Gevelsberg. Der vierte trockene Sommer in Folge, viel zu wenig Regen: So steht es um das Trinkwasser. Die AVU bezieht Stellung.

Der warme Sommer und der außergewöhnlich trockene Oktober haben Spuren hinterlassen. Selten war so wenig Wasser in der Ennepetal-Sperre wie in diesen Tagen. Der diesjährige Tiefststand ist erreicht. Markus Kosch, Prokurist AVU Netz, hat derzeit einen besonderen Blick auf den Pegelstand. An Trinkwasser mangelt es jetzt nicht, doch was ist, wenn der nächste trockene Sommer kommt? Der Prokurist der AVU Netz sagt: „Bis Ostern muss die Talsperre wieder voll sein.“

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Es ist der vierte trockene Sommer in Folge, der den Trinkwasserversorger beschäftigt. Auch wenn die heißen Temperaturen vorbei sind: „Die Situation ist nicht entspannt, wir beäugen die Situation weiter kritisch“, sagt Markus Kosch. 12,5 Millionen Liter fasst die Ennepetal-Talsperre. Am 14. November waren es 5,6 Liter. Viel weniger waren es auch nicht nach den heißen Sommern der vergangenen Jahre (siehe Grafik). Unter 5 Millionen Liter sei der Pegel zum Glück bisher aber nicht gefallen, sollte er aber auch nicht unbedingt, erklärt Kosch. Zur Erklärung: Den Großteil des Rohwassers für das Trinkwasser wird aus der Ennepetalsperre entnommen.

https://www.waz.de/archiv-daten/wp-ennepetal-niederschlagsmengen-id236908511.htmlDer niedrige Wasserstand sorgt dafür, dass seit September das „Reserve-Wasserwerk“ in Volmarstein wieder im Einsatz ist. Als Vorsorgemaßnahme, damit aus der Talsperre weniger Wasser entnommen werden kann, Kosch spricht von einem Stützbetrieb. Gefährdet sei die Wasserversorgung nicht, auch wenn es weiter so trocken bleibt. Kooperationen mit den Stadtwerken in Witten und Mark E in Hagen sorgen für zusätzlichen Puffer, dennoch würde sich Kosch über Niederschlag freuen. „In diesem Jahr sind nur 60 Prozent der durchschnittlichen Menge gefallen“, erklärt er.

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„Eigentlich sind wir gut durch den Sommer gekommen, lange Trockenperioden hat es nicht gegeben“, sagt Kosch. Und auch die Verbräuche hätten die 30-Millionen-Marke in diesem Jahr nicht geknackt. In den Jahren davor sei das anders gewesen, 2021 waren es sogar mitunter 33 Millionen Liter. Der Höchstwert in diesem Jahr wurde am 19. Juli mit 28,38 Millionen Litern erreicht. Zum Vergleich: Im Frühjahr liege der Wert immer so bei 22 Millionen Liter, erklärt der Prokurist. Der Vorteil an der Ennepe-Talsperre sei, dass sie sich schnell fülle, weil es viele Zuläufe gebe.

https://www.waz.de/archiv-daten/wp-ennepetal-fuellstand-talsperre-id236908003.htmlDa die AVU angekündigt hat, das in die Jahre gekommene Wasserwerk Volmarstein perspektivisch aufzugeben (wir berichteten), ist eine Kooperation mit den Stadtwerken Witten geschlossen worden. Um in Zukunft noch mehr zusätzliches Wasser aus Witten in den Trinkwasser-Betrieb der AVU einspeisen zu können, wird gerade an einem neuen Pumpwerk an der Stadtgrenze von Wetter und Witten gearbeitet. Auch in anderen Bereichen laufen bauliche Vorbereitungen.

Auch der Ruhrverband hat auf die niedrigen Pegelstände reagiert und die Mindestablaufmenge aus den Talsperren nach Genehmigung der Bezirksregierung herabgesetzt. Markus Kosch erklärt, dass eine Balance gehalten werden müsse, um einerseits die Flüsse in einem guten Zustand zu halten und die darin lebenden Tiere nicht zu gefährden. Und andererseits ausreichend Trinkwasser zu generieren.

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Die extreme Wetterlage der vergangenen Jahre hat auch noch etwas verändert: Die Einschätzung der AVU, wie sich der Wasserbedarf entwickeln wird. „In der vergangenen Jahren sind wir immer davon ausgegangen, dass perspektivisch weniger Wasser verbraucht wird. Jetzt rechnen wir damit, das der Bedarf stagniert." Auch das ist eine Folge der vergangenen trockenen und viel zu warmen Jahre. Eine Auswertungen des Ruhrverbands hat zum ersten Mal seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 eine zweistellige Jahresmitteltemperatur im Einzugsgebiet der Ruhr ergeben. „Mit 10,1 Grad war das Abflussjahr 2022 im Vergleich zum langjährigen Mittelwert der Zeitreihe 1991 bis 2020 um 1,2 Grad zu warm“, heißt es in der Mitteilung. Und noch eine Erkenntnis: „Im 14. Jahr in Folge ist zu wenig Niederschlag gefallen.“ Der meiste Niederschlag fiel im Februar mit 162 Millimetern und auch der September war mit 139 Millimetern deutlich zu nass. Markant zu trocken waren hingegen die Monate März mit 18 Millimetern und August mit 14 Millimetern Niederschlag. Der August war damit nicht nur der wärmste, sondern auch der trockenste seit Beginn der Aufzeichnungen des Ruhverbandes.

Erst das Gas (siehe Zweittext), dann der Strom und jetzt auch das Wasser. Es werden immer mehr Themen, die die AVU ganz besonders im Blick behalten muss.