Ennepetal. Das Ennepetaler Werk der Firma BMI hilft mit einer besonderen Spende, dass in der Ukraine Krankenhäuser und Schulen ein Dach über dem Kopf haben.
In vielen ukrainischen Städten sind durch die fortwährenden brutalen Angriffe der russischen Armee zahllose Gebäude zerstört oder schwer beschädigt worden. Die Ennepetaler Niederlassung der BMI Group will einen Beitrag leisten, die Not der Bevölkerung zumindest ein wenig zu lindern – und zwar mit Hilfe der Produkte, mit denen das Unternehmen weltweit erfolgreich ist. Am Dienstag ging ein Lkw von Oelkinghausen aus auf die Reise – beladen mit eigens für die Ukraine hergestellten Unterdeck- und Unterspannbahnen, mit denen provisorische Dächer für Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten errichtet werden können. Der Warenwert liegt bei etwa 90.000 Euro.
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Vier verschiedene Produkte umfasst die Lieferung. Dabei handelt es sich um sehr hochwertige diffusionsoffene Unterdeck- beziehungsweise Unterspannbahnen, die normalerweise auf die Dachsparren gelegt, mit einer Konterlatte fixiert und dann mit Dachziegeln oder -steinen überdeckt werden. Die drei- oder vierlagigen Membranen lassen Feuchtigkeit nach außen durch, aber nicht von außen herein. „Wir nennen das die ,Goretex-Jacke’ fürs Haus“, so Werksleiter Alexander Herröder. Die auf Rollen zu je 50 Metern gelieferten Bahnen sind jeweils auf der Ober- & Unterseite mit einem Selbstklebestreifen ausgerüstet, so dass sie wind- und luftdicht verklebt werden können. „Der Einsatzort für diese Produkte ist für Odessa und Cherson geplant“, erklärt Herröder. Die Bahnen sollen dort als Not- oder Behelfseindeckungen für Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten eingesetzt werden. Auch zerstörte Fenster können damit provisorisch abgedichtet werden.
Für die Bedruckung der Bahnen sei eigens ein Druckklischee entworfen worden, so der Werksleiter: „Donation for Ukraine – not for Sale” (Spende für Ukraine – nicht zum Verkauf). Der Hersteller habe das Klischee, also die Druckform, innerhalb von 24 Stunden nach Freigabe produziert, angeliefert und die Hälfte der Kosten getragen. Die andere Hälfte habe die Kommunikationsabteilung von BMI Deutschland/Schweiz übernommen.
Bis zu 90 Mitarbeiter am Standort
Das Ennepetaler BMI Components-Werk mit der Produktion an der Scharpenberger Straße und der Verwaltung an der Warthestraße gehört zur BMI Deutschland GmbH.
Der Ennepetaler Standort, ehemals Klöber, besteht seit 1972. Hergestellt werden hier Unterdeck-/Unterspannbahnen sowie rollbare First- und Gratlösungen.
Ennepetal ist ein weltweit exportierender Produktionsstandort, das Hauptgeschäft wird jedoch im europäischen Markt gemacht. Der Betrieb ist technologisch hoch spezialisiert. In der Hochsaison arbeiten bis zu 90 Mitarbeiter am Standort, sonst sind es etwa 75.
BMI Deutschland besteht derzeit aus 22 Standorten in Deutschland, davon 19 Produktionsstandorte, mit 2000 Mitarbeitern, die Dachsteine, Dachziegel, Dachsystemteile, Bitumenbahnen und Kunststoffbahnen produzieren. Die BMI Group, zu der BMI Deutschland gehört, hat insgesamt 116 Standorte und 9600 Mitarbeiter in 40 Ländern.
Die Idee für die Hilfsaktion entstand „beim berühmten Feierabendbier“, wie Alexander Herröder erzählt. Er habe mit Qualitätsleiter Peter Steben und Entwickler Dirk Jürgensen gemeinsam zu Abend gegessen. Dabei habe Dirk Jürgensen von einem Gespräch mit einem Lieferanten berichtet, dessen Kollege in einer Stiftung tätig und auf der Suche nach Sachspenden für die Ukraine sei. Die drei loteten die Möglichkeiten aus, wie man am besten helfen könnte. Alexander Herröder nahm Kontakt zu Stephan Zipperlen auf, dem Leiter Kommunikation bei der Stiftung „Weihnachtspäckchenkonvoi gGmbH“ und beim „Freunde helfen“-Konvoi, aus denen heraus sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine eine Task Force für humanitäre Hilfstransporte bildete. Alexander Herröder nahm die Kommunikationschefin der BMI Deutschland GmbH, Dagmar Bohm mit ins Boot, und gemeinsam holte man sich die Zustimmung für das Vorhaben bei der Geschäftsleitung der Unternehmensgruppe.
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Bei den Mitarbeitern stieß das Vorhaben auf großen Zuspruch. „Wir helfen gerne“, meint Alexander Herröder. Das habe sich schon bei einer von einem Mitarbeiter initiierten Spendenaktion für das Kinderhospiz Emmaus in Gevelsberg vor einem Jahr gezeigt. „Und es ist uns eine Herzensangelegenheit, die Menschen in der Ukraine zu unterstützen“, so Herröder. „Mehr noch: Wenn von unserer Spende wichtige und kritische Infrastruktur profitiert, dann haben wir als ,Team Ennepetal’ etwas Wunderbares geleistet, auf das wir auch sehr stolz sind.“ Auch die russischen Mitarbeiter des Betriebs hätten sich gerne an der Aktion beteiligt. „Drei russische Kollegen haben sogar die Produktion der Sonderanfertigung anlaufen lassen“, hebt der Werksleiter hervor. In insgesamt vier Schichten seien die Artikel für die Ukraine hergestellt worden.
Die Task Force Ukraine organisierte den Transport. Am Dienstagnachmittag wurde die Ware nun auf den Lkw geladen, der sich anschließend auf die etwa 2200 Kilometer lange Reise in Richtung Schwarzes Meer machte. Nach der Verladung bedankte sich Alexander Herröder herzlich bei allen, die an der Hilfsaktion mitgewirkt haben – angefangen von der BMI-Gruppe für die Genehmigung des Projektes über die Mitarbeiter der Produktion, die die Bahnen laminiert, konfektioniert und verpackt haben, bis hin zur Logistik im Werk, die die Ware auf den Lkw geladen hat.