Ennepetal. In Ennepetal endet eine Ära: Die Firma Fischer & Co., die seit Stadtgründung für die Müllabfuhr zuständig war, stellt den Betrieb ein.
Seit es die Stadt Ennepetal gibt, kümmert sich die Firma Fischer um den Abfall, den die Bürgerinnen und Bürger produzieren. Die Anfänge des Unternehmens reichen sogar noch einige Jahre weiter zurück. Doch mit dem heutigen Tag endet diese Ära, der Familienbetrieb stellt seine Tätigkeit ein. Ab Januar ist das Entsorgungsunternehmen AHE, das schon seit 2019 die Gelben Säcke einsammelt, für die Abfuhr des gesamten Mülls in Ennepetal zuständig.
2001 hatten die Brüder Karl Friedrich und Heinz Jürgen Fischer die Verantwortung für das Müllunternehmen von ihren Eltern übernommen, nachdem sie dort zuvor schon viele Jahre lang mitgearbeitet hatten. Doch nun haben beide das Rentenalter erreicht, und weil sich kein Nachfolger fand, geben die Fischers schweren Herzens ihren Familienbetrieb auf. „Ich habe zwei Töchter. Die haben mitbekommen, was das für ein Job ist. Auch die beiden Söhne meines Bruders haben kein Interesse gehabt“, erzählt Karl Friedrich Fischer.
Einer der letzten Kleinbetriebe
„Es wird ja auch nicht leichter, mit immer neuen Auflagen und Gesetzesänderungen.“ Ein Unternehmen von so überschaubarer Größe wie die Fischer & Co. OHG gebe es im Bereich der Abfallentsorgung heutzutage gar nicht mehr, betont er. Manches Mal, beispielsweise, als europaweite Ausschreibungen eingeführt wurden, da habe er schon Existenzsorgen gehabt, sagt Karl Friedrich Fischer, der sich um das Kaufmännische und die Organisation kümmerte, bei der Sperrmüllabholung auch ein Fahrzeug fuhr. Sein Bruder war für den Fuhrpark zuständig und als Fahrer auf Tour.
Ganz klein hatte der Betrieb begonnen. Im Jahr 1936 sei sein Großonkel Robert Fischer mit Pferd und Wagen angefangen. „Er stammte von Königsfeld und hat im Bereich der Gemeinde Milspe Ärzten und Fabrikanten angeboten, ihren Müll abzufahren“, erzählt Karl Friedrich Fischer. Damals habe es gereicht, ein Loch nachzuweisen, in das der Müll geworfen und das dann abgedeckt werden konnte. „Es gab nur wenig Müll, Plastikverpackungen kannte man zu der Zeit ja nicht“, so der 67-Jährige. Später schaffte sich Robert Fischer ein zweites Pferd an. Irgendwann habe ihm die Gemeinde wohl angetragen, die Müllabfuhr in ihrem Gebiet zu übernehmen. Ab der Gründung Ennepetals im Jahr 1949 betrieb Fischer dann auch die Müllabfuhr für die Stadt. „Anfangs wurden die Fahrzeuge von der Stadt zur Verfügung gestellt, mein Großonkel hat Gebühren für die Nutzung gezahlt“, so Karl Friedrich Fischer. Später habe die Firma die ersten eigenen Müllfahrzeuge angeschafft. 1972 stieg der Vater von Karl Friedrich und Heinz Jürgen, Karl Friedrich Fischer senior, in die Firma ein und übernahm sie gemeinsam mit seiner Frau Reinhild, nachdem Robert Fischer (†1977) und dessen Frau Milli (†1981) gestorben waren.
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Karl Friedrich Fischer fuhr schon als kleiner Junge im Müllfahrzeug mit, für ihn stand früh fest, dass er das später auch machen will. Nach einer Lehre als Industriekaufmann stieg er in den Betrieb ein. Als ihn sein Vater Anfang der 90er Jahre mehr in die Verantwortung nahm, da habe er unter anderem „etwas an den Löhnen gemacht“, sprich: Er erhöhte sie. Zuvor sei der Betrieb eher eine Durchgangsstation für die Mitarbeiter gewesen. „Doch nichts ist so ertragreich wie gutes Personal“, meint Karl Friedrich Fischer. In der Folge seien einige Mitarbeiter bis zur Rente treu geblieben. Drei Angestellte aus der aktuellen Belegschaft gehören inzwischen seit 30 Jahren zur Firma. „Das ist fast wie Familie“, so der Chef.
Karl Friedrich Fischer ist anzumerken, dass ihm das Ende für den Familienbetrieb zu schaffen macht. „Das fällt mir schon schwer“, sagt er. „Ich bin ja auch Ennepetaler Bürger, habe viele Freunde und Bekannte im Stadtgebiet.“ Einige davon hat er bei der Milsper Turnvereinigung, denn „Kalle“ Fischer ist leidenschaftlicher Faustballer und feierte als Schlagmann mit seinen Mannschaften viele Erfolge. Immerhin hat er künftig mehr Zeit, mit seiner Frau Reinhild sich in Kurzurlauben die schönsten Ecken Deutschlands anzuschauen. „Das haben wir in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt“, so Karl Friedrich Fischer, dessen Töchter Jana und Marei bei der Stadt Ennepetal beschäftigt sind. Auch sein Bruder wird fortan seinem großen Hobby, dem Angeln, ausgiebiger nachgehen können.
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Ihm sei immer wichtig gewesen, mit der Müllabfuhr nicht aufzufallen, so Karl Friedrich Fischer, dem übrigens auch Bürgermeisterin Imke Heymann bei einem Abschiedsbesuch Dank aussprach.. „Vonseiten der Stadt hieß es immer: ,So lange wir nichts hören, ist doch alles gut’.“ Man habe 30.000 Kunden in Ennepetal und immer versucht, die zufriedenzustellen. „Natürlich gab es die Anrufe, wenn wir mal nicht in der normalen Zeitspanne da waren, ob der Müllwagen noch kommt“, berichtet er. Doch gerade jetzt, als bekannt wurde, dass der Betrieb eingestellt werde, habe er viele freundliche Rückmeldungen von Menschen bekommen, die sich bedankt hätten, dass der Müll immer so zuverlässig abgeholt worden sei.