Schwelm. Enttäuschung und massiver Ärger: Jahrelang war Dirk Wagner Sprecher der Schausteller auf dem Heimatfest, nun ist dort kein Platz mehr für ihn.

Meterlange Schlagen vor dem Fischstand am Bürgerplatz, das war viele Jahre ein gewohntes Bild auf der Schwelmer Heimatfestkirmes – egal zu welcher Uhrzeit es einem nach einem Backfischbrötchen gelüstete, es war immer voll. Diese Zeiten sind vorbei, seit Dirk Wagner seinen heiß begehrten Stand aufgegeben hat. Schausteller ist der Hagener geblieben und tourt jetzt nur noch mit seinem Kinderkarussell durch die Region. In Schwelm wird er in diesem Jahr nicht dabei sein, sein Amt als Schwelmer Schaustellersprecher hat er deshalb abgegeben.

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„Wenn ich selbst nicht auf der Kirmes dabei bin, brauche ich mir auch nicht all die Arbeit machen“, sagt Dirk Wagner. Er wäre gerne Teil der Schwelmer Kirmes geblieben, auch als Schaustellersprecher hätte er weiter gemacht. Schließlich hatte er das Amt mehr als 20 Jahre. Doch das Schwelmer Ordnungsamt habe entschieden, dass es für sein Kinderkarussell keinen Platz auf der Kirmes gibt. „Weil es schon zwei ähnliche Fahrgeschäfte gibt“, sagt Wagner und ärgert sich über diese Entscheidung. Ordnungsamtschef Christian Rüth erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass es schon zwei alteingesessene Betriebe gebe, die Kinderkarussells anbieten. Den Platz für den Backfischstand hätte Dirk Wagner natürlich bekommen, aber ein weiteres Kinderkarussell werde leider nicht benötigt. „Wir brauchen den Platz für andere Angebote“, sagt Rüth.

Besondere Beziehung zu Schwelm

Schon im vergangenen Jahr habe er keinen Platz für sein Fahrgeschäft in Schwelm bekommen, als er sich darum beworben hatte, so der Schausteller. Es war auch das erste Heimatfest seit mehr Jahrzehnten ohne Wagner-Backfisch. Die Entscheidung seien ihm und seiner Frau schwer gefallen, doch die Kosten seien einfach zu sehr gestiegen, man hätte 7,50 oder 8 Euro für eine Portion nehmen müssen, um diese ansatzweise aufzufangen. Das wollte er niemanden zumuten. Dazu kam Personalmangel und auch körperlich sei der Fischstand zu anstrengend gewesen. „Also haben wir den Betrieb nach fast 37 Jahren aufgegeben.“ Für immer.

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Sein Amt als Schaustellersprecher in Schwelm habe er dennoch behalten. Es gab richtig viel zu tun, auch wenn er selbst nicht Teil der Kirmes gewesen sei. Er habe viele Termine wahrnehmen müssen. Noch einmal wolle er das nicht tun, wenn er nicht selbst mit einem Stand auf der Kirmes vertreten sein könne. Er sei enttäuscht. Schließlich habe seine Familie eine lange Tradition in Schwelm, sei sehr mit der Stadt verbunden. Mehr als 30 Jahre war er in Schwelm dabei, sein Vater habe schon auf dem Heimatfest gestanden, dieser sei auch hier zur Schule gegangen. Und sein Bruder ist mit seinem Pfeilwagen heute noch dort zu finden, wo sein Großvater mit seiner Schießbude schon vor 70 Jahren stand: am neuen Rathaus.

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2021 war Dirk Wagner beim „Besonderen Heimatfest“ noch dabei, das erste Mal mit seinem Kinderkarussell, das er zwar schon seit mehr als 20 Jahren hat, aber eben nicht überall hin mitnehmen konnte. Es war damals die erste, wenn auch kleinere, Kirmes nach der Corona-Pause in Schwelm. Veranstalter des Volksfests war nicht die Stadt, sondern es waren die Schausteller selbst, und an erster Stelle Dirk Wagner. 2022 erteilte die Stadt ihm für sein Fahrgeschäft eine Absage. „Das habe ich nicht verstanden, hab es aber akzeptiert, wie es ist.“

Fischstand ist für immer Geschichte

Und vor Corona? Da sei er immer nur mit seinem Fischstand in Schwelm gewesen, beides zusammen hätte er nicht betreiben können. „Mit dem Fischstand hatten wir schon immer genug zu tun“, sagt der Hagener Schausteller. Auch heute noch würde er auf den Stand angesprochen, auch wenn das Thema seit einem Jahr endgültig erledigt sei. „Wir hatten einen guten Namen und viel Zuspruch“, freut sich der Schausteller, doch diese Zeiten seien nun vorbei. Finanziell mache sich das natürlich bemerkbar, doch jetzt stehe das Kinderkarussell im Fokus.

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Aktuell steht er damit in Hagen, bei der Veranstaltung „Hagen blüht auf“. Er hat einen Platz auf der Voerder Kirmes, in Gevelsberg, Haspe, überall in der Region. „Und im nächsten Jahr werde ich mich wieder um einen Platz beim Schwelmer Heimatfest mit meinem Fahrgeschäft bewerben“, sagt er. „Ich war immer zufrieden in Schwelm und würde wieder gerne hier sein.“