Schwelm. Der Schwelmer Axel Deitermann plant Hotels in ganz Deutschland. Er weiß, was ein gutes Hotel ausmacht und was der Schlüssel zum Erfolg ist

Hotels sind sein Geschäft, und seine Leidenschaft. 70, 80 Nächte verbringt Axel Deitermann im Jahr in einem der vielen Hotels im Land. Wenn er mal wieder auf Reisen ist, wenn er nach Standorten für neue Hotels sucht - im Namen seines Unternehmens Hotel Affairs. Auch wenn er sich als Vorsitzender des international agierenden Arbeitskreises Hotelimmobilien über Standards und Trends informiert. Was ein gutes Hotel ausmacht? „Wenn es sich wie ein Zuhause auf Zeit anfühlt“, sagt er. Sein richtiges Zuhause ist und bleibt aber Schwelm. „Das Hotel kann noch so toll sein, ich freue mich immer, wenn ich hierher zurückkehre.“

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Sein beruflicher Weg war schon vorgezeichnet. Die Eltern betrieben das Hotel Wildpark in Schwelm, er wurde Koch und Hotelkaufmann. Sein Zuhause war das Hotel. „Für meinen Vater war es sonnenklar, dass ich in Schwelm bleibe, alles übernehme, aber ich hatte andere Ziele.“ Axel Deitermann holte sich in vielen verschiedenen Häusern Erfahrung, und lernte Menschen kennen, die ihm gezeigt hätten, was es bedeutet in größeren Maßstäben zu agieren. Er heuerte bei Althoff Hotels an, die für ihre Luxushotels bekannt waren. Er wurde gefragt, ob er Teil des Teams werden wollte, stieg später sogar als Gesellschafter ein und war für verschiedene Hotels verantwortlich, übernahm viele Rollen. „Irgendwann hatte es mein Vater akzeptiert und sich auch für mich gefreut“, sagt Axel Deitermann.

Eltern des Schwelmers führten Hotel Wildpark

Schon damals lernte er viele Hotels kennen. Eins ließ ihn nicht mehr los, ein 5-Sterne-Hotel in Monaco. „Das wurde zu einem Traum von mir.“ Dieses Hotel, das wollte er leiten. Einige Jahre später kam der Anruf. „Ich dachte, ich falle tot um“, sagt er heute und lacht. Die sechs Jahre in Monaco seien außergewöhnlich gewesen. Der Luxus, Frankreich, Promis, die per Helikopter einflogen. „Doch das war nicht meine Welt“, sagt er. Und das Heimweh nach Schwelm war zu groß. Wieder war es eine Begegnung, die für eine neue Richtung in seinem Leben sorgte. Das war auf einer Immobilienmesse in Cannes, Anfang der 2000er. Er wurde Geschäftsführer bei der NPC Unternehmensgruppe. Die baute Hotels, erklärt Axel Deitermann. Der Schwelmer wechselte hinter die Kulissen, plante viele verschiedene Hotels in ganz Deutschland statt eines zu repräsentieren. „Das hat mir unheimlich Spaß gemacht.“

Welche Lage ist gut, wie ist die Konkurrenzsituation, wie ist der Bedarf, was für eine Art von Hotel sollte es sein? Luxus, Mittelklasse, Konzepthäuser, Designhotels, klein, groß. Die Hotellandschaft sei vielfältig und doch gebe es immer weniger Familienbetriebe und immer mehr Ketten. 80 Prozent aller Betten im Land gehörten mittlerweile zu ihnen, sagt Deitermann. Auch das elterliche Hotel in Schwelm gibt es nicht mehr, dort stehen nun Wohnhäuser.

WM 2006 gab großen Schub

2013 machte sich Axel Deitermann selbstständig, gründete die Firma Hotel Affairs. Er wollte nicht mehr nur Hotels planen, er wollte auch alles andere, was damit zu tun hat, erarbeiten. „Wir suchen im Auftrag nach geeigneten Standorten für Hotels, erstellen Standortanalysen und bereiten alles so vor, dass die Unternehmen direkt anfangen können“, erklärt Deitermann zusammenfassend. Dazu gehört auch die Investorensuche, sowie die ausführenden Firmen.

