Ennepe-Ruhr. Sie sind sehr unscheinbar – doch Moose spielen eine wichtige Rolle für das Klima, wie Dr. Britta Kunz von der Bio-Station im EN-Kreis berichtet.

Erst allmählich erwacht der Wald aus seinem „Winterschlaf“ und das erste zarte Blattgrün zeigt sich an den Laubbäumen. Solange der Wald noch weitgehend blattlos ist, fallen die verschiedenen Grüntöne der Moose an Baumstämmen, Wurzeln und Steinen am ehesten ins Auge. Da Moose nicht, wie Blütenpflanzen, über Stützgewebe verfügen, werden sie meist nur wenige Zentimeter hoch. Und werden daher sonst oft übersehen. Zu Unrecht, denn die kleinen Pflänzchen sind überaus interessant. Moose zählen zu den ältesten Landpflanzen.

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Fossilfunde deuten darauf hin, dass es sie bereits vor mehr als 450 Millionen Jahren gab. Damals teilten sie sich in drei Gruppen auf. Lebermoose haben ihren Namen erhalten, weil ihre Blättchen, mit etwas Fantasie, wie eine Leber aussehen. Hornmoose haben einen ausgeprägten Stängel, der an ein Horn erinnert. Die größte Gruppe der Moose, die Laubmoose, haben sehr feine und dünne Blättchen, die an Laubblätter erinnern. Insgesamt gibt es heute etwa sechzehntausend Moos-Arten weltweit, davon 1200 in Deutschland.

Über ein Drittel der in Deutschland beheimateten Moos-Arten sind jedoch vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Und nicht alles, was wir als ‚Moos‘ bezeichnen, ist auch tatsächlich ein Moos. Das bekannte ‚Irische Moos‘ etwa, ist eine Rotalge. Für solche irreführenden Namensgebungen aus früherer Zeit, als man es noch nicht besser wusste, gibt es viele Beispiele. Denken Sie nur an Wal„fische“, die keine Fische, sondern Säugetiere sind. Oder an Fleder„mäuse“.

Aber zurück zu den Moosen. Am ehesten findet man sie dort, wo es feucht ist. Viele Moose können aber auch trockene Lebensräume besiedeln und in einer Trockenstarre überdauern, bis wieder Wasser zur Verfügung steht. Dann saugen sie sich regelrecht voll. Moose sind hervorragende Wasserspeicher, die ein Vielfaches ihres Trockengewichts an Wasser aufnehmen können. Eine echte Wurzel besitzen Moose jedoch nicht, nur einen kleinen „Fuß“, der sie im Boden verankert. Das Wasser wird daher über die gesamte Pflanzenoberfläche aufgenommen. Moose bilden auch keine Blüten und Samen aus. Ähnlich wie Farne, vermehren sie sich in einem komplexen Wechsel vegetativ und über winzige Sporen.

Da die meisten Moose ‚austrocknungsresistent‘ sind und weder viele Nährstoffe noch viel Licht benötigen, kann man Moose in allen Klimazonen auf unserem Planeten, von den Tropen bis zur Arktis und auch an ungewöhnlichen Wuchsorten, wie Dächern und Pflasterritzen, finden. Manche Arten sind jedoch sehr empfindlich gegenüber bestimmten Luftschadstoffen. Aufgrund ihres Vorkommens oder Nicht-Vorkommens kann man, vereinfacht gesagt, auf Schadstoffverhältnisse schließen. Manche Arten filtern aber auch Schadstoffe aus der Luft. Alle Arten binden Kohlenstoff aus der Luft und schützen damit das Klima.

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Die bekanntesten „Klimaschützer“ unter den Moosen sind sicherlich die Torfmoose, die das Grundgerüst der Moore bilden. Nur die jeweils oberste Torfmoos-Schicht wächst, die darunter liegenden Schichten sterben ab und werden unter Sauerstoffarmut langfristig zu Torf konserviert. Nach neueren Studien bedecken Moore nur noch etwa ein Prozent der Landoberfläche, speichern aber mehr Kohlenstoff als alle Wälder zusammen. Zumindest solange die Moore nicht zur Torfgewinnung abgebaut werden, um zum Beispiel leider immer noch, die wasserspeichernden Eigenschaften von Blumenerde zu verbessern.

Moose werden auch gezüchtet – wie hier bei der Firma Green City Solutions am Rande von Bestensee (Dahme-Spreewald) –, um sie als Luftfilter einzusetzen.
Moose werden auch gezüchtet – wie hier bei der Firma Green City Solutions am Rande von Bestensee (Dahme-Spreewald) –, um sie als Luftfilter einzusetzen. © dpa | Patrick Pleul

Wer sich in die Arten-Vielfalt der Moose vertiefen möchte, braucht Ausdauer. Viele Moos-Arten lassen sich nur mit speziellen Kenntnissen und unter dem Mikroskop bestimmen. Bei einigen Arten hilft allerdings auch die kostenlose App ‚Obsidentify‘ von Observation.org, für die ich hier noch einmal werben möchte. Die mit dem Smartphone aufgenommenen Fotos werden von der App bestimmt und können ganz einfach an Observation.org weitergeleitet werden. Bevor die Meldungen dann in den bundesweiten Datenbestand an Tier- und Pflanzenarten eingehen, werden sie von Fachleuten geprüft. Mit den Meldungen kann jede und jeder das Wissen über Vorkommen von Arten vergrößern und so letztlich zum Schutz der Natur beitragen.

Ich würde mich sehr über Ihre Teilnahme freuen.
Ihre Britta Kunz