Gevelsberg. Wildschweine im Stadtwald: Es gibt große Veränderungen im Schwarzwildgattern in Gevelsberg. Das steckt hinter den Plänen.
Das Schwarzwildgatter ist ein beliebtes Ausflugsziel im Gevelsberger Stadtwald. Und das schon seit den 60er Jahren. Viele Familien und Schulklassen nutzen die Gelegenheit, den Wildschweinen ganz nahe zu kommen und sie in freier Wildbahn zu erleben - nur durch einen Zaun getrennt. Die Stadt Gevelsberg plant nun eine Erweiterung der Fläche, um den Fortbestand auch in Zukunft zu sichern. Die Naturschutzbehörden haben für das Vorhaben bereits grünes Licht gegeben.
Das Schwarzwildgatter besteht aus einer Fläche von 4.849 Quadratmetern und befindet sich an der Brinkstraße. Dort gibt es einmalige Einblicke in das Leben der Tiere. Doch das Gatter ist mittlerweile zu klein geworden, eine Erweiterung ist dringend notwendig. Grund dafür sind neue Artenschutzvorgaben. Pro erwachsenes Tier müssen zukünftig 2000 Quadratmeter Fläche vorgehalten werden. Zur artgerechten Haltung zählt aber auch, dass die Rotte auch eine gewisse Mindestgröße haben sollte. Also der Zusammenschluss der Tiere mindestens um die fünf erwachsene Tiere umfasst.
250.000 Euro im Haushalt
Im städtischen Wildschweingatter befinden sich derzeit insgesamt 15 Tiere, davon fünf erwachsene (2 Keiler, 3 Bachen). Bezogen auf die neuen Vorgaben dürften nur noch zwei bis drei Wildschweine auf der Fläche leben. Die notwendige Erweiterung ist aber nicht ohne weiteres möglich:
Der Grund: Das Wildschweingatter befindet sich in einem FFH-Gebiet, das es besonders zu schützen gilt. Und weil die Erweiterung des Gatters massiv ist, mussten einige Behören beteiligt werden, die den Plänen der Stadt Gevelsberg zustimmten.
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Auch der Naturschutzbeirat des Ennepe-Ruhr-Kreises beschäftigte sich mit der geplanten Erweiterung und sieht ebenfalls keine schädlichen Auswirkungen auf den Stadtwald. Außerdem sei das Schwarzwildgatter seit Jahrzehnten in der Region fest etabliert und es ein Verlust wäre, wenn es schließen müsste, so der Tenor in der Versammlung. Begrüßt wurde aber auch die Aufforstung der Kompensationsflächen. Es handelt sich um die Wiesen- und Weidebrachen Am Werde, Berchemallee, Untere Geerstraße und Westfelder Mark - allesamt im Bereich Berge, dort wird hauptsächliche die Rotbuche gepflanzt.
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Doch zurück zum Wildschweingatter im Gevelsberger Stadtwald. Die Rotte hat zwar eine artgerechte Größe, aber das Gatter selbst ist erheblich zu klein. Deshalb soll es in Zukunft doppelt so groß werden.
„Die Erweiterung auf 10.087 Quadratmeter erfolgt nach Rücksprache mit dem Kreisveterinäramt, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW ist in nordöstlicher Richtung vorgesehen“, heißt es in einer entsprechenden Vorlage an den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. Das Gremium befasst sich am 13. März mit dem Thema. Im Haushalt 2023 sind bereits 250.000 Euro für die Maßnahme vorgehalten.
Neuer Zaun
Als neue Gattergrenze wird der nordöstlich verlaufende Waldweg angesetzt. Die Fläche wird zudem neu eingezäunt. Aus den im April 2021 in Kraft getretenen Ausführungshinweisen zur Durchführung der Schweinehaltungshygieneverordnung ergeben sich der Abstand und die Höhe der neu zu schaffenden doppelten Einfriedung.
Der Stabgitterzaun muss eine Höhe von mindestens 1,50 Meter haben, abgesichert durch einen weiteren Elektrozaun im Abstand von 2 Meter zum Stabgitterzaun, um einen direkten Kontakt der Tiere mit anderen Wildtieren zu verhindern. Der Stabgitterzaun wird auf ein tief gegründetes Fundament errichtet, damit sich die Wildschweine nicht unter dem Zaun hindurchwühlen können.
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Auch das ist das Schöne am Wildschweingatter. Die Tiere sind fast immer zu sehen und lassen sich auch von den vielen Besucherinnen und Besucher nicht beirren und gehen ihrer Tagesroutine nach. Wühlen, Fressen und Erkunden.
Bürgermeister Claus Jacobi freut sich, dass die Naturschutzbehörden den Plänen in dem FFH-Gebiet zugestimmt haben. „Das ist nicht nur für die Tiere schön, sondern vor allem für die Menschen, die seit Generationen zum Gatter kommen.“ Auch er würde besondere Kindheitserinnerungen damit verknüpfen. „Es ist wichtig, dass es so etwas auch heute noch gibt. Wo hat man sonst die Möglichkeit Wildschweine zu sehen.“
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