Gevelsberg. Früher war man nach einem Bad rostbraun, jetzt ist die Wasserqualität der Ennepe so gut wie nie: Das sind die Hintergründe.

Der aktuelle Qualitätsgütebericht des Ruhrverbandes und die Gewässer-Untersuchungen des Angel- und Gewässerschutzvereins Ennepe bescheinigen der Ennepe eine gute Wasserqualität. Mehr noch: „So gut ging es der Ennepe noch nie“, sagt Wolfgang Schweer.

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Der Vorsitzende des Vereins, der sich für den Schutz des Flusses einsetzt, ist an der Ennepe aufgewachsen. Er hat hautnah miterlebt, wie sich das Gewässer immer mehr erholte, immer sauberer wurde. Wenn er als Kind darin gebadet hat, im Stau vor der ehemaligen Firma Kottenhof, dort, wo heute das Betriebsgelände der AVU ist, „waren wir Kinder anschließend rostrot. Meine Mutter hat mich, wenn ich nach Hause kam, erst einmal in die Badewanne gesteckt“, erinnert er sich. Das war vor 60 Jahren. Seitdem habe sich die Wasserqualität der Ennepe im Laufe der Jahre permanent verbessert. „Heute würde ich das Wasser sogar trinken, weil die Qualität so hervorragend ist.“

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Er macht das vor allem daran fest, dass heutzutage selbst sehr empfindliche Fische, die hohe Ansprüche an die Wasserqualität stellen, wie zum Beispiel die Mühlkoppe, wieder in großer Anzahl vorkommen. Doch diese Art ist nicht die einzige, die im Laufe der Jahre in die Ennepe zurückkehrte. Die Forellen waren die ersten, vor 20, 30 Jahren. Er sagt, vor etwa sechs Jahren wurde die Barbe erstmals hier entdeckt, neu dazu gekommen sind jetzt der Hasel, der Schneider, die Elritze. Entdeckt haben die Angler die Fische während einer Elektrobefischung. Dabei werden die Tiere durch leichten Stromschlag betäubt, eingesammelt und an anderer Stelle wieder ausgesetzt. Im Oktober, kurz vor der Schonzeit der Forellen, musste der Verein aktiv werden, um die Tiere vor der Baumaßnahme an der Brücke Vogelsang zu schützen.

So sieht eine Schmerle aus. Wolfgang Schweer sagt: „Das ist die schönste Schmerle, die ich je in meinem Leben gesehen habe.“
So sieht eine Schmerle aus. Wolfgang Schweer sagt: „Das ist die schönste Schmerle, die ich je in meinem Leben gesehen habe.“ © WP | Wolfgang Schweer

Wolfgang Schweer erklärt, dass das Problem ist, dass Bagger den Boden aufwirbeln würden. Die Kleinstteile, die den Fischen als Nahrung dienen, würden dadurch weggeschwemmt. Außerdem würden die Kiemen der Fische verstopft. Sie haben dann nicht nur weniger zu essen, sie können auch nicht mehr gut atmen. 9782 Fische wurden auf einem Kilometer elektrobefischt. Der Verein zählte auch 22 verschiedene Arten. So viele, wie noch nie. Auch das sei ein Indiz für die gute Wasserqualität, sagt Schweer.

42 Kilometer lang

Die Ennepe entspringt südöstlich der Stadt Halver, sie mündet in der Nähe des Hagener Hauptbahnhofs in die Volme, welche wiederum kurz danach in Hagen-Vorhalle in die Ruhr fließt.

Die Ennepe ist etwa 42 Kilometer lang – mehr als ein Viertel liegt in Verantwortung des Angel- und Gewässerschutzvereins: angefangen vom Freizeitbad Platsch auf Ennepetaler Gebiet, quer durch Gevelsberg bis zur Stadtgrenze zu Hagen.

Der Ruhrverband hat die Wasserqualität ebenfalls regelmäßig an verschiedenen Kontrollstellen im Blick. Betrachtet werden unter anderem die Nährstoffe, die im Wasser enthalten sind, und welche Kleinsttierchen darin gefunden werden. Diese lassen einen Rückschluss auf die Güte des Wassers zu. An fast allen Prüfstellen der Ennepe wird die Qualität mit „gut“ bezeichnet, nur an einer Stelle ist von mäßig die Rede, was mit der Uferbeschaffenheit an dieser Stelle zu tun hat, erklärt der Pressesprecher des Ruhverbandes auf Nachfrage dieser Zeitung. Die verbesserte Technik bei Kläranlagen, weniger Industrie am Flussufer und die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie seien nur einige Gründe für die stetige Verbesserung der Ennepe.

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Was sich Wolfgang Schweer wünscht? „Dass bei Bauarbeiten in der Ennepe die Schonzeiten, 20. Oktober bis 16. März, eingehalten würden, damit sich die Forellenpopulation weiter erholen kann. Leider ist das bei den Arbeiten an der Brücke Vogelsang nicht der Fall“, ärgert sich Schweer. Der Ennepe selbst habe das Hochwasser nicht geschadet. Im Gegenteil: „Das Gewässer wird einmal richtig durchgespült und kann sich erneuern.“ Denn auch wenn es dem Fluss so gut geht wie nie zuvor, zu verbessern gibt es immer etwas. Mehr Totholz würde er sich im Gewässer wünschen, noch mehr natürliche Ufer und dass endlich alle Wehre abgebaut werden.