Gevelsberg. Überweisungsvorlagen bei der Sparkasse an Ennepe und Ruhr sind nicht mehr kostenlos. Das steckt dahinter.

Warum kosten Überweisungsvorlagen in einer Filiale der Sparkasse an Ennepe und Ruhr plötzlich Geld? Ein Leser sieht darin den Versuch, die Kundinnen und Kunden dazu zu bringen, ihre Bankgeschäfte online zu erledigen und nicht mehr persönlich vor Ort. Der Sprecher des heimischen Kreditinstituts erklärt, dass der Grund ein ganz anderer ist. Es gehe einzig um Sicherheit.

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Als der Gevelsberger Wolfgang Schmale wie üblich bei seiner Bankfiliale vorbeischaut, um sich Überweisungsvorlagen zu holen, ärgert er sich. Blanko-Vorlagen gibt es nicht mehr. Er muss an den Schalter und die entsprechenden Formulare bestellen, die ihm dann nach Hause geschickt werden. Ihm sei eine Liste mit gestaffelten Preisen für unterschiedliche Mengen von Vordrucken vorgelegt worden mit dem Hinweis, „dass es sich bei der 75er Packung quasi um den Schnäppchenpreis = 11,50 Euro handelt“, schreibt er in einem offenen Brief an die Bank und an unsere Zeitung. Für ihn sei diese Aktion nur ein weiterer Schritt, um die Leute immer mehr in den komplett bargeldlosen Zahlungsverkehr zu bugsieren und in Richtung Online-Banking.

SB-Automaten mit Scan-Funktion

„Das ist nicht der Fall“, betont Sparkassensprecher Thomas Theile im Gespräch mit dieser Zeitung. Um die Kundinnen und Kunden vor Missbrauch der Daten zu schützen, würden Überweisungsvorlagen nur noch personalisiert und per Post ausgegeben und die dadurch entstehenden Kosten des Dienstleisters weitergegeben. „Das sind keine Gebühren“, sagt Thomas Theile und ergänzt: Es würden weiterhin keinerlei Gebühren für Bankgeschäfte vor Ort erhoben. „Wir haben drei Hauptstellen, acht personengebundene Filialen und vier, fünf SB-Filialen: Der Vorwurf, dass wir persönliche Geschäfte nicht wollen, stimmt nicht und wird alleine schon durch unsere Präsenz vor Ort deutlich.“ Überweisungen könnten weiterhin am SB-Automat kostenlos getätigt werden: indem die Daten eingetippt werden oder aber die Rechnung vor Ort eingescannt wird. Daraus werde dann eine Überweisungsvorlage generiert, so Theile.

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Doch warum ist es sicherer, Vorlagen zu personalisieren? „Damit die Kontodaten nicht in falsche Hände geraten“, erläutert der Sparkassensprecher. In Briefkästen eingeworfene Überweisungsvorlagen könnten in den SB-Filialen von Unbekannten rausgefischt werden – mit allen wichtigen Infos. Name, Kontonummer, Unterschrift. Was dann nur noch benötigt würde, wären Blanko-Vorlagen. Gleicher Betrag, andere Kontonummer, nämlich die des Betrügers, einwerfen. Und schon ist das Geld weg. Einen Tag später könnte das Geld schon abgehoben sein, ehe der Kunde den Betrug überhaupt bemerkt. „Darum gibt es auch in SB-Filialen keine Briefkästen mehr“, erklärt Thomas Theile.

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Der Präventionsaspekt sei für den Gevelsberger Leser zwar nachvollziehbar, über die kostenpflichtige Lösung ärgert er sich trotzdem und fragt: Warum nicht Vorlagen kostenlos am Schalter ausgegeben werden können? „Wir haben uns für den einheitlichen weg per Post entschieden“, erklärt der Sparkassensprecher.

E-Mail-Adresse bei Betrugsverdacht

Präventionsarbeit spiele eine große Rolle bei der Sparkasse. „Das ist wie mit dem Hasen und dem Igel“, sagt Thomas Theile und erläutert: Immer wenn man der Masche der Betrüger auf die Schliche käme, gebe es schon die nächste. Aktuell würden vermehrt Nachrichten per SMS und E-Mail verschickt, in denen aufgefordert wird, per Pin das Konto zu bestätigen. „Weder per Telefon, E-Mail, SMS oder Whatsapp werden Kundinnen und Kunden von uns um so etwas gebeten“, erklärt Thomas Theile.

Schutz vor Enkeltrick

Auf mögliche Betrugsversuche wird auch an den Bargeld-Schaltern der Sparkasse an Ennepe und Ruhr hingewiesen. Wenn Kundinnen und Kundinnen hohe Geldbeträge abheben, sprechen Mitarbeiter die Masche der sogenannten Enkeltrickbetrüger an. Es geht um die Gefahr, dass Kundinnen und Kunden von Schockanrufern, falschen Polizisten oder vermeintlichen Enkeln in die Irre geführt werden. Die Betrüger bauen dabei massiven Stress auf, in dem sie Druck ausüben, sowohl was die Emotionen angeht, als auch den Zeitfaktor. „Das Ziel ist, dadurch den gesunden Menschenverstand auszuschalten“, erklärt Thomas Theile. Auch wenn die Geschichten und Szenarien immer anders sind, geht es um die Botschaft: Wer jetzt schnell eine entsprechende Summe zahlt, kann Schlimmeres verhindern. Doch die persönliche Ansprache der Bankmitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei oft nicht genug. Die Sparkasse an Ennepe und Ruhr und die Kreispolizeibehörde haben deshalb gemeinsam einen Umschlag entwickelt, in den die Bankmitarbeiter das Geld stecken. Dort sind Fragen abgebildet, wenn zwei davon mit ja beantwortet werden, ist ein Betrugsversuch wahrscheinlich. Wer sich über aktuelle Betrugsmaschen informieren möchte, kann das auf der Internetseite der Sparkasse machen. Informationen gibt es im Bereich „Ihre Sparkasse“ und dann „Sicherheit im Internet“.

Wer sich unsicher ist, der wird gebeten, die betroffene Nachricht an die warnung@sparkasse.de weiterzuleiten. Die Mail kommt in einer Abteilung der Sparkasse an, die sich deutschlandweit mit möglichen Betrugsversuchen beschäftigt. Sobald wieder eine neue Masche auftaucht, wird davor gewarnt und darauf reagiert. „Wie mit den Überweisungsvorlagen“, sagt Thomas Theile.