Gevelsberg. Bei einem Streit unter Jugendlichen soll ein 15-Jähriger geschossen haben. Ein Mädchen (17) kam ins Krankenhaus. Von der Waffe fehlt jede Spur.
Großeinsatz in Gevelsberg: Ein 15-jähriger Gevelsberger soll bei einem Streit zwischen vier Jugendlichen auf dem Verbindungsweg zwischen dem S-Bahnhof in Berge und der Hagener Straße auf Höhe der Firma Intertractor eine Pistole gezogen und geschossen haben. Während die Polizei den mutmaßlichen Täter schnell schnappte, fehlt von der Waffe weiterhin jede Spur. Eine 17-Jährige kam verletzt ins Krankenhaus.
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„Massenschlägerei mit Schusswaffengebrauch“ lautete die Meldung am späten Samstagabend um 23 Uhr in Gevelsberg, und nur Minuten später blinkten etliche Blaulichter am Tatort. Noch stehen zahlreiche Fragezeichen hinter den genauen Vorgängen im Gevelsberger Osten und bei vielen Nachfragen der Redaktion kann Sonja Wever, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde, noch keine Auskunft geben. Bislang stellt sich die Situation wie folgt dar: Ein 14-jähriges Mädchen aus Haspe, der 15-jährige mutmaßliche Täter, ein 17-jähriges Mädchen sowie ein 18-jähriger Junge – alle aus Gevelsberg und Deutsche – haben sich auf dem Verbindungsweg getroffen. Ob dies eine zufällige Begegnung oder ein beabsichtigtes Treffen war, will die Polizei noch aus den Anhörungen der Jugendlichen eruieren.
Etliche Dinge noch unklar
„Auf jeden Fall ist es zum Streit gekommen, zu dessen Auslöser mir keine Erkenntnisse vorliegen“, sagt die Polizeisprecherin. Auch wer mit wem gegen wen an dieser Auseinandersetzung beteiligt gewesen ist, darüber liegen der Kreispolizeibehörde noch keiner Erkenntnisse vor. Klar sei, dass es nicht bei einem Wortgefecht geblieben ist. „Es kam zu einer Schubserei, in der einer der Beteiligten eine Waffe gezogen hat, damit gedroht hat und auch geschossen haben soll“, sagt Sonja Wever. Ob in die Luft oder gezielt in Richtung eines Menschen ist dabei genauso ungeklärt wie die Frage, ob jemand der vier Jugendlichen oder mögliche andere Zeugen die Polizei informierten. „Zumindest sind weitere Zeugen hier nicht aufgeführt“, teilt die Pressesprecherin der Polizei mit.
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Der 15-Jährige ergriff die Flucht, doch die Beamten, die umgehend eine Nahbereichsfahndung auslösten, griffen den Jungen schnell auf. Allerdings hatte dieser keine Waffe bei sich. Parallel dazu traf auch der Rettungswagen ein, denn die 17-jährige Gevelsbergerin hatte sich bei der Auseinandersetzung verletzt. „Sie war in dem Handgemenge mit dem Kopf aufgeschlagen und hatte sich eine Platzwunde zugezogen“, sagt Sonja Wever. Zur Behandlung kam sie ins Krankenhaus.
Gleichzeitig machten sich die Polizeikräfte vor Ort auf die Suche nach der Pistole, die laut Aussage des 15-Jährigen – oder der anderer Beteiligter, auch das ist nicht klar – eine PTB-Waffe gewesen sein soll. Das sind Schreckschusswaffen, die dafür konzipiert sind, Reizgas-Munition, pyrotechnische Munition oder Knallpatronen abzufeuern. Um das zu überprüfen und auszuschließen, dass es sich im schlimmsten Fall doch um eine scharfe Waffe gehandelt haben könnte, machten sich die Einsatzkräfte der Polizei intensiv auf die Suche nach der Pistole. Dabei konzentrierten sie sich auf den Bereich der Ennepe.
Feuerwehr sucht in der Ennepe
Weil es dort aber in der Nacht stockduster ist, forderten die Beamten um 0.45 Uhr – fast zwei Stunden nach der Schussabgabe – die Hilfe der Feuerwehr Gevelsberg an. Die rückte mit knapp 20 Einsatzkräften aus. „Unsere Aufgabe war es, den Suchbereich an der Ennepe auszuleuchten und gesichert in den Fluss zu steigen, um dort nach einer Waffe zu suchen“, teilt Peter Dietrich, Einsatzleiter der Feuerwehr im Gespräch mit dieser Zeitung mit. Um 3.30 Uhr brachen die Feuerwehrleute diese Suche jedoch ergebnislos ab.
Ob gesichert ist, dass es sich um eine PTB-Waffe handelt, und der 15-Jährige diese tatsächlich in die Ennepe geworfen und nicht in der Nähe versteckt hat; ob die Polizei noch einmal bei Tageslicht nach der Waffe gesucht hat – auch dazu hat die Kreispolizeibehörde, die am Sonntag auf Nachfragen der Redaktion überhaupt gar nichts zu der Tat bekannt gab, keine Informationen für die Öffentlichkeit. „Wir haben die Suche nach der Waffe aufgegeben“, teilt Sonja Wever lediglich mit.
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Nachdem der 15-Jährige in die Obhut seiner Eltern übergeben wurde, ermittelt die Polizei nun nach Aussage der Pressesprecherin wegen gefährlicher Körperverletzung gegen ihn. Ob die Waffe und dass er damit gefeuert haben soll noch ein strafrechtliches Thema werden, steht in den Sternen, denn das Tatwerkzeug bleibt verschwunden.
Der reine Besitz, Erwerb und Transport von PTB-Waffen ist ab 18 Jahren gestattet. Wer eine solche Waffe mit sich führt, benötigt einen kleinen Waffenschein. Das Abfeuern einer solcher Pistole ist nur auf befriedetem Gelände zulässig und generell fallen PTB-Pistolen unter das deutsche Waffengesetz.
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