Ennepetal. Mit einer Premiere startete das Industrie-Museum Ennepetal nach der Winterpause in die neue Saison: Um Punkt 12 Uhr erklang das Steigerlied.
Mit einer Premiere startete das Industrie-Museum Ennepetal nach der Winterpause am Sonntag in die neue Saison: Um Punkt 12 Uhr erklang im Säulensaal, organisiert von Erich Bühren und dem Chef des Museums, Prof. Reinhard Döpp, das Steigerlied mit Klavierbegleitung von Arnd Pleiger. Und der Professor sang lautstark mit.
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Den Besuchern an der Neustraße wurden neben Bewährtem auch einige Neuigkeiten geboten, für die sich die Ehrenamtlichen in der Zeit der Winterpause stark gemacht hatten. So wurden Reparaturarbeiten an den beiden denkmalgeschützten Gebäuden ausgeführt. Auch wurde der Triebwagen, der an die ehemalige Teckel-Linie erinnern soll, innen und außen dem ursprünglichen Zustand nahegebracht. Der Innenausbau werde noch fortgesetzt, sagte Thomas Holland-Letz vom Förderkreis Industriekultur.
Nicht zuletzt wurden vier neue Vitrinen im Parterre des Backsteingebäudes mit Unterstützung durch öffentliche Fördergelder angeschafft, um kleine Statuetten und besondere Gießmodelle aus Bronze den Besuchern zu zeigen. Erstmals war am Sonntag zu sehen, dass die Transmission im Backsteingebäude lief, um den Langhobel anzutreiben. Der Werkstoffprüfraum sei ansprechend in der Winterpause hergerichtet worden, freute sich Klaus Pohl vom Förderkreis. Die Gebal präsentierte Metallkunst und im Schieferhaus gab es Kaffee und 40 Kuchen und Torten. Vor dem kleinen Biergärtchen wurden Grillwürstchen, Currywurst und Steaks angeboten.
Auf dem Gelände war es trotz des kühlen Wetters voll. Die Nachfrage der Vorstellung der Oldtimer sei ungebrochen. Alle seien nach Corona froh, dass die Möglichkeit, zu kommen, wieder bestehe. Zahlreiche Oldtimer, wobei Trecker, Pkw, Lkw, Unimogs und Motorräder dazu gehörten, konnte „Kalli mit der Kelle“, Organisator Kalli Bernhard, einweisen.
Eines der drängendsten Probleme des Förderkreises Industriekultur, der das Museum instand hält und die Tage der offenen Tür veranstaltet, ist das Thema Ehrenamt. „Für eine ehrenamtliche Arbeit interessieren sich in der Regel ältere Personen, die nicht mehr im Berufsleben stehen. Aus familiären oder gesundheitlichen Gründen stehen sie aber nicht immer zur Verfügung“, erklärt Thomas Holland-Letz. Man müsse daher jeden Tag der offenen Tür separat planen und entscheiden, welche Angebote man machen könne. So suche man vor allem Ehrenamtliche mit technischem Hintergrund und für die Bewirtung. Erfreulich sei, dass man in diesem Jahr bereits vier Ehrenamtliche neu gewinnen konnte, darunter Gitta Mock aus Altenvoerde, die im Café die Hände fliegen ließ.
Die finanzielle Situation des Förderkreises sei stabil, so Holland-Letz. In den vergangenen Jahren habe man kaum Mitglieder verloren. „Wir sind insbesondere für die dauerhafte Unterstützung durch die Firmenmitglieder sehr dankbar“, betonte er. Dadurch könne man regelmäßig Projekte der Stiftung Industriekultur unterstützen, die Eigentümerin der Immobilie ist. So habe eine Reparatur des Aufzugs, der die Barrierefreiheit des Backsteingebäudes gewährleistet, hohe Kosten verursacht.
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„Die gestiegenen Preise in allen Bereichen machen uns zurzeit zusätzliche Probleme, so dass wir leider Preissteigerungen an unsere Besucher zumindest anteilig weitergeben müssen“, bedauerte Förderkreis-Mitglied Brigitte Schäfer, die erzählte: „Getränke, die wir anbieten, sind teurer geworden, von den Würstchen und den Brötchen ganz zu schweigen. Selbst die Servietten sowie die frischen Blumen, um die Café-Räumlichkeiten hübsch auszustatten, sind im Preis gestiegen. Ich habe eingekauft für den Tag der offenen Tür – und da blieb auch mein Mund offen, als an der Kasse der Betrag genannt wurde.“
Bis November am ersten Sonntag eines Monats
Kuchenspenden sind an den Tagen der offenen Tür willkommen, ebenso wie Spenden für laufende große Reparaturen.
So müsse das Dach des denkmalgeschützten Backsteingebäudes umfassend saniert werden. Da es sich um eines der letzten typischen Shed-Dächer in der Region handelt, zähle man hier auf die Unterstützung der Industrie und der Politik.
Brigitte Schäfer vom Förderkreis Industriekultur informierte, dass am 2. Oktober ihre Tagesausstellung unter dem Titel „Farbensprache“ im Backsteingebäude zu sehen sein werde.
Der Tag der offenen Tür findet nun bis November immer am ersten Sonntag eines Monats im Industrie-Museum statt.
Für Besucher gab es am Sonntag wieder die Vorführ- und Mitmachgießerei. Kinder konnten unter fachlicher Anleitung kleine Stücke formen. So gab sich Luca (9) daran, einen Gartenzwerg „für Oma zu Ostern“ zu erstellen. Die Geschwister Vera und Eva freuten sich, ein Pferd geformt zu haben. Die Dampfmaschinenmodell-Anlage, die Klaus Neubert betreut, faszinierte Groß und Klein. Das Kettenkarussell sei in der Winterpause repariert worden. Da sei man der Firma Wilesco dankbar, so Neubert, dass diese sich bei der Lieferung von Ersatzteilen sehr entgegenkommend zeige. Nur der Schmied war diesmal verhindert, im nächsten Monat werde das Schmieden aber wieder angeboten.
Natürlich denke man immer darüber nach, was man für neue Angebote, speziell für Kinder und Jugendliche, entwickeln könne, um die traditionellen Handwerkstechniken noch besser erlebbar zu machen. „Da wäre es ideal, wenn jüngere Leute mit pädagogischem Interesse mit einsteigen“, war von Brigitte Schäfer zu erfahren. Die Verantwortlichen denken außerdem über ein Konzept nach, die Führungen durch die Gebäude auf verschiedene Ehrenamtliche aufzuteilen, um Interessierte genauer informieren zu können. Gerne können sich Ehrenamtliche melden, die sich für metallische Produkte und deren Herstellung interessieren und solche Führungen gelegentlich übernehmen möchten.