Schwelm. Oliver Flüshöh soll Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel werden. Doch gesichert ist das polarisierende Vorhaben noch nicht.

Die Personalie Oliver Flüshöh polarisiert weit über die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel hinaus. Die Reaktionen sind gespalten, wenn es um die Nachfolgeregelung des fristlos gekündigten Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, Michael Lindermann, geht. Zunächst wird der bisherige Stellvertreter Christoph Terkuhlen den Chefposten bis zu seinem Renteneintritt entgegen der ursprünglichen Pläne übernehmen. Geht der 2025 in Rente, soll der Schwelmer CDU-Mann nach zweijähriger Zusatzausbildung den hoch dotierten Job erhalten. Im Fokus der Kritik steht vor allem die Art und Weise wie der Verwaltungsrat die Stelle besetzt hat. Und es stellt sich die Frage: Ist die Sache eigentlich mit dem Beschluss der heimischen Sparkassen-Gremien schon in Stein gemeißelt?

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Kurzer Rückblick auf das Verfahren: Laut Verwaltungsratsvorsitzendem Hans-Werner Kick ist ein mehrere Monate dauerndes Bewerbungsverfahren ohne einen passenden Kandidaten geblieben, obwohl etwa 200 schriftliche Bewerbungen in Schwelm eingegangen waren von Männern und Frauen, die die Stelle haben wollten, die zuletzt mit etwa 360.000 Euro pro Jahr vergütet worden war. Oliver Flüshöh hat als Vorsitzender des Risikoausschusses und Vorsitzender des Hauptausschusses der Sparkasse an zentralen Stellen sowohl an der Entlassung Lindermanns als auch am gescheiterten Bewerbungsverfahren mitgewirkt. Auf Vorschlag des FDP-Mannes und ehemaligen Schwelmer Sparkassenvorstands Roland Zimmer soll laut übereinstimmender Aussagen Oliver Flüshöh in den Gremien der Sparkasse auf den Plan geholt worden sein. „Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt keinen Gedanken daran verschwendet“, beteuert Flüshöh, der ab 1995 eine Ausbildung zu Bankkaufmann bei der Sparkasse Gevelsberg absolviert hat und anschließend Jura studierte und klar macht: „Ich habe mich ab diesem Zeitpunkt aus allen Prozessen zurückgezogen.“

Politiker stimmen über Personalie ab

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Ausschlaggebend dafür, dass dieser Vorschlag weiter verfolgt wurde, sollen Flüshöhs tiefe Verwurzelung und hervorragenden Kontakte in Schwelm und im Ennepe-Ruhr-Kreis sowie seine gute Kenntnis der Schwelmer Sparkasse gewesen sein, so dass es zur Abstimmung in den Sparkassen-Gremien kam. Ein Fakt, der dabei ins Auge fällt, ist mit Sicherheit die Zusammensetzung des Verwaltungsrats, der aktuell noch aus den beiden kompletten Verwaltungsräten der Sparkassen Schwelm und Sprockhövel von vor der Fusion der beiden Häuser vor zwei Jahren besteht. Er ist mit Ausnahme der vier Mitarbeitervertreter der Sparkasse ausschließlich mit Politikern der beiden Kommunen besetzt.

Diese haben im Hauptausschuss einstimmig, im Verwaltungsrat in geheimer Abstimmung bei sechs Gegenstimmen für den CDU-Fraktions- und Parteivorsitzenden votiert. Ob bei der ein oder anderen Fraktion auch Eigennutz mit in die Entscheidung eingespielt hat, sich auf diesem Weg des mächtigsten politischen Gegners im Ennepe-Ruhr-Kreis und in der Stadt Schwelm zu entledigen, lässt sich dabei nur mutmaßen. Alle Beteiligten betonen auf Nachfrage immer wieder: „In den Gremien ist alles korrekt gelaufen. Hier hat kein Klüngel stattgefunden.“

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Mit dem Votum für den Mann aus den eigenen Reihen ist die Sache auf jeden Fall noch nicht komplett in trockenen Tüchern. Im Vorfeld hatte der Verwaltungsrat bereits den Sparkassenverband Westfalen-Lippe angesprochen, ob dieses Vorgehen möglich sei. Dieser hat mitgeteilt, dass der Weg, jemanden, der die Qualifikation für den Posten nicht besitzt, zwei Jahre als Generalbevollmächtigten auszubilden, grundsätzlich gangbar ist. Klar ist aber auch: Ein Fall, wie der von Oliver Flüshöh, dass ein Verwaltungsratsmitglied den Vorstandsvorsitz übernehmen soll, ist in Deutschland bislang nicht bekannt.

Aufsicht muss Okay erst noch geben

Ihr Okay muss am Ende aber noch eine andere Stelle geben: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). „Die Voranfrage dort läuft aktuell, wir warten auf die Antwort“, sagt Christoph Terkuhlen. Sollte die keine Bedenken haben, müssen die Schwelmer in einem nächsten Schritt so etwas wie einen Ausbildungsplan vorlegen, wie Oliver Flüshöh die Eignung zum Vorstandsvorsitzenden erreichen kann. „Wird dieser Plan erfüllt, kann man davon ausgehen, dass die BaFin zustimmt, wenn es in zwei Jahren darum geht, Oliver Flüshöh zum Vorstand zu bestellen“, sagt Terkuhlen. Das letzte Wort sprechen in dieser Sache dann allerdings auch die Mitglieder der Stadträte Schwelm und Sprockhövel, die der Personalie ihre Zustimmung erteilen müssen.

Aktuell fehlen dem Schwelmer beide Schlüsselqualifikationen für den Posten. Denn Voraussetzung ist, dass ein Vorstand Personalverantwortung in einer Sparkasse trägt und dass er Kreditkompetenz besitzt und diese auch ausübt. Beides muss der neue Vorstand zum Zeitpunkt des Jobantritts ausüben, weshalb die zweijährige Qualifikationsphase als Generalbevollmächtigter für Oliver Flüshöh vorgeschaltet wird, so dass er 2025 die Regie in der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel übernehmen können soll.

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