Ennepe-Ruhr/Hagen. In den Bürgerbüros gehen die Gelben Säcke aus, an Nachschub ist aktuell kaum zu kommen. So nimmt die AHE den Verpackungsmüll trotzdem mit.

Wer derzeit in die Rathäuser und Bürgerbüros im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen geht, um sich ein, zwei neue Rollen Gelbe Säcke zu holen, wird vermehrt enttäuscht. Die Verpackung für den Verpackungsmüll ist kaum noch lieferbar; die Menschen fürchten, dass ihr Müll am Straßenrand stehen bleibt, wenn er nicht regelkonform für das duale System verpackt ist. AHE-Geschäftsführer Johannes Einig beruhigt: „Wir haben Lösungen zur Überbrückung.“

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Der Ursprung der Geschichte ist schon einige Monate alt. Erstmals im Frühjahr vermeldete das Entsorgungsunternehmen AHE, das für die Abholung der Gelben Säcke im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen zuständig ist, dass die Beschaffung eben dieser immer schwieriger werde. Die Gründe waren damals wie heute wenig überraschend: Corona-Lockdown in China, unterbrochene Lieferketten, Rohstoffmangel auf dem Weltmarkt, fehlender Frachtraum, zu wenig Lkw-Fahrer. Dazu gesellte sich eine deutliche Verschärfung durch den Ukraine-Krieg, so dass Johannes Einig und sein Team bereits Anfang Juli entschieden: „Die Gelben Säcke müssen rationiert werden.“

Lager sind leer gelaufen

Hintergrund: Damals hatten erste Hersteller der Gelben Säcke ihre Lieferverträge aufgekündigt, weil sie keinen Kunststoff mehr erhalten hatten, aus dem sie die Säcke produzieren. Die Lagerbestände der AHE liefen bereits damals leer, irgendwie schaffte es das Unternehmen aber immer wieder, dennoch Säcke zu beschaffen.

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Doch damit war nun auch für geraume Zeit Schluss. Folge: Nachdem sich die Lager der AHE geleert hatten, leeren sich auch zunehmend die Vorräte der Städte und in immer mehr Haushalten sind die Säcke nun ebenfalls ausgegangen, so dass die Menschen sich fragen, ob ihr Müll denn nun überhaupt noch abgeholt werden wird. „Nur für den Fall, dass es in der entsprechenden Kommune tatsächlich keine Gelben Säcke mehr gibt, kann jeder seinen Verpackungsmüll in anderen Müllsäcken an den Straßenrand stellen. Wichtig ist, dass die Säcke transparent sind, weil unsere Fahrer kontrollieren müssen, ob sie korrekt befüllt sind“, teilt der AHE-Chef im Gespräch mit der Redaktion mit. Heißt: Keine blickdichten Müllsäcke verwenden, dann wird der Müll auch wieder abgeholt.

13 Millionen Säcke pro Jahr

Und wie sehen die Perspektiven aus? Zwar hat die AHE nach einigen Wochen mal wieder eine Charge über 800.000 Gelbe Säcke ordern können, doch spätestens mit dem Müllaufkommen zum Weihnachtsfest und an Silvester sind diese restlos verbraucht. „Alllein im Ennepe-Ruhr-Kreis benötigen wir etwa 13 Millionen Gelbe Säcke pro Jahr und massive Lieferengpässe in ganz Deutschland sind vorhanden. Das lässt sich nicht abstreiten“, rechnet Johannes Einig vor. Hagen kommt da mit knapp 200.000 weiteren Einwohnern noch oben drauf. Zum Vergleich: Im Ennepe-Ruhr-Kreis leben etwa 325.000 Menschen.

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Aktuell zumindest werden die leer gelaufenen Kommunen mit frischen Gelben Säcken beliefert. Ist die Einführung der Gelben Tonnen eine dauerhafte Lösung für das Sack-Problem? In Hagen laufen derzeit Pilotprojekte, im Ennepe-Ruhr-Kreis kann die Tonne für einen kleinen Jahresbetrag zusätzlich bestellt werden, muss aber mit den Gelben Säcken befüllt werden, weil dies der hiesige Vertragsgegenstand mit den Dualen Systemen Deutschland ist. Die Verträge laufen Ende 2024 aus, so dass sich ab dem Jahr 2025 dauerhafte Änderungen ergeben könnten. „Ich würde die Tonnen-Lösung sofort nehmen, das müssen aber die Verhandlungen klären“, sagt Einig, der bis dahin wohl noch öfter Lösungen für fehlende Säcke improvisieren muss.

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