Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Zahl der Scharlach-Fälle im EN-Kreis ist sprunghaft gestiegen. Das Gesundheitsamt teilt nun mit, wie es in den einzelnen Städten aussieht.
Das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises meldet viele Scharlachfälle in Kitas und Grundschulen. Da die Meldepflicht lediglich für Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche gilt, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein rät zur erhöhten Wachsamkeit bei Atemwegsinfekten.
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Seit Dezember verzeichnete das Gesundheitsamt 86 Scharlachfälle in Einrichtungen. Zum Vergleich: In den Jahren 2018 und 2019 waren im selben Zeitraum jeweils 34 Fälle gemeldet worden, in den Pandemiejahren 2020 (1 Fall) und 2021 (4 Fälle) wurden bei Kindern und Jugendlichen im Kreisgebiet nur vereinzelt Infektionen nachgewiesen.
Am Donnerstag nannte das Kreis-Gesundheitsamt auf Nachfrage unserer Redaktion Fallzahlen für die einzelnen EN-Städte. Aktuelle Daten liegen vor für den Zeitraum 1. bis 25. Januar 2023. Demnach sieht es an den Kitas und Schulen folgendermaßen aus:
Die im Kreisgebiet am meisten betroffenen Städte waren Witten (13 Fälle an 5 Grundschulen und 3 Kitas), Schwelm, Gevelsberg und Sprockhövel. Für Ennepetal liegen dem Kreishaus keine Daten vor.
In Schwelm gab es 6 Fälle an zwei Grundschulen, in Gevelsberg 5 Fälle an einer Grundschule und in Sprockhövel 5 Fälle an zwei Kitas und einer Grundschule.
Kreisweit wurden zwischen dem 1. Dezember 2022 und dem 25. Januar 2023 insgesamt 86 Scharlachfälle gemeldet. Zur besseren Einordnung liefert der Ennepe-Ruhr-Kreis die Fallzahlen aus den Vorjahren. Demnach sieht es so aus: In der Saison 2018/19 und 2019/20 waren es je 34 Scharlach-Fälle von Dezember bis Ende Januar, in der Saison 2020/21 je 1 Fall von Dezember bis Ende Januar und in der Saison 2021/22 wurden insgesamt nur 4 Fälle von Dezember bis Ende Januar gemeldet.
Seit Ende 2022 steiler Anstieg
Die Entwicklung im Ennepe-Ruhr-Kreis ist keine regionale Besonderheit. Das Robert-Koch-Institut meldet seit Ende 2022 einen steilen Anstieg für Nachweise von Streptokokken, die auch Scharlach verursachen. Zurückgeführt wird dieser zum einen auf den frühen Beginn und die weite Verbreitung von Atemwegserkrankungen durch verschiedene Viren, wie Influenza oder RS-Viren. Zum anderen zeigten sich Nachholeffekte, da viele Menschen während der Corona-Beschränkungen keine ausreichende Immunität aufbauen konnten.
Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten im Kindesalter. Zu den Symptomen gehören entzündete Mandeln, Hautausschlag, gerötete Wangen und Blässe um den Mund sowie eine himbeerfarbene Zunge. Es kann zu Mund-, Fieber-, Kopf- und Halsschmerzen kommen. Bauchschmerzen und Erbrechen sind weitere mögliche Symptome.
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Bei Beschwerden, die auf Scharlach hindeuten, sollten sich Betroffene ärztlich untersuchen und beraten lassen. „Zum Schutz vor Komplikationen und Spätfolgen werden bei einer Streptokokken-Infektion in der Regel Antibiotika verschrieben. Sie senken auch die Ansteckungsgefahr deutlich, schon 24 Stunden nach der ersten Einnahme sind Erkrankte nicht mehr ansteckend – im Vergleich zu drei Wochen ohne antibiotische Therapie“, erklärt Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein.
An Scharlach erkrankte Kinder und Jugendliche dürfen Kitas und Schulen erst 24 Stunden nach Beginn einer antibiotischen Therapie und dem Abklingen der Symptome wieder betreten.
Noroviren und Influenza
Bei Noroviren verzeichnet das Gesundheitsamt zwar Ausbruchsgeschehen in einigen Pflegeheimen, die Fallzahlen sind aber insgesamt vergleichsweise unauffällig. In den ersten drei Wochen des Jahres sind 31 Fälle gemeldet worden, im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 25 Fälle. In der Ganzjahresbilanz für 2022 finden sich 300 laborbestätigte Fälle, 2021 waren es 120.
Mit 769 gemeldeten Fällen im Dezember fiel der Start in die Grippesaison in diesem Winter vergleichsweise früh und außergewöhnlich intensiv aus. Im Januar – 61 Fälle – bewegte sich das Infektionsniveau im Bereich der Jahre 2017 bis 2020. Die letzten beide Winter waren im Zuge der Coronapandemie von Kontaktbeschränkungen und in der Folge von nur vereinzelten Grippefällen geprägt.