Ennepetal. Die Evangelische Stiftung Loher Nocken hat sich von ihrem langjährigen Geschäftsführer getrennt und will sich künftig professioneller aufstellen.
Die Evangelische Stiftung Loher Nocken stellt sich neu auf. Die Ennepetaler Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung soll künftig von einem hauptamtlichen Vorstand, dem bis zu zwei Personen angehören können, geleitet werden. Bereits im vergangenen Dezember hatte sich die Stiftung von ihrem langjährigen Geschäftsführer Dr. Thomas Trapper getrennt.
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Konkrete Gründe für die Trennung wollte der Vorstandsvorsitzende, Pfarrer i. R. Manfred Berger, gegenüber dieser Zeitung nicht nennen. Er ließ aber durchblicken, dass es unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Ausrichtung und Zusammenarbeit gegeben habe. Berger betonte, dass man Trapper nicht gekündigt habe. Dieser sei vielmehr als Diakon der Rummelsburger Diakonie Beamter der Bayrischen Landeskirche und seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012 per Gestellungsvertrag zum Loher Nocken ausgeliehen gewesen. Man habe den Vertrag nun beendet, „Dr. Trapper ist aber nicht arbeitslos, sondern wird wieder von der Bayrischen Landeskirche bezahlt“, erklärte Manfred Berger.
Der ehrenamtlich tätige Vorstandsvorsitzende betonte die Notwendigkeit, die Stiftung Loher Nocken neu zu strukturieren. „Bisher war ein ehrenamtlicher Vorstand voll verantwortlich für die Geschicke der Stiftung“, so Berger. „Ich bin jetzt seit 20 Jahren Vorstandsvorsitzender. Als ich anfing, hatten wir 80 Mitarbeiter. Jetzt sind es 280.“ Das enorme Wachstum sei im übrigen nicht zuletzt ein Verdienst von Thomas Trapper, der in seinen Fachgebieten Jugendhilfe und Sozialpädagogik sehr innovativ gewesen sei, betonte Berger. Er habe viele Wege der Dezentralisierung gesucht und sich dafür eingesetzt, dass Jugendliche in kleinen Gruppen zusammenleben können. Manfred Berger erinnert zudem daran, dass bereits Trappers Vorgängerin Doris Gringel (†) dafür gesorgt habe, dass sich das einstige Knabenheim auch für die Mädchenseite geöffnet hat. Gringel hatte die Einrichtung auch stärker sichtbar gemacht, Trapper führte diese zunehmende Öffnung in die Gesellschaft hinein fort.
In den vergangenen Jahren hatte die Stiftung mehrere Häuser in Ennepetal erworben und dort Wohngruppen für Mädchen und Jungen verschiedener Altersgruppen und mit unterschiedlichen Biografien eingerichtet. Auf dem Stammgelände an der Lohernockenstraße konzentriert man sich auf Kinder unter 12 Jahre sowie um Mütter und ihre kleinen Kinder. Hinzu kommt dort die Loher Nocken Schule, eine private Förderschule mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung sowie Lernen.
Aktuell führt Personalleiter Markus Erdhütter die Geschäfte der Evangelischen Stiftung kommissarisch. Der 54-jährige Diplom-Sozialpädagoge hatte bereits zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn 17 Jahre lang am Loher Nocken gearbeitet. Bevor er 2021 zurückkehrte, war er mehrere Jahre bei der Stadt Ennepetal, unter anderem als Schulsozialarbeiter am Reichenbach-Gymnasium, beim Allgemeinen sozialen Dienst und in der Adoptionsvermittlungsstelle, tätig. „Wir sind handlungsfähig“, sagte Manfred Berger.
Die neue Satzung hat inzwischen die zuständigen Stellen, von der Stiftungsaufsicht beim Landeskirchenamt bis zur Bezirksregierung in Arnsberg durchlaufen, Änderungswünsche wurden eingearbeitet. Das Kuratorium beschloss vor wenigen Tagen einstimmig die überarbeitete Satzung, so dass diese nun den Aufsichtsstellen zur Genehmigung vorgelegt werden konnte. Die geänderte Satzung sieht vor, dass es künftig bis zu zwei hauptamtliche Vorstandsmitglieder geben kann. „Möglichst unterschiedlicher Profession, mit einer wirtschaftlichen und einer pädagogischen Seite“, so Manfred Berger. Möglich wäre aber auch, dass der Vorstand nur aus einer Person besteht. In jedem Fall ist er künftig im Unterschied zum bisherigen Geschäftsführer Organ der Stiftung, die mittlerweile allein schon Personalkosten in zweistelliger Millionenhöhe trägt, und steht in der Haftung. Der bisherige ehrenamtliche Vorstand wird aus dem Alltagsgeschäft und der Haftung herausgenommen und zum Kuratorium umfunktioniert, das als Aufsichtsgremium darauf achtet, dass die Evangelische Stiftung Loher Nocken entsprechend der Stiftungsidee und -zwecke arbeitet.
Aktuell hat die Evangelische Stiftung Loher Nocken die Stelle des pädagogischen Vorstands als Leiterin beziehungsweise Leiter der Einrichtung zum nächstmöglichen Zeitpunkt ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März. In der Folge soll auch die Position des kaufmännischen Vorstands ausgeschrieben werden.
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Für den ausgeschiedenen Geschäftsführer Dr. Thomas Trapper sei noch eine Verabschiedung angedacht, so der kommissarische Leiter Markus Erdhütter gegenüber dieser Zeitung. Ob es die geben werde, sei aber derzeit noch offen. „Dr. Trapper hinterlässt ein 1a bestelltes Feld“, betonte Erdhütter.