Gevelsberg/Neheim. Für seine Recherchen zum Polizeiskandal nach einer Schießerei in Gevelsberg ist Redaktionsleiter Stefan Scherer nun ausgezeichnet worden.

Der Fall der beiden Polizistinnen, die während einer Schießerei in Gevelsberg geflüchtet waren und einen angeschossenen Kollegen sowie dessen Partner, der erst wenige Monate zuvor seine Ausbildung absolviert hatte, im Stich ließen, bewegte die gesamte Republik – nachdem die Lokalredaktion den Fall exklusiv enthüllt hatte. Nun sind die zahlreichen Geschichten preiswürdig geworden. Für seine intensive Recherchearbeit und die Aufbereitung der Ergebnisse erhielt der Leiter der Lokalredaktion Ennepe-Süd, Stefan Scherer, den Journalisten-Preis der Westfalenpost „Ideenmanagement 2023“ am vergangenen Samstag im Kaiserhaus in Neheim im Rahmen der Jahreskonferenz dieser Zeitung verliehen.

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Neben Jan Reinhold und dem Gevelsberger Journalisten Joel Klaas, die gemeinsam einen Auftragsangriff eines ehemaligen Profiboxers auf einen Trainer im Amateurfußball aufbereitet haben, sowie Flemming Krause, Josef Schmidt und Daniel Berg, die die Geschichte des eingesperrten Mädchens in Attendorn recherchiert haben, erhielt Stefan Scherer den dritten Preis, der in diesem Jahr verliehen wurde. Im Fokus der Jury stand dabei vor allem die Recherchearbeit eines Falles, den die Behörden verschleiern wollten und der nur durch Zufälle überhaupt an die Öffentlichkeit kam.

Hier geht es um mehr

Eine Jury aus Mitgliedern der Chefredaktionen der Funke-Mediengruppe hatte die drei prämierten Beiträge aus zahlreichen Einsendungen als auszeichnungswürdig eingestuft und bewertet die Arbeit von Stefan Scherer unter dem Titel „Der Schwelmer Polizeiskandal“ folgendermaßen: „Der Versuch, die feige Flucht zweier Polizistinnen von einem Tatort unter den Teppich zu kehren, ist missglückt. Denn ein Lokaljournalist erkennt, wo der eigentliche Skandal liegt. Stefan Scherer begnügt sich nicht mit Zeugenaussagen oder dürftiger Aktenlage. Er stellt eigene Recherchen an. Konfrontiert Behörden und Politik mit seinen Fragen. Denn er weiß: Hier geht es um mehr. Nämlich um die Frage, ob Beamte mit Gewaltmonopol einen unter Feuer liegenden Kollegen aus Angst im Stich lassen dürfen. Oder ob sie vielleicht sogar ihr Leben riskieren müssen.“

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Der stellvertretende Chefredakteur der Westfalenpost, der gebürtige Ennepetaler Torsten Berninghaus, überreichte die Preise im Beisein der gesamten Führungsriege der Westfalenpost um Chefredakteur Jost Lübben sowie Verlagsgeschäftsführer Thomas Kloß und einem der drei Gesellschafter der Funke-Mediengruppe, Niklas Wilcke. Torsten Berninghaus in der Laudatio: „Am Ende mussten sich der Landrat und mehrere Behörden bis hin zum NRW-Innenministerium erklären, weil Stefan Scherer beharrlich an dem Fall geblieben ist.“

Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt

Für die Lokalredaktion ist dies nicht der erste Preis, den sie für ihre Arbeit vor Ort erhält. Die Aufbereitung des PCB-Falls (2021), die Serie „Schwelm 2030“ und die Geschichte einer jungen Frau, die vor ihrem Tod unbedingt noch heiraten wollte (beide 2018) sowie die letzte Geliebte von John F. Kennedy, die aus Schwelm kam (2015), sind bereits ebenfalls im Rahmen des Journalisten-Preises der Westfalenpost gekürt worden. Für die Redaktion ist das Ehre und Auftrag zugleich, auch weiterhin an den besonderen Geschichten zu arbeiten, noch tiefergehend zu recherchieren und sich auch künftig nicht durch heftigen Gegenwind beirren zu lassen.

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Die Geschichte der beiden Polizistinnen Nadine A. und Patricia B. ist übrigens noch nicht zu Ende erzählt. Zwar sind die beiden Frauen mittlerweile strafrechtlich verurteilt, doch noch läuft das Disziplinarverfahren gegen sie. In diesem wird sich klären, ob sie – die aktuell noch suspendiert sind – jemals wieder als Polizistinnen arbeiten werden dürfen. Die Redaktion wird selbstverständlich am Ball bleiben und weiter berichten.

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