Gevelsberg. Die Kaufvertrag ist unterzeichnet: An diesem Tag wird die Liebfrauenkirche in Gevelsberg für immer geschlossen. So sind die weiteren Pläne.

Im kommenden Jahr würde die Liebfrauenkirche 70 Jahre alt werden. Tausende Gevelsbergerinnen und Gevelsberger wurden hier getauft, haben ihre Kommunion empfangen, besondere Momente erlebt. Doch der runde Geburtstag der Kirche an der Hagener Straße wird wohl nicht mehr gefeiert. Am 4. Juni findet der letzte Gottesdienst in der Liebfrauenkirche statt.

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„Der Kaufvertrag mit dem Investor ist in der vergangenen Woche unterzeichnet worden“, sagt Matthias Wittwer aus dem Kirchenvorstand. Schon vor Monaten wurden die Pläne der katholischen Kirchengemeinde bekannt, die Kirche aufzugeben und die Gemeinden am Standort St. Engelbert zusammenzulegen. Die Zahl der Gemeindemitglieder sinkt, auch der Personalschlüssel. „Wir haben fünf Jahre lang sehr gerungen“, erklärte Propst Norbert Dudek bei der Präsentation der Pläne im September des vergangenen Jahres. Natürlich sei in der Gemeinde eine Traurigkeit, dass ein Kirchenstandort aufgegeben wird. „Aber es wurde die beste Lösung gefunden, die möglich war.“ Norbert Dudek bezieht sich auf den vor Jahren begonnenen Pfarreientwicklungsprozess, um die Gemeinden zukunftsfähig aufzustellen.

Zeit für Erinnerungen

Doch zuerst steht der Abschied an. Der Gottesdienst am ersten Sonntag im Juni, ab 11 Uhr, soll besonders sein, erklärt Claudia Buskotte. Sie ist Pastoralreferentin und leitet den Arbeitskreis, der die Zusammenführung beider Gemeinden plant. Es wird viele Beteiligte geben, der ehemalige Pastor Brauer und der amtierende, Martin Stais, werden dabei sein, es gibt viel Musik und Zeit für Erinnerungen. Und im Anschluss wird es noch eine Möglichkeit der Begegnung geben – für alle, die eine besondere Beziehung zur Liebfrauenkirche haben.

Quartier an der Hagener Straße

Der Bereich rund um die Liebfrauenkirche, der überbaut wird, umfasst etwa 3500 Quadratmeter. Investor Thomas Freeriks plant dort ein neues Quartier. Die drei Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung, die dort errichtet werden, betreibt die Evangelische Stiftung Volmarstein. Auch der neue Kindergarten, der gebaut wird, wird in die Trägerschaft der Stiftung gehen. Aktuell ist der Kita-Zweckverband des Bistums Essen der Betreiber der Einrichtung an der Märkischen Straße. Und wird es auch bis zur Fertigstellung der neuen Einrichtung bleiben. Bis dahin soll alles wie bisher weiter laufen, die Beteiligten versicherten bei der Präsentation der Pläne einen fließenden Übergang für die Kinder. Außerdem entstehen an der Hagener Straße Wohnungen. Matthias Wittwer vom Kirchenvorstand teilt mit, dass es auch Platz für die Kleiderkammer, die Pilgerwohnung und auch die Bücherei geben soll sowie für eine kleine Kapelle als auch einen Veranstaltungsraum.

Ganz verschwinden wird sie aber nicht. Der Investor Thomas Freeriks plant den markanten Kirchenturm zu erhalten, im Bereich des Kirchenschiffs Wohnungen zu bauen, den Neubau eines Kindergartens und darüber drei Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung zu errichten. Im September sprach er außerdem von einer kleinen Kapelle und einem Veranstaltungsraum, die er gerne bauen wolle. Der Name Liebfrauen soll ebenfalls nicht verschwinden und für das Quartier auch in Zukunft stehen. Auch die Kleiderkammer und die Bücherei sollen an der Hagener Straße erhalten bleiben. Doch wie das während der Bauzeit gelingen kann, das steht noch nicht fest. Eine der vielen Fragen, auf die Claudia Buskotte und die Arbeitsgruppe Antworten finden müssen. Fest steht, dass der Besitzübergang der Gebäude von Liebfrauen an den Investor für Ende des Jahres vorgesehen ist. Anfang 2024 sollen die Arbeiten voraussichtlich starten. Ob das Ziel erreicht wird, bis zum Sommer 2025 fertig zu werden, bleibt abzuwarten. „Der Investor geht jetzt in die Detailplanung“, sagt Wittwer.

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Und auch die Ideen für die Zusammenlegung der Gemeinden werden konkreter. Die mit viel Herzblut und noch mehr Geld sanierte Orgel soll erhalten bleiben und in die St.-Engelbert-Kirche eingebaut werden. „Die Orgel in Liebfrauen ist in einem top Zustand“, sagt Buskotte, anders als die Orgel von St. Engelbert. Kleine Umbauten würden wohl notwendig werden, aber der Einbau sei problemlos möglich.

Die zusätzlichen Gottesdienstbesucher in der Kirche St. Engelbert unterzubekommen seien ebenfalls kein Problem. Da in den Jahren immer weniger Menschen in die Kirchen gekommen sind, gibt es die Überlegung, die Zahl der Sitzmöglichkeiten sogar zu verkleinern, zugunsten von mehr Flexibilität. Claudia Buskotte erklärt, dass die Kirchenbänke in St. Engelbert voraussichtlich im Sommer heraus genommen werden sollen „und wir den leeren Raum auf uns wirken lassen“.

Altarbereich wird verändert

Ob Bänke oder Stühle und wie sie arrangiert werden, das soll in der Gemeinde entschieden werden. So wird Raum für zusätzliche Nutzungen geschaffen. Verändert werden soll auch der Altarbereich. Eine Möglichkeit wäre, die Predigten von unten zu halten, auf einer Ebene mit den Gottesdienstbesuchern. „Für die Gemeinde steht eine Zeit des Ausprobierens bevor“, sagt Claudia Buskotte. Die Zusammenlegung bietet auch die Möglichkeit, sich inhaltlich zukunftsfähig aufzustellen.

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Der Umbruch für die Gemeindemitglieder von Liebfrauen ist am größten. Nicht nur für die Gruppen, die sich seit Jahrzehnten an der Hagener Straße treffen. Claudia Buskotte weiß, dass es ein Gefühl des Abschieds und des Verlustes gebe, aber es sei auch ein Neuanfang. Warum bereits im Juni der letzte Gottesdienst stattfindet, obwohl die Bauarbeiten erst Anfang 2024 beginnen? Damit der Übergang geordnet ist, erklärt Claudia Buskotte. Und der Investor hat Zeit für die Bauuntersuchungen und für die Vorbereitungen für den großangelegten Umbau. Nicht nur der Bereich um die Liebfrauenkirche, die 1954 gebaut wurde, verändert das Gesicht an der Hagener Straße, auch die katholische Gemeinde in Gevelsberg.

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