Ennepetal. Der Ennepetaler Journalist Jan Schulte ist mit einem renommierten Fernsehpreis ausgezeichnet worden.
Als im Juli 2021 Teile der Stadt Hagen durch den Starkregen förmlich absoffen, da stand einer in den Fluten und berichtete unermüdlich für das WDR Fernsehen. Sagenhafte 33-mal innerhalb von drei Tagen schilderte der Ennepetaler Jan Schulte in Live-Schalten, was sich in der dramatischen Situation um ihn herum abspielt. Für diese herausragende journalistische Leistung ist der freie Mitarbeiter des WDR-Landesstudios Dortmund nun mit dem renommierten Bremer Fernsehpreis ausgezeichnet worden.
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Als sich die Hochwasserlage so dramatisch zugespitzt hatte, sprang Jan Schulte, der vielen noch als Redakteur und Morning-Show-Moderator von Radio Ennepe-Ruhr bekannt sein dürfte, in doppelter Hinsicht ins kalte Wasser. Zuvor hatte er erst einmal live vor der Kamera gestanden. Doch weil in der Urlaubszeit viele Kollegen nicht da waren und er gerade für die Hörfunknachrichten im Landesstudio im Dienst war, bot er an, nach Hagen zu fahren. „Ich bin ja auch ortskundig, kenne mich in Hagen ganz gut aus“, erzählt der 35-Jährige, der in Gevelsberg aufwuchs und 2009 sein Abitur am Reichenbach-Gymnasium Ennepetal machte. Gesagt, getan. Was dann kam, hatte er sich allerdings nicht ausmalen können. Angesichts der dramatischen Entwicklungen war er plötzlich nicht nur von seinem Landesstudio gefragt, sondern auch von anderen ARD-Anstalten. Sogar in der Tagesschau war er live zu sehen, im Dialog mit Moderator Claus-Erich Boetzkes.
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Drei Tage lang war er mit zwei Kameraleuten im Dauereinsatz, unterstützt von seiner Redakteurin im Studio. „Wir haben als Team einen guten Job gemacht“, betont Jan Schulte. „Ich habe von morgens bis nach Mitternacht berichtet, frank und frei erzählt, was ich sehe, höre, rieche und was mir die Leute vor Ort erzählt haben“, schildert er seinen Einsatz. „Am dritten Tag ging es dann nur noch mit Schmerzmitteln. Und danach war ich erst einmal eine Woche krank“, sagt er. Sogar die Teilnahme an der Hochzeit eines Freundes in München musste er absagen, weil er über seine Grenzen gegangen war. „Ich würde es heute in der Form nicht noch einmal machen“, meint der Journalist rückblickend.
Dank von Betroffenen
Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Nicht nur, weil er nun mit einem bedeutenden Preis gewürdigt wurde. „Ich weiß, dass wir mit unserer Arbeit direkt Hilfe geleistet haben“, meint Jan Schulte. Durch die Live-Berichterstattung wurden Menschen auf die Lage in den betroffenen Hagener Gebieten aufmerksam, boten Hilfe an. „Wenn wir nicht auf Sendung waren, haben wir auch Arbeiten mit koordiniert“, erklärt er. Ein Jahr nach der Katastrophe sei er mit einem Team wieder in Hagen gewesen, um zu schauen, wie es dort nun aussieht. „Da hielt ein Ehepaar an und hat sich für unserer damalige Berichterstattung bedankt. Die fanden sich würdevoll vertreten.“ Er habe gemerkt, dass man als Journalist in einer solchen Lage eine Rolle spiele, etwas bekanntmachen und verbreiten könne.
Herausragende Leistungen im Regionalfernsehen
Der Bremer Fernsehpreis zeichnet herausragende Leistungen im Regionalfernsehen der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender aus dem deutschsprachigen Raum (mit allen Landesprogrammen, Regional- und Lokalfenstern) aus. Stifter ist Radio Bremen im Auftrag der ARD.
Der Preis wird seit 1974 (anfangs als „Wettbewerb der Fernsehregionalprogramme“) verliehen (mit Unterbrechung von 2000 bis 2007 und im Jahr 2009).
Für 2022 wurde der Preis in sieben Kategorien vergeben: Beitrag vom Tag für den Tag, Moderation, Live-Reportage, investigative Leistung, crossmediales Projekt, „leichte Hand“ und Publikumspreis.
Frank Plasberg, in diesem Jahr Jury-Vorsitzender und Moderator der Preisverleihung, zählte übrigens selbst schon zu den Preisträgern.
Seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte Jan Schulte ab 2006 als freier Mitarbeiter der Westfalenpost. Nach dem Abi und einem abgebrochenen Lehramtsstudium studierte er Journalistik an einer privaten Akademie in Dortmund. 2015 begann er ein Volontariat bei Radio Ennepe-Ruhr, wo er anschließend als Redakteur arbeitete. 2019 bot ihm dann der WDR eine Beschäftigung als fester freier Mitarbeiter an. „Erst einmal fürs Radio, aber Fernsehen war da auch schon vorgesehen. Wir sind ohnehin eine crossmediale Reaktion“, berichtet der 35-Jährige. Erst zwei Wochen vor dem Flut-Einsatz stand er erstmals live vor der Fernsehkamera, übrigens auf Vorschlag des Gevelsberger WDR-Redakteurs Oliver Koch. „Ich bin gelernter Radiomann“, sagt Jan Schulte. „Fernsehen habe ich aber im Studium auch gelernt. Und weil ich viel Bühnenerfahrung habe, auch durch den Spax-Cup, kann ich sowieso gut frei sprechen.“ Schon der erste Einsatz habe dem Studioleiter gut gefallen, so dass er gesagt habe, dass er ihn gerne häufiger vor der Kamera sehen würde, erzählt Jan Schulte. Mit 33 Live-Schalten in drei Tagen hat er den Wunsch kurz darauf mehr als erfüllt.
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