Schwelm. Das Schwelmer Ordnungsamt verteilt zunehmend Knöllchen in der Innenstadt vor allem an Paketdienste – so berichten es die Einzelhändler.

Der Ärger in der Schwelmer Händlerschaft schwillt an, denn immer öfter bekommen die Geschäftsleute die Wut ihrer Lieferanten ab. Seit einigen Monaten – so sagen diejenigen, die ihre Geschäfte und Restaurants in der Fußgängerzone betreiben – hagelt es für Paketfahrer und Speditionen vermehrt Knöllchen, weil die Lieferungen außerhalb der regulären Lieferzeiten stattfinden. Erneut wagt der Handel einen Vorstoß, die seit etwa 50 Jahren geltenden Zeiten für den Lieferverkehr zu ändern. Doch Bürgermeister Stephan Langhard tritt bei dem Thema deutlich auf die Bremse.

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Die Zeiten, in denen der Lieferverkehr in die Schwelmer Fußgängerzone fahren darf, sind seit den 70er Jahren unverändert: werktags von 19 bis 10 Uhr und zwischen 13 und 15 Uhr. Bereits im vergangenen Jahr hatte es im Rahmen des Projekts, die Kirchstraße in eine Fußgängerzone umzuwandeln, bei der Bürgerversammlung, die am 7. Oktober 2021 im Sitzungssaal des Rathauses stattfand, die klare und unmissverständliche Bitte der Anwesenden gegeben, die Zeiten zu ändern. Das strickte die Stadtverwaltung in die Vorlage 020/2022 mit ein. Dort heißt es: „Die Überprüfung der Lieferzeiten in der Fußgängerzone soll im Zusammenhang mit der Umsetzung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) erfolgen. Folgerichtig würde eine Veränderung der Lieferzeiten für den hier betroffenen Bereich – soweit eine Entscheidung für die Einrichtung einer Fußgängerzone getroffen wird – zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen.“

Schärfere Kontrollen?

Seit Februar steht nun fest, dass die Kirchstraße dauerhaft Fußgängerzone bleibt. Gleichzeitig hatte Thomas Friedrichs, 1. Vorsitzender des Kirchenstraßenvereins, damals bereits betont: „Das ist nicht mehr zeitgemäß mit den Mittagszeiten, in denen viele in ihrer Pause unterwegs sind. Ich halte Lieferzeiten von 7 bis 12 Uhr für optimal.“ Die Werbegemeinschaft um deren Vorsitzende Daniela Weithe kündigte damals eine Umfrage unter ihren Mitgliedern an.

Die Lieferzeiten sind an allen Einfahrten in die Fußgängerzone angeschlagen. Eine unkomplizierte Änderung scheint nicht in Sicht.
Die Lieferzeiten sind an allen Einfahrten in die Fußgängerzone angeschlagen. Eine unkomplizierte Änderung scheint nicht in Sicht. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Mit diesen Ergebnissen – laut ihrer Aussage ein klares Votum für neue Lieferzeiten – schritt sie nun in der jüngsten Sitzung des Rats der Stadt Schwelm im Rahmen der Einwohnerfragestunde ans Mikrofon, um nachzuhaken, wann denn Bewegung in die Sache komme. „Erschwerend kommt hinzu, dass aktuell ein Verstoß gegen die Lieferzeiten – oft fahren die Paketdienste nach 10 Uhr ein – umgehend vom Ordnungsamt geahndet wird.“ Natürlich müssten diese Verstöße geahndet werden, das sei keine Frage, aber um so mehr böte dies nun Anlass, die Zeiten zügig und nicht erst bei der weiteren Umsetzung des ISEK zu ändern.

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Kontrolliert das Ordnungsamt plötzlich mehr und gezielter diese Verstöße in der Fußgängerzone? „Nein“, sagt Heike Rudolph, Pressesprecherin der Stadt auf Nachfrage dieser Zeitung. „Dies ist nach wie vor Bestandteil der regelmäßigen Kontrollgänge in der Innenstadt, die nicht intensiviert worden sind.“

FDP fordert Geschwindigkeit

Eine Absage an eine schnelle Lösung aus Sicht der Einzelhändler erteilte Bürgermeister Stephan Langhard der Werbegemeinschafts-Chefin. „Wir können das so ad hoc nicht regeln und werden uns zu gegebener Zeit unterhalten. Mich interessiert das komplette Stimmungsbild und ich erinnere mich noch an die Diskussionen in der Kirchstraße.“ Auch die Intervention von Philipp Beckmann (FDP), dass hier endlich etwas passieren müsse, das Thema schon zu lange auf der Agenda stehe, brachte keine neuen Aussagen.

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