Gevelsberg/Hagen. Bringt eine blutverschmierte Hose Ayhan G. ins Gefängnis? Im Mordprozess gegen den Gevelsberger (35) gibt es jetzt neue, belastende Aussagen.

Es ist der Mordprozess, in dem das Schwurgericht Hagen 100 Zeugenaussagen und zahlreiche Spuren mühsam zu einer Indizienkette zusammenfügen muss. Es ist der Mordprozess, in dem es für den Gevelsberger Ayhan G. (35) darum geht, ob er für den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringt.

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Diese Zeitung hat schon mehrfach über den Fall berichtet: Am 21. März 2021 wurde Schrotthändler Helmut S. (68) in seiner Werkstatt in Hagen-Haspe umgebracht. Die Täter gingen dabei äußerst grausam vor: Mit einer Axt und einer Machete schlugen sie mehrfach auf ihr Opfer ein. Dabei brachen sie ihm die Wirbelsäule und zertrümmerten sein Gesicht. Der mit blauer Plastikfolie umwickelte Leichnam wurde schließlich in den hinteren Teil der Halle geschleift und mit Pappe abgedeckt. Motiv für das Verbrechen sei Geldgier gewesen. Von der Beute, etwa 45.000 Euro, die der Getötete aus Buntmetallverkäufen angespart hatte, sollten größere Mengen Rauschgift angekauft werden.

Derzeit läuft die sich zäh hinziehende Beweisaufnahme, für die mehr als 40 Verhandlungstage vorgesehen sind. Alle drei Angeklagten – ein vierter Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden – schweigen eisern. Doch jetzt wurden erstmals zwei Zeugen vernommen, die den Hauptbeschuldigten Ayhan G. belasten und mit ihren Aussagen die schweren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft unterfüttern: ein Brüderpaar. Die beiden Geschwister hatten im Tatzeitraum persönliche Kontakte zu dem mordverdächtigen Hauptangeklagten, stellten Auffälligkeiten in dessen Verhalten fest. Vor allem war da noch die Sache mit den auffälligen Blutspritzern auf den Shorts.

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Einer der beiden Brüder, ein 26-jähriger Auszubildender aus Schwelm, im Zeugenstand: „Ayhan kam an einem Vormittag zu uns in die Wohnung und fragte, ob er sich säubern könnte. Er hatte rote Turnschuhe an und trug eine kurze, graue Hose mit roten Blutflecken. Auch seine Hände waren blutverschmiert.“

Als Begründung dafür hätte Ayhan erklärt, er sei mit seiner Freundin aneinandergeraten. Im Streit hätte er sie mit einem Messer „angestochen“, daher das Blut.

„War es viel Blut?“, will Schwurgerichtsvorsitzende Heike Hartmann wissen. „Nicht so viel, aber auch nicht so wenig“, antwortet der Zeuge. In Badezimmer hätte Ayhan G. dann nicht nur das Blut von seinen Händen abgewaschen, sondern auch die Hose gewechselt.

Die Geschichte mit der Freundin, die er im Streit mit einem Messer verletzt haben will, war gelogen. Im Rahmen der Ermittlungen stellte sich später heraus: Es könnte sich sehr wahrscheinlich um das Blut des getöteten Schrotthändlers gehandelt haben. Denn Ayhan G. hatte das Brüderpaar mit einem silberfarbenen Mercedes aufgesucht. An den Pedalen dieses Autos konnten die Spurensicherer der Kripo später Blutanhaftungen feststellen, die sich eindeutig dem Opfer zuordnen ließen. Der Mercedesfahrer hatte offenbar über seine Schuhsohlen das Blut des Getöteten auf die Pedale übertragen.

Und wie kam das Blut an die Schuhsohlen von Ayhan G.? Als der Schrotthändler in seiner Werkstatt ermordet wurde, befand sich in der Halle eine große Blutlache. Ein mögliches Indiz für die Täterschaft.

Der Zeuge: „Ayhan kam uns dann die nächsten sieben Tage immer wieder besuchen. Er machte auf mich einen sehr nervösen Eindruck und wirkte immer verwirrter.“

Zu diesem Zeitpunkt ist ein großer Bericht in der Westfalenpost erschienen, dass die Leiche von Helmut S. gefunden worden war und eine Mordkommission die Ermittlungen aufgenommen hatte. In einem Streitgespräch soll sich Ayhan G. gegenüber den beiden Brüdern geradezu verräterisch geäußert haben: „Wartet ab, ich werdet bald sagen, Ayhan ist der Krasseste!“ Und er soll auch gesagt haben: „Junge, sei froh, dass ich dich mag, ansonsten hätte ich dich jetzt umgebracht.“