Schwelm. Haushaltswaren, Elektrogeräte und vieles mehr gibt es bei Brunsberg in Schwelm. Nun schließt das Geschäft am Neumarkt. Warum?
Nach 120 Jahren ist Schluss. Das Geschäft Max Brunsberg am Neumarkt 16 in Schwelm schließt. Inhaber Lutz Schemmann und seine Frau Margit geben das Lokal mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf, erzählen sie im Gespräch mit der Westfalenpost.
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Von Porzellan und Glas über verschiedene Geschenkartikel bis hin zu Elektrogroßgeräten wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler: All das und noch vieles mehr gibt es seit vielen Jahren in dem Schwelmer Geschäft am Neumarkt. Doch nun gibt Inhaber Lutz Schemmann bekannt: „Am 31. März ist es soweit. Wir werden unser Geschäft für immer schließen.“ Einen Nachfolger gibt es nicht. Das Traditionsgeschäft beginnt am kommenden 13. Februar mit dem Räumungsverkauf. Die Gründe für die Schließung seien verschieden.
Die Geschichte von Brunsberg
Doch zurück zum Anfang. Alles begann vor 120 Jahren. „Mein Urgroßvater hat das Geschäft quasi mit dem Bau dieses Hauses eröffnet“, erinnert sich der 63-Jährige. Damals gab es hinten eine Schlosserei, auf der kleinen Verkaufsfläche vorne im Laden wurde Kleineisen verkauft. Etwa 35 Jahre später übernahm dann Max Brunsberg das Geschäft, welches bis heute nach ihm benannt ist. „Er war Schlossermeister und hat überwiegend Schlosserarbeiten gemacht“, erzählt Lutz Schemmann weiter. Damals waren vor allem Kohleöfen gefragt. Seine Frau kümmerte sich um andere Dinge. Porzellan- und Haushaltswaren waren ihr Gebiet. Und so kamen die ersten Artikel dieser Art zum Sortiment dazu.
„Zwischen 1960 und 1965“, erinnert sich der Inhaber, das genaue Jahr weiß er nicht mehr, „haben meine Eltern Brunsberg dann übernommen.“ Da Lutz Schemmanns Vater jedoch eine kaufmännische Ausbildung hatte und keine handwerkliche, wechselte der Fokus erstmals und die Eltern des heute 63-Jährigen legten den Fokus auf den Verkauf. Nicht nur die Verkaufsfläche wurde größer, auch die Angebotspalette wurde bunter. Neben sogenannten Nachtspeichern kamen verschiedene Haushaltswaren und Elektrogeräte dazu. Glas- und Porzellan wie zum Beispiel ein Service waren gefragt.
In den 90er Jahren der nächste Wechsel: Lutz Schemmann und seine Schwester folgen auf die Eltern und sind die neuen Inhaber des Schwelmer Lokals am Neumarkt 16. „Das Sortiment haben wir größtenteils beibehalten“, sagt der Schwelmer. Die handwerklichen Arbeiten wurden jedoch weniger. Zwar habe Lutz Schemmann noch Gas- und Wasserarbeiten für Kunden erledigt, allerdings in einem durchaus kleineren Rahmen. „Ich habe das ja alleine gemacht, ich hatte keine Mitarbeiter.“ Im Laufe der Jahre änderte sich dann auch die Nachfrage der Kunden. „Sie wollten mehr Geschenkartikel“, erinnert sich auch seine Frau Margit. Und so weiteten die Schemmanns das Angebot aus. Heutzutage gibt es neben den verschiedensten Geschirr-Sets auch Pfannen, Töpfe, jegliche Kochutensilien, Toaster, Staubsauger und eben Großgeräte wie zum Beispiel Waschmaschinen. Die Nachfrage war eigentlich immer gut. Eigentlich.
