsgruß vorm Kreishaus Schwelm fotografiert. Das sorgt für Entsetzen. Der Vereins-Vorsitzende reagiert.
Übermut? Eine unbedachte Dummheit? Oder: Ist das, was Aufstiegsspieler der SG Vatanspor Gevelsberg gemacht haben, mit einer rechtsnationalen oder gar salafistischen Botschaft versehen? In Trikots des Vereins hatten sich elf Spieler mit türkischen Flaggen vor dem Schwelmer Kreishaus postiert und politisch durchaus aufgeladene und polarisierende Zeichen wie den Wolfsgruß, den Rabia-Gruß oder den ausgestreckten rechten Mittelfinger, den der IS für sich nutzt, in die Kamera gehalten. Baris Hanyildiz, Vorsitzender des türkischen Fußballvereins aus Gevelsberg ist darum bemüht, einzuordnen und die Sache zu beruhigen.
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Pfingstmontag: Vatanspor erfährt, dass der Verein in die Kreisliga A aufgestiegen ist – ein riesiger Erfolg für die Multi-Kulti-Truppe aus dem Stefansbachtal in Gevelsberg, in der auch Kurden, Griechen und Iraner am Ball sind. Die Feier findet in Schwelm in der Shisha-Bar eines Mitglieds statt. „Da haben wir auch schon im Jahr zuvor den Saisonabschluss gefeiert“, sagt Baris Hanyildiz. Am gleichen Tag steht fest: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist knapp wiedergewählt worden. „Etwa 70 bis 80 Prozent der Türken, die hier leben, haben sich dieses Ergebnis gewünscht“, sagt Baris Hanyildiz.
IS nutzt Zeigefinger-Geste
Die Stimmung ist gut, Fotos sollen die Feierei festhalten. „Wir sind dann gegenüber zum Kreishaus gegangen, einfach weil dort Treppen sind, auf denen man gut fotografieren kann – nicht wegen seiner politischen Bedeutung“, sagt der erste Vorsitzende. Die frisch gebackenen A-Liga-Fußballer – alle im Trikot des Vereins – packen türkische Fahnen aus, machen Fotos auf denen sie feiern. Und zwei Motive (beide liegen der Redaktion vor), die recht bald für Aufregung sorgen: ein Foto, auf dem sie den Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe halten. Ursprünglich war dies ein reines Zeichen für die Einheit Gottes.
Aber: Der Islamische Staat hat sich dieses zu eigen gemacht. Längst ist es ein internationales Symbol für islamistischen Terror geworden, Anis Amri, der Amokfahrer von Berlin, hat dieses Zeichen kurz vor seiner Tat in eine Überwachungskamera gezeigt.
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Auf einem weiteren Foto zeigen die Fußballer den Wolfsgruß der türkischen Rechtsnationalisten sowie den R4bia-Gruß – Zeichen der ägyptischen Protestbewegung. Im Anschluss verbreiteten sich diese Fotos über WhatsApp in Chats und Status-Anzeigen. Und: Sie riefen Kritiker auf den Plan – auch aus dem eigenen Verein – die sich mit diesen politischen Botschaften nicht identifizieren, und vor allem keine Verquickung von Sport und Politik möchten.
Baris Hanyildiz: „Jeder hat seine eigene politische Meinung, diese Zeichen sind nicht verboten. Wir sind ein friedlicher Verein, der jeden willkommen heißt“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung und macht klar: „Dass hier Sport und Politik so eng miteinander zusammenhängen, war sicherlich unglücklich.“ Er habe allen Beteiligten deutlich gemacht, diese Fotos in sämtlichen sozialen Medien zu löschen.
Politik und Sport besser trennen
Dass die Bilder allerdings derartige Wellen schlagen, das kann Baris Hanyildiz, der selbst in der Nähe der Bar einen Shisha-Shop betreibt, nicht verstehen. „Diese Zeichen meinen allesamt nicht das, was daraus gemacht wird. Erdoğan selbst zeigt den Wolfsgruß und er ist kein Rechtsextremist. Ich finde es traurig, dass es Menschen gibt, die das offenbar unbedingt falsch verstehen wollen.“, sagt der Vatanspor- Vorsitzende. Eine Aussage, über die es sicherlich ebenso geteilte Meinungen gibt.
Baris Hanyildiz sorgt sich nun vor allem um den Ruf des Vereins, denn bislang war Vatanspor stets ein vorbildlicher Fußballclub, der sehr beliebt war in jeder Liga, in der er bislang gespielt hat, der stets für Weltoffenheit und Freundlichkeit allen Religionen und Kulturen gegenüber stand. „Dies bleibt auch so“, macht der Vorsitzende deutlich, dass er künftig eine stärkere Trennung von Politik und Sport, von Gesten im Trikot, forciert.
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