Gevelsberg. 49 Jahre war Uwe Jesinghaus das Gesicht des Ordnungsamtes in Gevelsberg. Jetzt wird er in den Ruhestand verabschiedet Das hat er jetzt vor.

Wenn Uwe Jesinghaus durch die Stadt geht, dann kommt er nicht weit. Ein Plausch hier, ein Händeschlag dort. „Ich bin bekannt wie ein bunter Hund“, sagt er und lacht. „Und manch einer sieht ihn auch gerne mal von hinten“, sagte mal ein hoher Kirmesvertreter mit einem Augenzwinkern über den Mann vom Ordnungsamt, der 49 Jahre immer dabei war, wenn was los war in der Stadt. Auf dem Wochenmarkt oder auf der Kirmes, wenn es darum ging zu organisieren, Probleme zu lösen, Vorgaben durchzusetzen. Im Stadtgeschehen mitmischen wird er auch weiterhin, dann aber nur noch als Rentner.

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„Ein bisschen ärgerlich bin ich ja schon, dass Uwe nicht noch ein paar Monate im Rathaus drangehängt hat“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi bei der Verabschiedung von Jesinghaus. Er wäre der erste Stadtmitarbeiter, der in seiner Amtszeit die 50 Dienstjahre voll gemacht hätte. Doch diesen Gefallen, den wollte Uwe Jesinghaus ihm nicht tun. Zu sehr freut er sich auf die Zeit, die vor ihm liegt. Reisen, nur noch das machen, worauf er Lust hat, den Stress aus dem Leben nehmen. „Wenn eine Kampfmittelmeldung kam, dann war ich doch immer sehr angespannt, habe mir Gedanken gemacht, dass alles klappt“, sagt er. Passiert sei zum Glück nie etwas, doch diese Sorgen, diese Verantwortung, die wird er nicht vermissen. Auch wenn es manchmal schwierig wurde: „Ich habe den Job im Ordnungsamt gerne gemacht, das war mein Traumjob und auch das Einzige, worauf ich bei der Stadt Lust hatte“, zumindest habe er das nach der Ausbildung in den 70er Jahren bei der Stadt deutlich gemacht. Mit Erfolg. Er heuerte direkt im Ordnungsamt an und blieb bis zum 31. Oktober 2022.

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„Er wurde zum Möglich-Macher“, sagt Claus Jacobi über ihn. Kirmes, Wochenmarkt, Volks- und Sommerfeste, er habe Dinge in den rechtlichen Rahmen gestellt, dafür gesorgt, dass es funktioniert. Er organisierte aber auch die vielen Konzerte von Wärk2, kümmerte sich um die Hunde, die beim Ordnungsamt gemeldet sind und viel Arbeit machten, noch mehr als die Corona-Kontrollen, sagt Jesinghaus. Die Vielfalt habe seinen Job ausgemacht, der Kontakt mit den Menschen.

Als eine seiner letzten Amtshandlungen hat er in seiner Funktion als Platzwart die Rückkehr des Wochenmarktes auf den Vendômer Platz geplant. „Das war mir sehr wichtig“, sagt er und dankt allen für eine gute Zeit bei der Stadt. „Manch einer glaubt sicherlich, wenn ich vorne raus gehe, komme ich hinten wieder rein. Das habe ich aber nicht vor. Außer man braucht mich, dann bin ich natürlich da.“ Jetzt sei er aber erstmal viel weg. Und wenn er dann wieder in Gevelsberg ist, dann werde ihm schon etwas einfallen, was er tun kann.

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Die Kirmes wird ihn weiter begleiten: „Ich bin schon als kleines Kind mit auf dem Bauplatz gewesen“, sagt er. Und er ist an einem Kirmessonntag geboren. Bauen, das sei aber nicht so sein Ding. Der 66-Jährige sei eher der Organisator, so wie all die Jahre bei der Stadt. 1990 übernahm er von seinem Vater Peter Jesinghaus den Vorstand der Kirmesgruppe „Im Dörnen“. „Ich werde so lange weiter machen, wie ich noch kann und so lange man mich da noch will“, sagt er. Im Ordnungsamt hat er auch länger gemacht, als er eigentlich müsste. „In der Corona-Hochphase wollte ich nicht gehen und eine letzte Kirmes wollte ich auch noch machen“, sagt er. Doch jetzt will er nur nach vorne blicken.

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„In jedem Ende ist auch ein Anfang“, sagt er. Das sei sein Lebensmotto. Seine erfolgreiche Zeit als Kunstturner endete jäh, als er sich das Fersenbein zertrümmerte. Er stieg auf das Motorrad um und entwickelte eine große Leidenschaft. Dann brach er sich zwei Wirbel. Das Motorrad fahren wurde zu gefährlich für ihn, also kaufte sich ein Cabrio. Er denkt zwar gerne an seine Zeit in der Oberliga zurück, als Sportakrobat beim VfL Gevelsberg oder beim Polizeisportverein Hattingen, aber alles habe seine Zeit. Jetzt stehe das Reisen an, schöne Momente mit seiner Frau und den beiden Jungs verbringen. Er hat sich auch schon einige besondere Weihnachtsmärkte ausgeguckt, die er besuchen will. Ganz privat. „Aus der Welt bin ich ja nicht, wenn ich alle wiedersehen will, dann muss ich nur auf die Kirmes gehen“, sagt er und lacht. Oder einfach in die Gevelsberger Innenstadt.