Ennepetal. Die Stadt Ennepetal will die Bedingungen für Radfahrer verbessern. Dazu wird ein Konzept erstellt. Zum Auftakt waren die Bürger gefragt.

Mal eben gemütlich ins Grüne nach Rüggeberg radeln oder rasch und sicher mit dem Fahrrad zum Einkaufen Geschäfte anfahren: Im Tagungsraum 1 des Hauses Ennepetal war es zu sehen, wie es ginge, wenn… Ja, wenn Visionen Wirklichkeit werden. Knapp 50 Frauen und Männer – viele von ihnen mit dem Fahrrad – waren zur Bürgerversammlung zum Thema „Radverkehrskonzept“ gekommen, hörten und sahen auf Stellwänden, wie die Stadt Ennepetal sich zu einer fahrradfreundlichen Stadt mausern will.

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Seit dem Sommer dieses Jahres arbeiten der Mobilitätsplaner Philipp Herzog und Katharina Lehmann vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen (Aachen) an einem Radverkehrskonzept für Ennepetal. „Ziel ist die Erstellung eines attraktiven Alltagsnetzes für den Radverkehr”, sagte Bürgermeisterin Imke Heymann in ihrer Begrüßung. Im Mai des kommenden Jahres soll das Konzept fertiggestellt sein. Dann werde es der Politik vorgestellt werden.

Die Auftaktveranstaltung für die Bürgerbeteiligung am Radverkehrskonzept der Stadt Ennepetal im Foyer des Hauses Ennepetal war gut besucht. Vorne Bürgermeisterin Imke Heymann und ihre Referentin Nina Däumig (von links).
Die Auftaktveranstaltung für die Bürgerbeteiligung am Radverkehrskonzept der Stadt Ennepetal im Foyer des Hauses Ennepetal war gut besucht. Vorne Bürgermeisterin Imke Heymann und ihre Referentin Nina Däumig (von links). © WP | Hans-Jochem Schulte

Sowohl die Bürgermeisterin als auch Philipp Herzog vom Verkehrsplanungsbüro sind der Meinung, dass die topographischen Verhältnisse und der häufig enge Straßenraum eine besondere Herausforderung für die Planung und eine spätere Umsetzung darstellen. Dennoch biete der Radverkehr große Potenziale für die Nahmobilität, „wenn die Infrastruktur geschaffen ist.“ Das Konzept soll konkrete Lösungen zur Umsetzung von baulichen Maßnahmen aufzeigen. Dabei gehe es um Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel die Ausweisung von Schutzstreifen und Markierungen, aber auch um Fahrradabstellanlagen. Imke Heymann: „Sie sollen und müssen ergänzt werden.“

Kritik an Gehwegfreigabe für Radfahrer

Die Bürgermeisterin rief die Ennepetaler dazu auf, gemeinsam an einer deutlichen Verbesserung der Infrastruktur für den Radverkehr zu arbeiten. „Als Sofortmaßnahme zur Verbesserung der Situation haben wir Gehwege für den Radverkehr freigegeben, wo es gefahrlos möglich ist. Das funktioniert aber nur dann gut, wenn Fußgänger und Radfahrer gegenseitig Rücksicht nehmen“, sagte sie weiter. Diese Freigabe von Bürgersteigen für Radfahrer wurde auch aus der Versammlung heraus kritisch gesehen. „Gefährlich wird es bei den Ein- und Ausfahrten“, sagte ein Bürger. „Da fahre ich lieber auf der Straße.“ Der stark sehbehinderte Josef Schwietering, der mit seiner Frau Brigitte Müller-Schwietering als Fußgänger und auch mit dem Fahrrad-Tandem unterwegs ist, kennt die Konfliktsituationen und hofft, dass Bürgersteige als Radwege keine Dauerlösung sein werden. Bürgermeisterin Heymann machte noch einmal deutlich: „Radfahrer sind auf Bürgersteigen Gäste, die Fußgänger haben Vorrang.“

Weitere Wünsche und Kritik geäußert

Als am Ende der Veranstaltung die Besucher mit Kärtchen ihre Wünsche äußerten, waren auch für den Radverkehr freigegebene Bürgersteige wieder Thema: „Oft stehen da Mülltonnen im Weg“, hieß es.

Weitere Kritik: Die Situation für Fahrradfahrer auf der Hembecker Talstraße und der Straße An der Kehr, das Fehlen eines Radweges nach Rüggeberg und – auch wieder dabei – der ausgeschilderte Radweg seitlich der Loher Straße hinter der Firma Ischebeck: „Es ist nicht befahrbar“, so die Aussage aus dem Teilnehmerkreis.

Auf den Stellwänden war zu sehen, wie der Radverkehr in Ennepetal einmal aussehen könnte. Knotenpunkte waren eingezeichnet, Radabstellanlagen und „Tankstellen für E-Bikes“. Mobilitätsplaner Philipp Herzog machte Mut: „Es gibt Förderprogramme für die Umsetzung.“ In seinem Vortrag machte er auch deutlich, dass mehr Raum für den Radverkehr in manchen Bereichen auch weniger Platz für Autos bedeute. „In so einer Situation wird dann hart diskutiert“, weiß er. „Was können wir machen, was können wir nicht machen?“ Diese Entscheidung muss die Politik treffen. Vertreter von Fraktionen waren gute Zuhörer, überhaupt ging es in der Bürgerversammlung ausgesprochen sachlich zu.

„Pro Rad EN“ hofft auf weiteren Schwung

Der städtische Fachbereichsleiter für Bürgerdienste und Stadtentwicklung, Marco Heimhardt, Stadtplaner Ulrich Höhl, Christoph Goebel, Leiter der Tiefbau- und Straßenbauabteilung der Stadt, sowie Björn Mayr, der im Rathaus alles koordiniert, was mit dem Radverkehr zu tun hat, erläuterten an den Stellwänden die bisherigen Feststellungen der Aachener Mobilitätsplaner. Die wiederum werden die Wünsche aus der Bürgerschaft bewerten und wenn möglich in das Radverkehrskonzept einarbeiten. „Wir sind auf einem guten Weg“, hatte die Bürgermeisterin zu Beginn der Veranstaltung gesagt.

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Auch „Pro Rad“-Sprecher Jürgen Hofmann hofft durch diese Veranstaltung auf einen weiteren Schwung für den Radverkehr in der Stadt und auch für seine Interessengemeinschaft, die unter anderem regelmäßig zu Radausflügen einlädt, wie er kurz vor der Bürgerversammlung dieser Redaktion sagte. „Pro Rad“ arbeitet eng mit der Stadtverwaltung zusammen, gibt Hinweise und macht Vorschläge.