Schwelm. Die AOK gibt ihr Gebäude in Schwelm auf. Wo und wie die Krankenkassen danach noch präsent sein will und was mit der Immobilie passiert.

Die Krankenkasse AOK befindet sich seit Jahren auf dem Rückzug, nun werden bald auch die grünen Schilder von der ehemaligen Regionalverwaltung in Schwelm abgeschraubt. Die AOK wird eines der größten Bürogebäude, das sich in Schwelm überhaupt befindet, verlassen. Das wirft enorm viele Fragen auf; zur Zukunft der Krankenkasse im Ennepe-Ruhr-Kreis, zur Nachnutzung des Gebäudes beziehungsweise des Grundstücks. Antworten zu bekommen, gestaltet sich allerdings schwierig, denn vor allem die AOK geht vor diesem großen Umbruch in Schwelm auf Tauchstation.

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Nachdem die Redaktion davon gehört hatte, dass die AOK ihren Standort an der Kurfürstenstraße abstoßen will, fragte sie bei der Krankenkasse nach, wie das Gebäude noch belegt ist, was mit den Mitarbeitern passiert, warum die AOK ihren räumlich größten Standort der Region aufgeben will, wie eine Kundenbetreuung in Präsenz künftig stattfinden soll, was nach deren Plänen mit der Immobilie und dem Grundstück passieren soll. Nachdem die AOK sich zunächst in Deckung begeben und nichts über ihre Zukunftspläne sagen wollte, gab Pressesprecherin Birte Jansen auf beharrliche Nachfrage der Redaktion doch noch einen Einblick in die Planungen vor Ort.

Aktuell etwa 100 Mitarbeiter

„In Schwelm unterhält die AOK Nord-West ein Gebäude in der Kurfürstenstraße 29. In dem Fachzentrum mit integriertem AOK-Kundencenter sind insgesamt 100 Mitarbeitende beschäftigt“, teilt sie mit. Dies waren vor einigen Jahren noch deutlich mehr Menschen, denn Teile der oberen Etagen sind bereits während der vergangenen Jahre leer gezogen worden. Im Zuge der zukünftigen Immobilienausrichtung der AOK Nord-West habe die Krankenkasse festgestellt, dass das Gebäude perspektivisch nicht mehr betriebswirtschaftlich sinnvoll genutzt werden könne, teilt Birte Jansen weiter mit.

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Deshalb würden derzeit verschiedene Optionen hinsichtlich der weiteren Nutzung des Gebäudes geprüft. „Dazu gehören auch ein möglicher Verkauf oder Vermietung des Gebäudes und die mögliche Anmietung/Kauf eines anderen Gebäudes in Schwelm. Dazu sind bereits erste Gespräche mit Anbietern und Interessenten geführt worden. Wichtig ist: Die AOK Nord-West wird in Schwelm auch weiterhin vor Ort für unsere Versicherten mit einer Kundenberatung präsent sein. Ob alle 100 Mitarbeitende weiter am Standort verbleiben werden, ist abhängig vom künftigen Standort(konzept)“, heißt es in der Antwort der AOK Pressestelle.

Schwelm-Center im Gespräch

Nach Informationen dieser Zeitung soll ein Umzug des Kundencenters in die letzte größere verbliebene Freifläche der ersten Etage des Schwelm-Centers ganz oben auf der Prioritätenliste stehen – oder gestanden haben. Das ist jedenfalls an verschiedene Stelle kommuniziert worden und der Stand der Dinge bei den zuständigen Behörden. Auch wenn noch nicht abschließend geklärt ist, ob es nun ins Schwelm-Center geht oder an einen anderen Standort, so haben die Verantwortlichen der Krankenkasse zumindest einen Zeitplan im Hinterkopf und streben an, den Umzug grob terminiert im Sommer 2023 umzusetzen.

Diese Freifläche auf der ersten Etage im Schwelm-Center soll möglicherweise der neue Standort für das AOK-Kundencenter werden.
Diese Freifläche auf der ersten Etage im Schwelm-Center soll möglicherweise der neue Standort für das AOK-Kundencenter werden. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Zur Nachnutzung liegt eine Varianten bei einem derart großen Bürogebäude mitten in Schwelm in einem realistischen Bereich. Denn die Kreisverwaltung klappert aktuell alle Möglichkeiten ab, wo sie ihre Mitarbeiter in den Büros und die Kreisleitstelle der Feuerwehr unterbringen kann, wenn die Sanierung des Kreishauses ansteht. Zwar äußert sich von offizieller Stelle niemand zu konkreten Gebäuden, aber nach Informationen dieser Zeitung ist gesichert, dass selbstverständlich neben den drei Verwaltungsgebäuden der Stadt Schwelm, die nach der Zentralisierung der Verwaltung frei werden, auch das AOK-Gebäude als eine von mehreren Potenzial-Immobilien in den Fokus rückt.

Hohe Asbest-Belastung

Klar dürfte sein: Einen Käufer für die Immobilie zu finden – egal ob für eine Nachnutzung oder einen Abriss – wird sich nicht völlig problemlos gestalten, denn der 70er-Jahre-Bau ist ein typisches Kind seiner Zeit und dementsprechend mit Asbest belastet. Das war bereits in der Vergangenheit zum Thema für die Krankenkasse geworden, die jedoch gezielt an dieser Stelle bereits in die Immobilie investiert hat. Birte Jansen: „Eine schadhafte Außenfassade mit Asbestbelastung wurde bereits vor etwa zehn Jahren identifiziert und instandgesetzt. Bei älteren Gebäuden ist nie ganz auszuschließen, dass auch Schadstoffe verbaut worden sind. Solange sich diese in einem verbauten Zustand befinden, geht hiervon keinerlei Gefahr für Mitarbeitende und Kunden aus. Erst bei Beschädigungen oder Umbaumaßnahmen ist besondere Vorsicht geboten. Beides ist wie oben geschildert derzeit nicht der Fall.“

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Gleichwohl würde dies aber bei einem größer angelegten Umbau und noch mehr bei einem Abriss und der folgenden Entsorgung ein kostspieliges Thema werden. Dagegen steht mit Sicherheit die hohe Attraktivität der Lage direkt neben dem Bahnhof und dem großen Hallenbad-Parkplatz. Sicher ist: Die Schwelmer und die AOK-Versicherten der ganzen Region erwarten mit Spannung, in welche Richtung sich die Dinge rund um den bedeutenden Büro-Komplex entwickeln werden.

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