Gevelsberg. Gevelsberg: Die Haufer Jungen, die Kirmesgruppen Juliushöhe, Lustigen Kumpel, Dä vam Sudfeld oder Dä Schoolströter. Kennen Sie sie die noch?
Die Vorfreude auf die Kirmes steigt: Keine drei Monate, dann geht es wieder los mit dem bunten Treiben in der Stadt – vom 23. bis 27. Juni. Auf den Bauplätzen der Kirmesgruppen geht es schon längst wieder rund. Das erste Mal seit vielen Jahren sind es wieder 13 Gruppen, die den Gevelsberger Kirmeszug gestalten. Die neu gegründete KG Silschede baut nicht nur fleißig mit, sie feiert bereits jetzt schon die erste Premiere. Die Kirmesfreunde aus dem Höhendorf laden am 30. April und 1. Mai zum zweitägigen Maifest rund um das Waldstadion ein. Was viele gar nicht wissen: Es ist nicht die erste Kirmesgruppe, die sich in Silschede gründete.
Ehemalige Kirmesgruppen
In dem Buch „Kirmes und Kirmeszug – Unser Volksfest in Gevelsberg“ hat Fritz Sauer in Zusammenarbeit mit dem Gevelsberger Heimatverein und dem Kirmesverein Anfang der 90er Jahre eine Chronik zusammengestellt. Darin enthalten ist ein Überblick über die Geschichte aller Kirmesgruppen, auch derjenigen, die längst nicht mehr existieren. Wie „Dä Höhendörfler“. Sie kamen vor 42 Jahren in Silschede zusammen und waren zwischenzeitlich die 15. Gruppe, die in den Gevelsberger Kirmesverein aufgenommen wurde. Da sich aber kein Bauplatz fand und viele Mitglieder deshalb nach Asbeck abwanderten („Vie ut Asbi’eck“ wurde 1985 gegründet und war bislang die jüngste Kirmesgruppe) war 1989 Schluss.
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Nun ist die KG Silschede die jüngste. Bei der Gründungsversammlung vor wenigen Monaten war die Resonanz so groß, dass sie gleich zu einer der größten Gruppen wurde.
Im Laufe der Jahre haben sich viele Gruppen gegründet und sind wieder verschwunden. Wie die „Kruiner Jungen“, die nur vor dem Zweiten Weltkrieg aktiv waren. Ebenso wie die Gruppen „Wunderbau“ oder „Wasserstraße“. Für Furore sorgte die Kirmesgruppe Juliushöhe. Sie wurde 1949 in der Gaststätte Zur Juliushöhe gegründet und 1985 aufgelöst. Unvergessen ist die Wagendarstellung aus dem Jahr 1960. Die Gruppe hatte beim Kirmeszug auf die im Bau befindliche erste Rolltreppe Gevelsbergs im „Merkur“-Kaufhaus (Horten) angespielt. Das verärgerte einige Händler aus der Stadt, die ihre Unterstützung der Kirmes in Frage stellten. Der damalige Kirmesausschuss, der seit den Anfängen den Zug organisiert hatte, trat zurück. Um den Kirmeszug zu retten, initiierte Stadtdirektor Erich Blumenroth die Gründung des Kirmesvereins.
Die Haufer Jungen sind die bis dato letzte Gruppe, die sich in Gevelsberg auflöste. Das war 2011 – und damit waren es dann lange Zeit nur noch zwölf Kirmesgruppe. Ein Jahr zuvor feierten die Haufer Jungen noch den 75. Geburtstag. Sie gehörten zu den ältesten Gruppen in der Stadt und verbuchten mit ihren Darstellungen 14 Erstplatzierungen bis Anfang 1990, wie Fritz Sauer schreibt. Die erste Kirmesgruppe in der Stadt Gevelsberg, die bis heute existiert, ist übrigens die 1. Kirmesgesellschaft Pinass Brumse von 1934.
Noch weiter zurück reichen die Wurzeln des „Lotterievereins Pechvögel“. 1924/1925 schlossen sich einige Klosterholz-Anwohner zusammen, veranstalteten Picknicks und nahmen am Kirmeszug teil. Nach dem Krieg wurde aus ihnen die Kirmesgruppe Klosterholz. 1950 war aber schon Schluss.
Ein kurzes Gastspiel hatten auch die „Lustigen Kumpel“. Sechs Gevelsberger Bergleute zeigten im Kirmeszug 1952 ein Bergwerk, ein Jahr nach der Gründung der Kirmesgruppe. Der Anfang vom Ende kam bereits 1955, als viele zur neuen Gruppe „Vie vam Kopp“ wechselten. 1965 war es mit den „Lustigen Kumpeln“ vorbei.
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Von zehn Mitglieder der Gruppe „Hochstraße“, die 1939 am Kirmeszug teilnahmen, überlebten nur drei den Krieg, wie Fritz Sauer schreibt. Einer der Überlebenden startete 1954 mit „Dä vam Sudfeld“ einen Neuanfang. Nach dem Kirmeszug 1959 löste sich die Gruppe aber endgültig auf. Die „Frohen Jungens“ vom Börkeyhang gab es nur vier Jahre, von 1950 bis 1954. Ein kurzes Gastspiel auf dem Kirmeszug hatten auch die „Dä Schoolströter“. Diese Gruppebestand aus Jugendlichen, die das städtsche Jugendzentrum im Jahr 1976 besuchten. Im April 1977 wurden sie in den Kirmesverein aufgenommen, 1978 wieder abgemeldet, weil sie sich nicht mehr gemeldet haben sollen, wie Fritz Sauer schreibt.
Protestzug 1924
Die Geschichte der Kirmes reicht weit zurück, die des Kirmeszuges beginnt 1924. Weil die Kirmes aus der Stadt verlegt werden sollte, organisierten viele Gevelsberger einen Protestzug. Sie hatten Erfolg damit, die Kirmes blieb in der Innenstadt. 1934 entstand daraus der 1. Kirmeszug, daraufhin bildeten sich die ersten Gruppen. Vor dem zweiten Weltkrieg fanden von 1934 bis 1939 sechs Kirmeszüge statt. Nach dem Krieg ging es 1949 weiter.
Namensgeber für die 1952 gegründete Gevelsberger Kirmesgruppe „Dä vam Teigelbrand“ war übrigens eine Ziegelei, die sich an der Rosendahler Straße befand. Teigelbrand heißt übersetzt Ziegelbrand. Vereinslokal war die Gaststätte Wöste. Als 1961 daraus „Rosendahlströter“ wurde, benannte sich auch die Kirmesgruppe um. Im Mai 1982 endete die Geschichte der „Rosendahlströter“. Im selben Jahre wurden die Hammerströter in Gevelsberg gegründet. Sieben Jahre später war wieder Schluss – aus Personalmangel. Der Grund, der bei allen Kirmesgruppen, die sich bisher auflösten zum Ende führte.
Doch jetzt ist die Gevelsberger Kirmeswelt wieder im Lot. Es gibt wieder 13 Gruppen wie in Schwelm. Und die Begeisterung für die Kirmes ist riesig. Nur noch 66 Tage – dann geht es wieder los.
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