Gevelsberg. „Oft fragen mich die Menschen, wie ich das alles schaffe“, sagt Christina Bösken. Die Gevelsbergerin gibt hier die Antworten
Vollzeit-Job, Vollzeit-Mutter und jetzt auch noch ganz frisch die mächtigste Politikerin in der Stadt Gevelsberg. „Das funktioniert nur, weil wir zu Hause extrem gut organisiert sind“, lässt Christina Bösken keine Zweifel daran aufkommen, wie sie die vielen verantwortungsvollen Aufgaben in ihrem Leben unter einen Hut bekommt. In einer historischen Wahl hat die SPD Gevelsberg die 36-Jährige zur ersten Frau an ihrer Fraktionsspitze gemacht und gleichzeitig den so lange schon angekündigten Generationenwechsel vollzogen.
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Die Sozialdemokratin aus Silschede beerbt an vorderster Front der absoluten Mehrheit ihren exakt 30 Jahre älteren Vorgänger Klaus Bärenfänger, der seit 2017 an der Spitze der SPD-Fraktion stand. Sie tritt das Amt in unruhigen Zeiten an, macht im Gespräch mit der Redaktion aber deutlich, dass sie weiß, wie viel Arbeit in Gevelsberg auf sie zukommt: „Ich bin kein Fan von leeren Versprechungen.“ Im politischen Geschäft ist Christina Bösken schon einige Jahre aktiv, folgte ihrem Vater Bernhard – ein sozialdemokratisches Urgestein auf der Gevelsberger Polit-Bühne – im Jahr 2014 in den Rat der Stadt Gevelsberg, ist seit der Kommunalwahl im Jahr 2020 stellvertretende Fraktionsvorsitzende gewesen.
Verjüngung von langer Hand geplant
Dass sie sich zur Wahl stellt, um Sprachrohr und Gesicht der SPD-Fraktion zu werden, ist dabei durchaus geplant gewesen. „Wir hatten nach der Kommunalwahl 2020 bereits über eine Verjüngung gesprochen, und haben den Wechsel sukzessive in der ersten Hälfte der Wahlperiode vorbereitet“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion und ist sich bewusst, dass eine Menge mehr Arbeit auf sie zukommt. Denn: An vorderster Front obliegt es nun ihr, die Ideen der SPD-Fraktion einerseits mit den Oppositionen im Rat der Stadt Gevelsberg abzusprechen, andererseits die Ideen der Sozialdemokraten in Anträge zu gießen und auf diesem Wege Bürgermeister Claus Jacobi und der Stadtverwaltung die Arbeitsaufträge zu erteilen, mit denen der politische Wille der Mehrheitsfraktion in der Stadt Gevelsberg umgesetzt werden soll. Sie ist damit quasi die direkte politische Vorgesetzte des Stadtoberhaupts.
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Als Mutter eines dreieinhalbjährigen Sohnes und als Geschäftsbereichsleitung bei der Evangelischen Stiftung Volmarstein litt sie allerdings auch bislang schon nicht unter zu viel Freizeit und macht klar: „Ohne meinen Ehemann Andy könnten wir das als Familie alles gar nicht schultern. Während ich recht schnell wieder Vollzeit arbeiten gegangen bin, hat er ein Jahr Elternzeit genommen. Mit der Politik will er gar nichts zu tun haben, er hat andere Interessensfelder.“ All dies unter einen Hut zu bringen, ohne dass der Nachwuchs darunter leide, funktioniere nur mit einer sehr guten Organisation mit viel Struktur, die im Hause Bösken umgesetzt werde.
Feuerwache und Rupprecht-Haus
Auf die Frage nach den drängenden Themen in Gevelsberg sagt sie: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir die Mobilitätswende erreichen und die klimapolitischen Themen anpacken.“ Ein Feld, das bislang der Bürgermeister als Chefsache deklariert hat. So arbeitet in der Stadt Gevelsberg bislang kein Klimaschutzmanager, und vor allem die Grünen werfen der Verwaltung vor, sich dem Thema „nur halbherzig“ zu widmen.
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Als ebenso drängend bewertet Christina Bösken die Flüchtlingssituation in all ihren Facetten. „Die Integration dieser Menschen bringt die Systeme – angefangen bei den Kitas bis hin zum Angebot auf dem Wohnungsmarkt – schon jetzt an ihre Grenzen. Wir brauchen klare Konzepte“, sagt sie und wendet dabei den Blick auch schon auf sinnvolle Nachnutzungen der alten Feuerwache an der Körnerstraße und des Rupprechthauses. In beiden Immobilien sind derzeit Flüchtlingen untergebracht – Pläne für die Zeit danach sind bislang noch nicht über ein rudimentäres Stadium hinaus entwickelt worden.
Darüber hinaus warten zahlreiche weitere Themen auf die neue starke Frau an der Fraktionsspitze, die mit dem Gevelsberger SPD-Parteichef Daniel Berenbruch (41) neben dem Parteibuch eine weitere Gemeinsamkeit hat: Beide arbeiten bei der Evangelischen Stiftung Volmarstein, die zahlreiche Einrichtungen in der Stadt Gevelsberg betreibt und ihr Engagement unter anderem mit einer weiteren Kita ausbauen wird.
Nach dem Wechsel an der Spitze der Fraktion, hat sich auch im weiteren Fraktionsvorstand der SPD in Gevelsberg einiges getan.
Christina Bösken steht als ihr Stellvertreter weiterhin ihr direkter Vorgänger Klaus Bärenfänger zur Verfügung.
Weitere Stellvertreter mit unterschiedlichen Aufgaben sind Helge Mannott und Elke Kramer.
Den weiteren Vorstand bilden der Kassierer Majid Iqbal, die Schriftführerin Sonja Dehn und die Beisitzerin Alba Tiranno und die Beisitzer Benedict Grimm sowie Gerd Vollmerhaus.
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