Zu wenig Nachfrage am Neumarkt in Schwelm
Vor allem seit der Corona-Pandemie habe die Nachfrage enorm abgenommen. „Viele Kunden, die vorher vielleicht gekommen wären, kaufen seitdem eher im Internet als vor Ort“, erklärt Lutz Schemmann. Das Internet sei ein großer Konkurrent und einer der Gründe, warum das Traditionsgeschäft Ende März schließt. „Dann kommt natürlich auch das Alter dazu“, sagt er und lacht. „Großgeräte auszuliefern fällt mir heutzutage auch nicht mehr so leicht, da weiß ich am nächsten Tag aber, was ich getan habe“, so der angehende Rentner mit einem Schmunzeln.
Natürlich, so sieht es auch Margit Schemmann, die im Geschäft ihres Mannes seit vielen Jahren aktiv ist, sei die Geschäftsaufgabe schade und irgendwo auch traurig. Vor allem Stammkunden oder aber Menschen, die oftmals hergekommen sind, bedauern die Schließung. „Die sagen oft, wo sollen wir denn jetzt noch einkaufen?“ Und genau hier sieht Margit Schemmann ein Problem. „Es ist ein regelrechtes Geschäfte-Sterben.“ Insbesondere sei das für die ältere Generation schade, sagt sie. Denn oftmals haben ältere Menschen nicht die Möglichkeit, für Besorgungen „mal eben“ in eine andere Stadt zu fahren. Und: Der Service-Aspekt ist für diese Menschen enorm wichtig. Der fehlt.
Doch für das Ehepaar ist es die richtige Entscheidung. Neben den bereits genannten Gründen seien auch Mindestabnahmen von Lieferanten zu hoch. So viel könne der Inhaber gar nicht verkaufen. Das Geschäft rentiert sich schlichtweg nicht mehr.
Die Zukunftspläne von Lutz und Margit Schemmann
Und was haben Margit und Lutz Schemmann ab Ende März nun vor? Das wissen sie selbst noch nicht so richtig. „Also ich bin dann Rentner“, sagt der 63-Jährige und lacht, „meine Frau muss noch etwas arbeiten, aber wir lassen einfach alles auf uns zukommen. In den letzten Jahren ist auch privat viel liegen geblieben, das können wir jetzt aufarbeiten.“ Außerdem, so fügt das Ehepaar hinzu, haben sie zwei „tolle Enkelkinder, um die wir uns dann mehr kümmern können“. Eins steht für beide fest: Langweilig wird ihnen nicht.
Lutz Schemmanns Schwester, die Mitinhaberin des Geschäfts, habe sich bereits vor knapp drei Jahren aus dem Unternehmen zurückgezogen. Nun heißt es auch für den Schwelmer „Lebe wohl“. Bis Ende März ist er aber noch gemeinsam mit seiner Frau vor Ort. Montags, dienstags, donnerstags und freitags können Kunden jeweils von 10 bis 18 Uhr zu Max Brunsberg am Neumarkt kommen und stöbern. Mittwochs und samstags schließt das Lokal bereits um 14 Uhr.
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Die vergangene Zeit, die schönen Jahre, werden beide dennoch nicht vergessen. „Wir hatten immer viel Spaß hier mit den Kunden. Wir nehmen uns selbst eben nicht so ernst. Und früher haben uns die Menschen immer so viel erzählt, da freue ich mich natürlich auch über das Vertrauen“, sagt Margit Schemmann. Wo es für sie nun beruflich hingeht, weiß die Schwelmerin übrigens noch nicht. „Ich lasse das einfach auf mich zukommen“, sagt sie und grinst.
Der Räumungsverkauf startet am Montag, 13. Februar, um 10 Uhr. Adresse: Neumarkt 16 in Schwelm. Am 31. März ist der letzte Öffnungstag des Geschäfts Max Brunsberg. Bis dahin, so Lutz Schemmann müssten alle Artikel raus sein. Zudem weist er darauf hin, dass die Firma Scholand den Service für Elektro-Geräte ab der Schließung übernimmt.