Ennepetal. Einen Musical-Abend der besonderen Art bekamen die Besucher beim Neujahrskonzert der Kulturgemeinde Ennepetal geboten.

„Zukunft der Kulturgemeinde ist gesichert”. So lautete die Schlagzeile dieser Zeitung am 25. Februar des vergangenen Jahres. Das ist fast ein Jahr her, und die traditionsreiche Ennepetaler Kultureinrichtung lebt. Und wie sie lebt und gedeiht, wurde am Freitagabend in der Aula des Reichenbach-Gymnasiums sichtbar. Ein proppenvoller Saal, vergnügte und begeisterte Besucher waren der beste Beweis. Aus den bisherigen Neujahrskonzerten mit namhaften Orchestern folgte erstmals ein Neujahrs-Musical-Potpourri.

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Auf der Bühne standen Jara Buczynski und Justin Lehmann-Friese, die sich längst als Künstler in den verschiedensten Darstellungsformen in internationalen Produktionen einen Namen gemacht haben. „Das ist Musical!...Oder?”: So lautete der Titel des abwechslungsreichen Abends. Es waren unter anderem wunderbare Melodien auch aus neuen Musical-Produktionen zu hören, die aktuell im Theaterviertel Broadway in New York Furore machen, aber in unseren Regionen noch nicht als Ohrwürmer angekommen sind.

Die in Herdecke groß gewordene Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Jara Buczynski, die auch zwei Jahre am Theater Hagen tätig war und an der Hamburger Stage School als Musical-Darstellerin ausgebildet wurde, meisterte stimmlich mühelos die sehr unterschiedlichsten Songs und eroberte das Publikum auch durch ihre Plaudereien. Justin Lehmann-Friese war nicht nur der Mann am Flügel, er war auch Sänger und ein ebenbürtiger Partner von Jara Buczynski. Sie ergänzten sich wunderbar. Durch die Auswahl der Songs, darunter auch sehr kritische, untermauerten sie ihre Botschaft: „Musicals haben sich verändert, und sind nicht mehr nur gute seichte Musik.“

Justin Lehmann-Friese und Jara Buczynski.
Justin Lehmann-Friese und Jara Buczynski. © WP Ennepetal | Dorothee Schumacher/Kulturgemeinde

Am Ende des offiziellen Programms gab es dann doch noch klassische Musical-Songs aus „Mamma Mia“. Nach dem starken Beifall folgte eine Zugabe, und für die Akteure auf der Bühne gab es Blumen und den „Klutert-Tropfen“, überreicht von der Kulturgemeinde-Vorsitzenden Dorothee Schumacher und von Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Grob. Zu Beginn der Veranstaltung hatte die Vorsitzende erläutert, wie sie die Künstler nach Ennepetal geholt hatte. Das Ehepaar Schumacher-Grob kennt die Mutter von Jara Buczynski. Die Anfrage bei der Mutter, die auch am Freitag anwesend war, trug Früchte.

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Doch bevor die Künstler die Bühne betraten, dankte die Erste stellvertretende Bürgermeisterin Anita Schöneberg der Kulturgemeinde im Namen der Stadt für diese Neujahrsveranstaltung. „Als die Sparkasse diese Neujahrskonzerte nicht mehr durchführen wollte (das ist schon einige Jahre her – Anmerkung der Redaktion), ist die Kulturgemeinde eingesprungen.“ Schöneberg, die, wie sie sagte, schon lange Mitglied des Vereins sei, sprach von der „kreativen Kraft der Kultur“ und übernahm die Aussage der Kulturgemeinde: „Sie ist ein Gegenstück zu der grausamen Gewalt der Kriege.“ Die Bürgermeisterstellvertreterin, die auch Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt ist, sagte weiter: „Kultur ist das, was uns alle bewegt.“ Sie wünschte der Kulturgemeinde eine erfolgreiche neue Saison.

Dass die Kulturgemeinde Ennepetal auf bestem Wege ist, erläuterte Beisitzer Dr. Wolfgang Grob und ließ Zahlen sprechen: Am 1. August 2022 habe Beatrix Adam nach zehnjähriger erfolgreicher Arbeit den Vorsitz an Dorothee Schumacher übergeben. Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden übernahm Conrad Tschersich. „Wir sind jetzt ein 15-köpfiges Team, dazu gehören auch junge Leute“, erklärt Dr. Wolfgang Grob.

Dr. Wolfgang Grob und Dorothee Schumacher von der Kulturgemeinde Ennepetal mit Musical-Darstellerin Jara Buczynski.
Dr. Wolfgang Grob und Dorothee Schumacher von der Kulturgemeinde Ennepetal mit Musical-Darstellerin Jara Buczynski. © WP | Privat

Zur ersten Veranstaltung unter neuer Leitung seien 60 Besucherinnen und Besucher gekommen. Es war eine Lesung. Schon zur zweiten Veranstaltung seien es 80 und dann sogar 240 Gäste in der Aula des Reichenbach-Gymnasiums gewesen. Mehr als 200 Interessierte kamen zu der Veranstaltung „World of Kayak. „Es war ein junges Publikum“, sagte Grob in seiner Bilanz. Am Freitagabend nach dem Neujahrs-Musical stand fest: Rund 1400 Gäste besuchten seit der Amtsübergabe am 1. August die Veranstaltungen der Kulturgemeinde.

Auch die Mitgliederzahl sei wieder angestiegen auf 1600. Etwa 150 neue Mitglieder seien nach den letzten drei Veranstaltungen (ohne die am Freitag) gewonnen worden. Das Team der Kulturgemeinde beabsichtige auch keine Beitragserhöhung. Er bleibe bei 12 Euro im Jahr. Grob weiß, dass viele Mitglieder mehr Geld als Spende überweisen. Es sei aber wichtig, dass die Teilnahme am Kulturleben nicht am Einkommen scheitere. Man muss wissen: viele Veranstaltungen sind für Mitglieder eintrittsfrei, so auch der Musical-Abend am Freitag. Nichtmitglieder mussten 10 Euro bezahlen.

Ein Team des WDR war am Freitagnachmittag bei den Proben der Künstler für die Abendveranstaltung der Kulturgemeinde dabei. Der Beitrag soll am kommenden Mittwoch, 18. Januar, um 19.30 Uhr in der Lokalzeit Dortmund im WDR Fernsehen gesendet werden.