Gevelsberg. Der geplante Radweg durch den Silscheder Tunnel in Gevelsberg ist längst ein Politikum. Die Grünen wollen dabei auch über Alternativen sprechen.

Die Stadt Gevelsberg hat sich gemeinsam mit der Politik – allen voran der SPD-Fraktion – dem Kampf für den Radweg durch den Silscheder Tunnel verschrieben. „Wir brauchen im Ennepe-Ruhr-Kreis ganz dringend die Durchfahrbarkeit des Silscheder Tunnels“, hatte Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi zuletzt bei der Freigabe des Radwegs durch den Schwelmer Tunnel deutlich gemacht.

Beim Silscheder Tunnel sehen Naturschützer eine Gefahr für die dort lebende Fledermauspopulation, sollte wie angedacht tatsächlich ein Radweg-Teilstück durch den Tunnel führen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen setzt sich nun dafür ein, dass die Biologische Station des Ennepe-Ruhr-Kreises die Ergebnisse des Fledermausmonitorings auch während einer politischen Sitzung in Gevelsberg vorstellt. Gleichzeitig sollen dabei auch mögliche Alternativen zur Tunnel-Lösung für den Radweg besprochen werden.

„Wir fühlen uns nicht ausreichend informiert“, erklärte Grünen-Fraktionsvorsitzender Wolfram Thiel in der Ratssitzung am Donnerstagabend. Dabei meint er vor allem den Arten- und Naturschutz. „Die Frage ist: Kann der Radweg durch den Tunnel geführt werden? Und wenn ja, wie? Und wie kann eine Alternative aussehen, wenn es tatsächlich nicht durch den Tunnel geht?“, so Thiel weiter.

Grüne wollen umfassende Meinungsbildung

Im Antrag der Grünen-Fraktion heißt es: „Im Naturschutzbeirat des Ennepe-Ruhr-Kreises wurden die Ergebnisse des Fledermausmonitorings im Silscheder Tunnel seitens der Biologischen Station einem begrenzten Teil der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.“ Im Ergebnis sei dort ein in qualitativer und auch quantitativer Hinsicht einmaliger, schützenswerter Rückzugsraum für 13 seltene Fledermausarten und mindestens 300 Individuen vorgefunden worden.

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„Dieser nach deutschem und europäischem Artenschutzrecht besonders zu schützende Lebensraum steht den Planungen für einen Fahrradtunnel im Wege“, begründen die Grünen. „Aber vielleicht gibt es Möglichkeiten, die Fledermauspopulation zu erhalten und trotzdem mit dem Fahrrad durch den Tunnel zu fahren.“ Alle Optionen müssten erörtert werden. Im Interesse einer umfassenden Meinungsbildung sollten die politischen Gremien über den Rückzugsraum für Fledermäuse und über mögliche alternative Radwegeführungen informiert werden.

Diskussionsveranstaltung der SPD am Dienstag

Sonja Dehn von der SPD-Fraktion und zweite stellvertretende Bürgermeisterin nutzte die Ratssitzung am Donnerstag, um noch einmal für die Diskussionsveranstaltung der SPD Gevelsberg zum Silscheder Tunnel zu werben.

Die Veranstaltung findet am Dienstag, 28. März, ab 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) unter dem Titel „Verkehrswende ernst nehmen“ in der VHS Ennepe-Ruhr-Süd, Mittelstraße 86 bis 88 in Gevelsberg, statt.

Landrat Olaf Schade wird dabei die Position des Ennepe-Ruhr-Kreises zum Thema darlegen. „Es ist wichtig, dass wir im Ennepe-Ruhr-Kreis die Verkehrswende und die Interessen der Radfahrerinnen und Radfahrer mit den berechtigten Anliegen des Natur- und Artenschutzes überein bringen“, sagt Olaf Schade. „Im Kern verbindet beide Interessensgruppen das gleiche Anliegen eines nachhaltig lebenswerten Ennepe-Ruhr-Kreises“, so der Landrat weiter. „Ich freue mich, dass unser Anliegen beim Kreis Chefsache ist und der Landrat seinen Kalender für diesen Termin freiräumen konnte“, betont auch Daniel Berenbruch, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Gevelsberg.

Wie eine Lösung im Konflikt um die Nutzung des Silscheder Tunnels für den Lückenschluss im regional bedeutsamen Elbschetal-Radweg aussehen kann, darüber möchten die Sozialdemokraten mit Expertinnen und Experten, aber auch den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern besprechen.

Neben Olaf Schade informieren an diesem Abend in Gevelsberg Experten wie Georg Schäfer, Sprecher des Radfahrforums bei der Zukunftsschmiede Gevelsberg, der Höhlenforscher und Betreiber des Schwelmer Tunnels Stefan Voigt sowie Petra Soika-Bracht (Ennepe-Ruhr-Kreis) und Björn Remer (Stadt Gevelsberg). Anschließend gibt es eine Diskussion im Plenum.

„Das ist eine gute Idee“, signalisierte SPD-Fraktionschef Klaus Bärenfänger Zustimmung. „Im gesamten Prozess ist es sinnvoll, sich mit allen Argumenten auseinanderzusetzen.“ Aus seiner Sicht soll dabei aber noch mehr Fachexpertise eingeholt werden – beispielsweise durch Georg Schäfer vom Fachforum Radverkehr, jemandem vom ADFC und auch Stefan Voigt, dem der Schwelmer Tunnel gehört. Voigt machte bei der feierlichen Freigabe des Schwelmer Tunnels klar: Naturschutz und Tunnel-Radweg lassen sich miteinander verbinden. „Das ist eine Frage des Geldes und der Methode“, sagte Voigt.

SPD-Fraktion sieht keine Alternativen

„Wir sind der gleichen Meinung“, erklärte CDU-Fraktionschef Hans-Günther Adrian in Richtung SPD-Fraktion. „Wir würden uns auch über jemanden vom ADFC freuen, der dabei ist.“ Der parteilose Ratsherr Dirk Rabenschlag sprach über eine Umsiedlung der Fledermäuse im Silscheder Tunnel durch eine Fachfirma als mögliche Lösung.

„Eine wirklich sinnvolle Alternative zum Durchfahren des Tunnels gibt es nicht“, machte Helge Mannott von der SPD-Fraktion deutlich. „Der Rückhalt für diesen Tunnel ist da, die Bürgerinnen und Bürger haben den Anspruch, dass das realisiert wird.“ Bettina Bösken, ebenfalls Teil der SPD-Fraktion und Silschederin, stimmte zu: „Topographisch kann es da keine Alternative geben.“

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Auch Bürgermeister Claus Jacobi führte die Topographie ohne Tunnel-Radweg noch einmal als Argument an: „Ich würde mit meinem vierjährigen Sohn nicht auf die Idee kommen, eine Familienfahrradtour nach Wetter-Albringhausen zu machen.“ Die Stadtverwaltung habe hohes Interesse daran, verschiedene Seiten der Debatte im Rat anzuhören und dazu über die Biologische Station hinaus weitere Experten einzuladen. Jacobi sieht den Schwelmer Tunnel als bestes Beispiel dafür, wie sich Fledermausschutz und Radweg miteinander vereinbaren lassen.

„Wir haben viele Gründe dafür gehört, aber die dagegen noch nicht so viel“, sagte Grünen-Fraktionschef Wolfram Thiel abschließend. Der Rat der Stadt Gevelsberg votierte einstimmig dafür, jemanden von der Biologischen Station und weitere Experten in den Rat einzuladen, um öffentlich in möglichst großer Runde das Für und Wider eines Radwegs durch den Silscheder Tunnel zu diskutieren.