Gevelsberg. Gevelsberger Louis Kalin ist Veranstaltungstechniker und setzt Dieter Bohlen in Szene. So ist es, mit dem Star von DSDS auf Tour zu sein.
Er habe sich auf Konzerten schon immer schon mehr für die Technik als für die eigentliche Veranstaltung interessiert. Vor allem das Licht hatte es dem Gevelsberger Louis Kalin angetan, und was man alles damit machen kann. Doch vor einer Ausbildung in dem Bereich schreckte er lange Zeit zurück. Er leidet an einer Matheschwäche, sagt, „ich habe mich da selbst immer ausgebremst.“ Aus Angst zu versagen, schlug er einen anderen beruflichen Weg ein, einen, in dem nicht die Wattzahlen für die Beleuchtung oder die Gewichte für die Lampen berechnet werden müssen. Glücklich wurde er nicht dabei. Dann traute er sich doch irgendwann, wollte es zumindest versuchen. Die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik schloss er als einer der Besten ab. Jetzt ist er mit Dieter Bohlen auf Tour und setzt den Star in Szene.
Dem 22-Jährigen ist wichtig, dass es das Team sei, das hinter dem Erfolg steht, die gute Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung. In einem kleinen Gevelsberger Unternehmen begann er die Ausbildung, wechselte einige Monate vor der Abschlussprüfung zu NEMEDIA, ebenfalls aus Gevelsberg. „Weil hier größere Veranstaltungen begleitet werden und man noch mehr Möglichkeiten hat“, sagt Louis Kalin. Seitdem war er mit den No Angels auf Tour, mit der Punk-Rock-Band Rogers, mit Stefanie Heintzmann, war bei einem Musical und verschiedenen Großveranstaltungen dabei und ist jetzt mit Dieter Bohlen in ganz Deutschland unterwegs.
Die Tasche ist gepackt, gleich muss Louis Kalin nach Mönchengladbach fahren. Dort startet der Nightliner Richtung Magdeburg. Dann geht es weiter nach Erfurt, Dresden, Düsseldorf und Köln. Im Tourbus ist Platz für 18 Betten, für all die Menschen, die dafür sorgen, dass das Konzert überhaupt erst stattfinden kann. Sieben Uhr ist das sogenannte „Get in“ – die Techniker können in die Halle. Louis Kalin erklärt, dass dann erst die Beleuchtung und dann die Tontechnik aufgebaut wird.
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Für den Gevelsberger startet der Tourtag um 11 Uhr. Sein Unternehmen ist nicht für den Aufbau zuständig, sondern für die Lichtkompositionen. Sein Team entscheidet, wie viele Lampen auf die Bühne kommen, wie sie arrangiert werden und wie die Show mit dem Licht designt wird. Mit Licht ist vieles möglich, die Möglichkeiten seien grenzenlos. „Das ist das, was mich an diesem Beruf am meisten begeistert.“ Doch jetzt muss alles passen, jetzt kümmert sich der Gevelsberger um die letzten Abstimmungen, überprüft alles und „Abends feuer’ ich die Show ab“, sagt er. So nennt man es, wenn man am Lichtpult die richtigen Knöpfe für die einzelnen Songs und Videos drückt. 22 Uhr ist Schluss, und um 1 Uhr ist meist alles abgebaut. Und dann geht es auch schon wieder auf die Straße.
Die eigentliche Arbeit für Lichtdesigner wie Louis Kalin beginnt aber schon Wochen vorher – im Studio und am Laptop. „Dort programmieren wir die Lichtshow, passend zu den Songs“, erklärt Louis Kalin. Bei der Gute-Laune-Musik von Dieter Bohlen seien es eher fröhlichere Farben, Rot, Gelb, Orange, das Gesicht wird mit kaltweißem Licht angestrahlt, damit sein Bild gut auf die Videoleinwände übertragen werden kann. Dort sind auch Szenen aus „Dieter – der Film“, zu sehen, Ausschnitte aus Musikvideos, Textzeilen.
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„Um das richtige Licht für einen Song zusammen zustellen, muss man sich den schon 50, 60 Mal anhören, bis alles passt. Dann kann man den Song auch erstmal nicht mehr hören“, sagt der Gevelsberger und lacht. Per Mausklick und 3-D-Brille kann der Musiker die Lichtshow ansehen, noch bevor das erste Konzert überhaupt stattfindet. Vorgaben von den Künstlern gebe es kaum. „Dieter Bohlen hat uns da auch sehr vertraut.“ Und man kümmert sich gut ums Team. Mittags gibt es Büffet, Sandwiches nach der Show, außerdem das ein oder andere Feierabendbier. „Dieter Bohlen ist ein netter Kerl“, sagt der Gevelsberger. Umgänglich und freundlich, die Arbeit mache Spaß. Und auch die Zeit auf Tour.
Für Louis Kalin ist es eine Karriere, an die er lange nicht glaubte. Erst kümmerte er sich als Jugendlicher bei kleineren Festen um die Technik, legte als DJ auf, sorgte später in Clubs für das richtige Licht und wollte dann das Fachabi machen, sich auf Technik spezialisieren. „Auf Industrie hatte ich aber keine Lust, das war mir zu trocken." Seine Bewerbung bei der AVU wurde sofort abgelehnt. „Zum Glück“, sagt er mit dem Wissen von heute. Sonst wäre er nicht da, wo er eigentlich schon immer sein wollte, es sich aber nicht zutraute. „Wenn man eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, dann wird in der Schule darauf Rücksicht genommen, die Noten werden angepasst. Bei einer Matheschwäche gibt es weniger Nachsicht“, sagt er. Noch heute habe er Panik, wenn er an der Kasse steht und nicht weiß, ob er genug Geld dabei hat.
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Er ist froh, dass er den Mut gefasst hat, seinen Traumberuf zu erlernen. „Man hat mir immer gesagt, da brauchst Du viel Mathe, das klappt nicht.“ Es hat geklappt. „Ich bin unheimlich glücklich.“ Sein nächster Traum ist es, einmal bei einem großen Festival für das Licht verantwortlich zu sein, sich dort so richtig zu verausgaben. Seit Louis Kalin 2019 beim Parookaville-Festival als Besucher dabei war, lässt ihn dieser Gedanke nicht mehr los. Er hört gerne elektronische Musik, ist aber auch offen für alles andere. Muss er auch sein, bei den vielen Konzerten und Musikstücken, die er sich beruflich dutzende Male anhören muss. „Nur mit hartem Metal, damit kann ich gar nichts anfangen.“ Von dieser Musik ist Dieter Bohlen weit entfernt.
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Die Stimmung in der Halle ist gut, die Fans sind begeistert. Nicht nur wegen dem Mann, der in der 80er Jahren eines der erfolgreichsten Pop-Duos der Welt gründete, Modern Talking. Auch wegen der begeisternden Bühnenshow. Und die setzt jetzt der Gevelsberger Louis Kalin ins rechte Licht.