Kann Schwelm noch ein Hotel gebrauchen? Aus seiner Sicht gibt es keinen Bedarf in der Region. Das Hotel Schulhaus in Schwelm findet er gut umgesetzt, die Alte Redaktion in Gevelsberg sei gut, das Hotel am Mühlenteich oder das Golfhotel Vesper. Es gebe ausreichend Häuser, viele gute und auch für verschiedene Bedarfe. Und wer 5 Sterne möchte, der könne in den Breitenbacher Hof nach Düsseldorf.

Bei der Suche nach Hotels schaut er, was es schon gibt, wie die Preissegmente sind, welche Firmen ansässig sind, welche touristischen Angebote es gibt. 100 Seiten Papier kämen da leicht zusammen, Dutzende Häuser in Deutschland sind mit der Hilfe seines Unternehmens entstanden. Holiday Inn Häuser, me and all, Motel One, Hampton bei Hilton, Maritim: Die Liste der Kunden ist lang.

Schwelmer: Zweite Chancen gibt es nicht

Der Schlüssel zum Erfolg sind aber aus Sicht des Schwelmers die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst. Gastfreundschaft, Sauberkeit, Wohlfühlatmosphäre: „Es ist wichtig, sich dem Gast zuzuwenden, ihm in die Augen zu schauen und Wertschätzung entgegen zu bringen.“ Die Konkurrenz sei groß, Hotels polarisierten, entweder man findet ein Hotel gut oder schlecht. „Zweite Chancen gibt es nicht.“

Worauf Axel Deitermann besonders bei einem Hotel hinschaut? „Auf ein in sich stimmiges Design. Oftmals ist es mehr Kulisse als perfektes abgestimmtes Design. Ein wirklich gute Designhotel in der Region ist z.B. das neue Postboutique Hotel in Wuppertal, das wir begleitet und vermittelt haben.“

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Axel Deitermann checkt nie im selben Hotel ein. „Außer es war besonders schlecht, dann schaue ich noch mal genau hin, kann ja sein, dass die Mitarbeiter einen schlechten Tag hatten.“ Ihm ist es egal, wie teuer das Hotel ist, oder wie viele Sterne angeschlagen sind. „Man kann sich überall wohlfühlen.“ Doch die Unterschiede bei den Preisen sind erheblich. In den teuersten Hotels in Deutschland zahlen die Gäste etwa 500 Euro pro Nacht, 40 Euro seien die günstigsten. „Beim Bau eines Zimmers in einem 5 Sterne Adlon-Hotel kostet ein Zimmer im Investment alles in allem eine Million Euro“, rechnet Axel Deitermann vor. Es sei ein großer Markt, der durch die WM 2006 in Deutschland erheblich angekurbelt wurde. Er sagt: „Es gab einen Imagewandel.“ Gastfreundlichkeit, Sonnenschein, feiernde Menschen. Der Tourismus boomte und damit stiegen auch die Übernachtungszahlen. Corona indes wurde zur größten Krise.

Nachhaltige Standards

Axel Deitermann fordert faire Bezahlung für Fachkräfte in der Branche. „Wie kann man gegen Mindestlohn sein“, fragt er auch ganz offiziell als Vorsitzender des Arbeitskreises Hotelimmobilien. Der Interessensverband, den er 2013 mit gegründet hat, hat mehr als 400 Mitglieder in Deutschland, die sich dafür einsetzen, Standards einzuhalten, barrierefreier, digitaler und nachhaltiger zu agieren und vor allem klimafreundlicher. Zu diesem Thema referiert er auch an der Uni in Düsseldorf.

Was sich der 65-Jährige von einem Hotel wünschen würde? „Ein gutes Hotel muss in der Planung so gestaltet sein, dass alle wesentlichen Abläufe für den Gast selbsterklärend sind. Und ich wünsche mir in jedem Hotel einen Masterschalter am Bett, der alle Lichtquellen ausschaltet, ohne dass ich noch einmal aufstehen muss um auch in der letzten Zimmerecke noch eine Stehlampe auszuschalten.“

Der Beste Ort für eine Übernachtung ist und bleibt aber Schwelm, seine Heimat.