Schwelm. Wirtschaftsförderin Daniela Mehling führt durch die Schwelmer Innenstadt. Für sie hat die Stadt viel Potenzial. So soll es genutzt werden.
Die Attraktivität der Schwelmer Innenstadt steigern: Das ist etwas, das sich nicht nur die Einzelhändler auf die Stirn geschrieben haben, auch die Stadtverwaltung – ganz vorne mit dabei die neue Wirtschaftsförderin Daniela Mehling – will die Innenstadt wieder aufleben lassen. Insbesondere die Frequenz innerhalb der Fußgängerzone müsse steigen, doch auch an anderen Stellen sieht vor allem Daniela Mehling Verbesserungsbedarf. „Die Probleme sind da, die möchte ich auch nicht verstecken“, sagt die Wirtschaftsförderin bei einem Gang durch die Innenstadt. Dennoch vertritt die junge Frau eine klare Meinung: „So wie ich Schwelm kennengelernt habe, ist es eine schöne Stadt, die nach wie vor viel Potenzial hat.“
Nun sei es die Aufgabe aller Betroffenen, von den Einzelhändlern bis zum Bürgermeister, gemeinsame Lösungen zu finden, um dieses Potenzial bestmöglich zu nutzen. Beim Stadtrundgang am Montagmittag stehen nicht nur die Leerstände auf der Agenda, auch ist ein Besuch bei verschiedenen Geschäftsinhabern vorgesehen, die ihr Lokal bereits seit vielen, vielen Jahren in der Schwelmer City betreiben.
Gerüchteküche: Uhlenkott in Schwelm soll schließen
Erster Halt: Uhlenkott in der Hauptstraße 80. Bereits seit 1965 befindet sich der Herrenausstatter an diesem Standort. Gerüchten zufolge hieß es vor geraumer Zeit: Frank und Antje Brüggendieck, die Inhaber, schließen ihr Lokal. Pustekuchen – wie sich nun herausstellt. „Hier geht es in keiner Weise um eine Schließung“, stellt Willy Brüggendieck direkt zu Beginn klar. Beide sagen aber auch: „Natürlich ist es für uns im Moment nicht so ganz einfach, wenn alles herum abstirbt.“ Die Kundschaft, insbesondere die Stammkunden, sei zwar nach wie vor vorhanden, jedoch fehle es an gewissen „Frequenz-Bringern“. „Hier in der Innenstadt muss einfach etwas passieren“, betonen die Brüggendiecks. Und auch Bürgermeister Stephan Langhard stimmt den Händlern zu: Die Aufenthaltsqualität innerhalb der Innenstadt sowie Fußgängerzone müsse ausgebaut und verbessert werden.
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Ein paar Meter weiter in Richtung Kirchplatz legt die Wirtschaftsförderin einen weiteren Stopp ein. Der Unverpackt-Laden „naturfülle“ hat hier im Dezember des vergangenen Jahres eröffnet. Und zwar mithilfe des landesweiten Förderprogramms „Innenstadt Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020“. Mithilfe dieses Programms sind zudem das „Atelier Sieben“ in der Untermauerstraße 6, die „Grüne Meile“ in der Kirchstraße Sieben sowie der „Weltladen“ am Altmarkt 2 entstanden.
Projekte, die nicht nur Daniela Mehling gut findet, auch Daniela Weithe vom Schwelmer Stadtmarketing sowie Christoph Ranft, Inhaber Fleischerei Ranft, die beim Rundgang mit dabei sind, freuen sich über die Neuansiedlungen. „Ich gehe hier selbst oft einkaufen“, erzählt Daniela Weithe nebenbei. Noch dazu, so Mehling, seien die Leerstände, die mittels des Förderprogramms neu zum Leben erweckt werden oftmals an Top-Standorten angesiedelt. Ein Pluspunkt sowohl für Einzelhändler als auch für potenzielle Kunden.
Kein Nachmieter für Schuhhaus Klauser in Schwelm
Beim Blick vom „naturfülle“-Geschäft auf den Kirchplatz ist der Blick auf die immer noch bestehenden Leerstände sowie kommenden indes nicht zu vermeiden. In den Schaufenstern des Schuhhauses Klauser hängen die großen roten Plakate mit dem Hinweis auf einen Räumungsverkauf. Ende des Jahres, so bestätigt es auch die Wirtschaftsförderin, sind die Türen der Schuh-Kette dicht. Direkt daneben, auf der rechten Seite, ein seit längerer Zeit existierender Leerstand: „R+S Schuhe“. Auch für dieses Lokal gebe es nach derzeitigem Stand keinen Nachmieter. Dafür aber Ideen: Unter anderem kamen erste Überlegungen auf, das große Klauser-Ladenlokal zu teilen. So wäre Platz für zwei neue Mieter, die Miete jedoch geringer und der Platz überschaubarer, erklärt Daniela Weithe. Wie die letztendliche Umsetzung dann aussieht, das steht zum aktuellen Zeitpunkt allerdings nicht fest.
