Schwelm. Nach zwei Absagen läuft Straßen NRW doch noch in Schwelm auf. Einbahnregelung einfacher machbar als Tempo 30

Die SIHK hat es zuletzt noch einmal deutlich gemacht: Das kapitale Versagen der Autobahn GmbH für eine zügige Sprengung und einen schnellen Neubau der Rahmedetal-Brücke der A 45 bei Lüdenscheid hat verkehrstechnisch katastrophale Auswirkung auf große Teile Nordrhein-Westfalens. Deutlich zu spüren sind diese vor allem auf Ausweichstrecken, die schon vor der Brückensperrung an ihre Belastungsgrenzen stießen; wie die B 483, die einmal quer durch Schwelm führt. Doch zumindest an dieser Stelle scheint nun nach Monaten des Wartens Bewegung in die Sache zu kommen.

Zweimal versetzt

Dafür, dass auch in Schwelm trotz massiver Anstrengungen der Verwaltungsspitze um Bürgermeister Stephan Langhard gar nichts mit Blick auf die kritische Verkehrsplanung passierte, ist Straßen NRW verantwortlich. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Landesbetrieb Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung und Finanzierung der Autobahnen zum 1. Januar 2021 an die Autobahn GmbH, in die die ehemaligen Straßen-NRW-Mitarbeiter überführt worden waren, übergeben hat.

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Wie wiederholt berichtet gibt es mehrere Bürgeranträge, die sich mit Lärm und Gefahr des zunehmenden Schwerlastverkehrs vor allem am Winterberg beschäftigen. Diese flossen in einen politischen Antrag, aus dem heraus die Fraktionen den Bürgermeister losschickten, Bewegung in die Sache zu bringen, die den Schwelmern etwas Ruhe verschafft. Nachdem Straßen NRW diese Treffen zweimal ohne Angabe von Gründen platzen ließ, bequemten sich am vergangenen Montag tatsächlich Vertreter der Behörde in den Sitzungssaal des Schwelmer Rathauses.

Eben dort berichtete Stephan Langhard vier Tage später den Politikern des Stadtrats von den Ergebnissen der Zusammenkunft, an der zusätzlich Vertreter der Stadt Schwelm, des Ennepe-Ruhr-Kreises, der Bezirksregierung sowie der Kreispolizeibehörde teilnahmen und „die beiden Eisen, die wir im Feuer haben“, wie der Bürgermeister formuliert, besprochen haben.

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Erstens geht es darum, ausschließlich für den Schwerlastverkehr eine Einbahnstraßenregelung durch Schwelm einzuführen. So sollen sich die Verkehre am Kreisverkehr Winterberg für die Lkw trennen und am anderen Ende an der Talstraße Kreuzung Hattinger Straße und Bahnhofstraße. In eine Richtung sollen die Lastwagen über den Winterberg, in die andere über die Frankfurter Straße durch Schwelm geleitet werden. „Die Möglichkeit der Umsetzung erscheint einfacher als bei Tempo 30“, teilt das Schwelmer Stadtoberhaupt mit.

Gleichwohl fordern alle Aufsichtsbehörden und der Landesbetrieb Straßen NRW im Vorfeld ein Verkehrsgutachten, um die Auswirkungen auf Kreuzungen zu analysieren und daraus abzuleiten, ob beispielsweise sämtliche Ampeln zwischen McDonald’s Ennepetal und McDonald’s Schwelm neu programmiert werden müssten. „Wir wollen für ein solches Gutachten einen Ansatz in die Etatberatung des Haushalts für das Jahr 2023 einbringen“, teilt Stephan Langhard den Mitgliedern des Stadtrats mit.

Lärmgutachten erforderlich

Deutlich schwieriger sei der Wunsch nach Tempo 30 – ausschließlich für den Schwerlastverkehr – auf der Strecke umzusetzen. Stephan Langhard: „Wir müssen gemeinsam, mit Straßen NRW eine detaillierte Berechnung der Lärmwerte vorlegen. Sollten sie die Grenzwerte reißen, könnten wir sofort auf der Strecke Tempo-30-Schilder aufstellen.“

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Kompliziert werde es erst, wenn die vom Gesetzgeber festgelegten Grenzwerte für den Verkehrslärm, die bereits aus dem Jahr 1990 stammen, in Schwelm nicht gerissen werden. „Es gibt aber ein Gerichtsurteil, das Tempo 30 auch bei geringer Unterschreitung möglich macht“, sagt Langhard. Auch hier will das Stadtoberhaupt entsprechende Haushaltsmittel für ein solches Lärmgutachten bereitstellen.