Schwelm. Oliver Flüshöh soll künftig den Vorsitz der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel übernehmen. Warum diese Personalie besonders polarisiert.
Wenn Oliver Flüshöh zum 1. April Generalbevollmächtigter der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel wird, um in zwei Jahren den Vorstandsvorsitz zu übernehmen, ist dies nicht einfach eine Nachfolgeregelung für den gefeuerten Michael Lindermann. Diese Personalie polarisiert durch ihre politische Dimension. Denn mit CDU-Mann Flüshöh wird der mächtigste Oppositionelle im Ennepe-Ruhr-Kreis und die prägendste politische Figur in der Stadt Schwelm der vergangenen zehn Jahre der Politik den Rücken zuwenden.
+++ Schwelm: Nach Sparkassen-Skandal platzt die nächste Bombe +++
Während in der CDU und an vielen anderen Stellen nun überlegt wird, wie die Lücke, die Flüshöh so plötzlich reißt, gefüllt werden kann, hat diese Personalrochade für seine politischen Gegner wohl nur Vorteile. Fassungslos reagiert allerdings die Schwelmer FDP auf die Art und Weise, wie der hoch dotierte Posten bei der Sparkasse nachbesetzt wurde und distanziert sich vom eigenen Parteimitglied Roland Zimmer, der Oliver Flüshöh überhaupt erst vorgeschlagen hatte.
Flüshöh ist im Jahr 2008 Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat der Stadt Schwelm geworden, bekam diesen Posten später auch auf Kreisebene, wo er seit einigen Jahren auch den Parteivorsitz innehat. Zudem ist er im Verwaltungsrat der Sparkasse, Vorsitzender des Aufsichtsrats von EN Wohnen, Mitglied des Aufsichtsrats der AVU. Ämter und Posten, in denen er die Geschicke des Kreises und der Stadt Schwelm maßgeblich mitgestaltete – als ärgster politischer Gegner von SPD-Landrat Olaf Schade und des ehemaligen Schwelmer SPD-Bürgermeisters Jochen Stobbe. Er war es an vorderster Front, der Gabriele Grollmann auf den Bürgermeister-Posten verhalf, über seinen CDU-Parteifreund und den Technischen Beigeordneten der Stadt Schwelm, Ralf Schweinsberg, lenkte er viele gewichtige Entscheidungen im Schwelmer Rathaus mit.
CDU sucht nach Nachfolgern
Rhetorisch geschult, in den Themen absolut sicher, auf dem Polit-Parkett ein Profi trieb er Entwicklungen voran und seine politischen Gegner beziehungsweise die Verwaltungen vor sich her. Legt Oliver Flüshöh seine Ämter zum 31. März allesamt nieder, wird die CDU sich an vielen Stellen sammeln und neu aufstellen müssen. „Ich will an jeder Stelle einen sauberen Übergang hinbekommen und die Dinge geordnet hinterlassen. Ich werde zudem rechtzeitig Vorschläge für meine Nachfolge unterbreiten“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
+++ Schwelm: „Grüne Meile startet mit Café und Bistro +++
Diese wird in Schwelm mit größter Wahrscheinlichkeit darauf hinauslaufen, dass der bisherige stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Müller aufrückt. Auf Kreisebene sind die Nachfolgen nicht so klar ersichtlich. In der Partei hat Flüshöh mit Dr. Ulrike Braucksiepe, Ulrike Borowski und Ulrich Oberste-Padtberg gleich drei Stellvertreter, mit Oberste-Padtberg und Udo Andre Schäfer zwei in der Fraktion. Klar dürfte sein, dass die Aufgaben von Oliver Flüshöh auf mehrere Schultern verteilt werden. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass sich die CDU mit einem Abgang ihres stärksten Mannes beschäftigen muss. Bereits zur Kommunalwahl 2020, als Flüshöh als Landrat kandidierte, liefen Überlegungen, wie das Vakuum, das eine Wahl in die Reihen der Christdemokraten gerissen hätte, gefüllt werden könnte.
Beim politischen Gegner hingegen dürfte an der ein oder anderen Stelle auch so etwas wie Erleichterung aufkommen, schließlich war es oft Oliver Flüshöh in der Person, der den Finger in die Wunden legte und für Druck sorgte. Der liegt nun nach einem einstimmigen Ergebnis im Hauptausschuss der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel und bei mehreren Gegenstimmen im Verwaltungsrat zu einem Teil auch auf seinen Schultern. Flüshöh muss zeigen, dass dieses Vorgehen, jemanden aus den eigenen Reihen mit zweijähriger Zusatzausbildung auf diesen Posten zu hieven, eine richtige Entscheidung gewesen ist.
FDP sieht Mauschelei
Maximal dagegen positioniert sich die FDP Schwelm, die in einer Pressemitteilung, das Vorgehen auf das Schärfste kritisiert: „An mangelnde Seriosität und Intransparenz bei der Besetzung von Führungspositionen in der Schwelmer Verwaltung, haben wir uns ja leider seit Langem gewöhnen müssen. Häufig waren das richtige Parteibuch und versprochene ,Besetzungsansprüche’ für einzelne Parteien auf diese Posten die ausschlaggebenden Kriterien. Organisationen wie bspw. die Sparkasse blieben bisher von derlei Mauscheleien verschont.“ Das hätte sich mit dieser Personalie nun geändert, sagten die Liberalen. „Die FDP Schwelm wünscht ihm jedenfalls ein glücklicheres Händchen bei der Führung der Sparkasse, möge es besser gelingen als in der Schwelmer Politik. Sein prägnantestes Millionengrab, das neue Schwelmer Rathaus, wird er als Mahnung zukünftig dann aus dem Vorstandsbüro begutachten können, vielleicht mit dem wohligen Gefühl, die Suppe nicht auslöffeln zu müssen“, endet die Mitteilung, die nicht ohne Brisanz ist.
Denn: FDP-Mitglied Roland Zimmer, selbst bis zum Jahr 2013 Vorstand der Schwelmer Sparkasse, hatte Oliver Flüshöh im Verwaltungsrat vorgeschlagen. FDP-Fraktionsvorsitzender Michael Schwunk reagiert darauf: „Herr Zimmer hat ohne Absprache und Zustimmung der FDP-Fraktion gehandelt. Wir distanzieren uns von diesem eigenmächtigen Vorgehen.“
+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++