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Christoph Ranft, der gemeinsam mit seiner Frau Anne den Familienbetrieb Fleischerei Ranft vor fünf Jahren übernommen hat, weist beim Blick durch die City auf einen wesentlichen Aspekt hin: „Wir als Händler müssen gegenseitig Kunden anziehen. Es ist definitiv möglich, hier in Schwelm Erfolg zu haben“, betont er. Der Erfolg, die hochfrequentierte Kundschaft anderer Einzelhändler sei ebenso eine Chance für alle anderen. Gemeinsam arbeiten, gemeinsam Lösungen finden und gemeinsam die Attraktivität und das, was die Kreisstadt ausmacht, nach außen tragen, das ist für den Fleischerei-Inhaber ein bedeutsamer Punkt.
Schwelm: So steht es um die Leerstände „Oebel“ und Co.
Der Gang durch die Fußgängerzone führt weiter in Richtung Altmarkt. Auf dem Weg kommen mehrere Fragen auf: das große Lokal, die Bäckerei „Oebel“, die seit Jahren leer steht, der Leerstand direkt gegenüber, wo sich zuvor ebenfalls „R+S“ Schuhe befand sowie die bevorstehenden Schließungen der Geschäfte „Mü Women“ und „Zeeman“ – was passiert mit diesen Flächen? Gibt es Interessenten? Gibt es potenzielle Nachmieter? Wann genau werden die beiden zuletzt genannten Lokale die Türen endgültig schließen? Die Schwelmer Wirtschaftsförderin, die erst seit August dieses Jahres im Amt ist, steht jeder dieser Frage Antwort.
Mü Women: Hier gibt es noch kein genaues Schließungsdatum, auch ein Nachmieter sei bislang noch nicht gefunden worden.
Zeeman: Die Filiale der Unternehmenskette macht den Schwelmer Standort Ende Dezember dieses Jahres dicht. Auch hier gebe es erste Überlegen, die durchaus große Ladenfläche aufzuteilen, um Platz für mehrere Händler auf nicht ganz so großem Raum zu schaffen.
Ehemals R+S/Zuvor Hesterberg: Möglicherweise zieht hier eine Fahrschule ein. Das stehe jedoch nicht zu 100 Prozent fest und sei noch nicht spruchreif (wir berichten weiter).
Ehemals Bäckerei „Oebel“: Bei Interesse könne die Stadtverwaltung umgehend kontaktiert werden, erklärt Daniela Mehling zu der leerstehenden Immobilie. Um die Vermittlung zwischen Interessent und Vermieter würde sich die Stadt dann kümmern.
Kurz vor Ende des Rundgangs legt die Schwelmer Wirtschaftsförderin noch einen Stopp bei der Buchhandlung Kamp in der Hauptstraße 45 ein. Jeanette Schida, die das Lokal vor sieben Jahren übernommen hat, sagt ganz klar: „Hier speziell in der Ecke ist es schwierig für mich. Vor allem wenn jetzt noch Zeeman und Mü gehen.“ Ebenso seien Parkplätze, so würden es ihr viele Kunden schildern, ein Problem, das den Rückgang der Innenstadt-Frequentierung steigere. Das Thema Parkplätze spielt auch für Willy und Antje Brüggendieck sowie für Christoph Ranft eine wesentliche Rolle. Allerdings, so erklärt es Bürgermeister Langhard, und dem stimmt auch der Fleischerei-Inhaber zu, sei dies eine andere Baustelle. Trotz des Zusammenhangs müsse zunächst irgendwo angefangen werden, damit nach und nach Lösungen für jegliche Probleme zum Thema Innenstadt-Leben angegangen werden können. Hinzukomme das wachsende Online-Angebot auf Plattformen wie „Amazon“.
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Das kritisiert auch Jeanette Schida. „Dabei kann man bei uns auch online oder sogar telefonisch bestellen und das Buch ist am nächsten Tag abholbereit hier“, betont die Inhaberin der Buchhandlung Kamp. Insgesamt sei es von Bedeutung, dass viele der Schwelmer Einzelhändler ihren Online-Auftritt verbessern, diesen vor allem stärker nach außen tragen. Daniela Mehling weist in diesem Zuge darauf hin, dass es ein digitales Citymanagement gibt, bei dem sich Interessenten jederzeit melden können, um eine kostenlose Beratung zu erhalten. Ebenso gibt es bereits jetzt einen Tipp mit Hinblick auf fehlende Parkplätze: Am Kreishaus stehen kostenlose Parkplätze am gesamten Wochenende sowie in der Regel ab dem späten Freitagnachmittag zur Verfügung.