Schwelm. Der Ärger der Schwelmer über die Personalentscheidung zum Sparkassen-Vorstandsvorsitz ist so groß, dass sich Kunden umorientieren – auch die FDP

Die Stimmung unter den Menschen in der Stadt Schwelm ist aktuell aufgeheizt, wenn sie über die Politik und die Verwaltungsspitze sprechen. Zu dem Entsetzen darüber, dass der Verwaltungsrat der Sparkasse CDU-Fraktionsvorsitzenden Oliver Flüshöh zum designierten Vorstandsvorsitzenden gemacht hat, gesellte sich der politische Beschluss zur Umstrukturierung des Stadtmarketings, ohne die privaten Gesellschafter ins Boot zu holen sowie die Besetzung des Postens des neuen Wirtschaftsförderers mit SPD-Mann Oliver Kochs.

Politik und Verwaltung sehen sich mit dem vehementen Vorwurf von Klüngel und Vetternwirtschaft durch die Schwelmerinnen und Schwelmer konfrontiert.

So ist der Stand der Dinge bei der Sparkasse und so geht es nun weiter: Nach der Personalentscheidung für Oliver Flüshöh wenden bereits jetzt, bevor er seine Stelle als Generalbevollmächtigter am 1. April antreten wird, die ersten Kunden dem heimischen Kreditinstitut den Rücken zu. Vor allem die Volksbank verzeichnet aktuell einen Zulauf, den sie selten in dieser Größenordnung in Schwelm hatte. Die wohl prominentesten Neukunden: die Schwelmer FDP. „Nach den skandalösen Vorgängen haben wir unsere Konten von der Sparkasse abgezogen und sind damit zur Volksbank gewechselt“, teilt Michael Schwunk mit.

Roland Zimmer von Aufgaben entbunden

Gleichzeitig haben die Liberalen ihr Mitglied Roland Zimmer, der im Sparkassen-Verwaltungsrat überhaupt erst vorgeschlagen hatte, Oliver Flüshöh zum neuen Chef des heimischen Kreditinstituts zu machen, von allen politischen Aufgaben entbunden.

Lesen Sie auch:

Bislang hält der Verwaltungsrat der Sparkasse an seinen Plänen fest, dass Oliver Flüshöh zum 1. April seine neue Stelle als Generalbevollmächtigter bei der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel antritt, um in zwei Jahren, wenn Christoph Terkuhlen in den Ruhestand wechselt, dessen Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Es zählt aber auch zu den Aufgaben des Verwaltungsrats, unter dem Vorsitz von Hans-Werner Kick, mögliche Schäden von der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel fern zu halten.

Reaktion der Sparkassen- und Giroverbands

Die Personalrochade passiert vorbehaltlich der Zustimmung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und des Sparkassen- und Giroverbandes. Der teilt auf Nachfrage dieser Zeitung mit: „Der SVWL kommentiert einzelne Personalentscheidungen in Sparkassen grundsätzlich nicht. Dies betrifft die Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Sparkassen durch den Vorstand und die Bestellung von Vorstandsmitgliedern durch den Verwaltungsrat. Grundsätzlich ist uns jedoch folgender Hinweis wichtig: Erst die Bestellung eines Vorstandsmitglieds löst eine Anzeigepflicht aus. Eine solche so genannte Absichtsanzeige wird über den jeweiligen regionalen Sparkassen- und Giroverband an die BaFin und die Bundesbank weitergeleitet. Laut Sparkassengesetz darf die Entscheidung über die Bestellung eines Vorstandsmitglieds frühestens ein Jahr vor dem Zeitpunkt des Wirksamwerdens getroffen werden. Die Einstellung eines Generalbevollmächtigten durch den Vorstand einer Sparkasse löst hingegen keine Anzeigepflichten aus. Der Einbindung eines Sparkassen- und Giroverbandes bedarf es in diesem Fall nicht.“

Ob das aktuelle Votum des Verwaltungsrats für Oliver Flüshöh als Vorstandsvorsitzender ab dem Jahr 2025 bereits eine zu früh getroffene Entscheidung über die Bestellung eines Vorstandsmitglieds ist, und damit ein möglicher Verstoß gegen das Sparkassengesetz, bedarf weiterer Prüfung und kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Klar ist: Den Chefposten soll Oliver Flüshöh erst in zwei Jahren antreten. Ob sich der Ärger der Schwelmer bis dahin gelegt hat? Das werden die nächsten Geschäftsberichte der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel womöglich an nackten Zahlen offenbaren.

+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++