Schwelm. Die Belastung und Gefährdung durch Lkw nimmt in Schwelm permanent zu. Tempolimit und Einbahnstraßen sollen wirksame Mittel dagegen werden.
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, da setzt der Lärm ein. Ein Lkw nach dem anderen fährt die enge, kurvige Straße herauf oder herunter. Dass es in der Serpentinen-Kurve am Wildeborn nicht ständig kracht, scheint vor allem großem Glück geschuldet. Lkw haben dort keine Chance, auf ihrer Fahrbahn zu bleiben. Die B 483 ist in Schwelm gefährlich und laut – das ist seit Jahrzehnten bekannt. Doch jetzt scheint zum ersten Mal tatsächlich Bewegung in die Sache zu kommen. Erste Schritte zur Verbesserung hat der Rat der Stadt Schwelm nun auf den Weg gebracht: eine Einbahnstraßenregelung für den Schwerlastverkehr und Tempo 30 rund den Winterberg.
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Drei Bürgeranträge sowie mehrere Anträge der Fraktionen aus dem Rat der Stadt Schwelm beschäftigen sich mittlerweile mit den unterschiedlichsten Aspekten des zunehmenden Verkehrs vor allem auf der B 483, die durch Schwelm von der Autobahnauffahrt Langerfeld über die Bahnhofstraße, die Untermauerstraße, die Obermauerstraße und die Kölner Straße hinauf bis zum Winterberger Kreisverkehr und weiter Richtung Ennepetal, Radevormwald und Lüdenscheid führt. Vor allem die zuletzt genannte Stadt sorgt dafür, dass die Anwohner entlang dieser Route von permanentem Lärm geplagt sind und zu den Stoßzeiten kaum noch die Straße überqueren können. Denn seit dem 2. Dezember des vergangenen Jahres ist die Talbrücke Rahmede auf Lüdenscheider Stadtgebiet, über die bislang die A 45 führte, gesperrt. Der Überlandweg quer durch Schwelm ist eine der beliebtesten Ausweichrouten für den Schwerlastverkehr.
„Der Verkehr nimmt auch nachts deutlich zu, der Lärm nimmt deutlich zu, das ist nicht mehr zu tolerieren“, sagt Maria Magdalena Weber, die einen der Bürgeranträge gestellt hat. Sie wohnt nur etwa 50 Meter von besagter Kurve entfernt und hofft darauf, dass der Beschluss des Rats der Stadt Schwelm eine schnelle Verbesserung der Situation bringt.
Stadt kann nicht allein entscheiden
Schwierigkeit: Hier kann die Stadt Schwelm nicht allein entscheiden. Mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis und Straßen NRW müssen gleich drei Behörden ihre Zuständigkeiten abstecken, die notwendigen Paragrafen anwenden und dann auch tatsächlich umsetzen. Eigentlich ein Garant für Stillstand, doch Bürgermeister Stephan Langhard, der jüngst erst die Absage eines Gesprächstermins mit Straßen NRW hinnehmen musste, verspricht: „Wir werden intensiv an dem Thema dranbleiben.“ Dafür hat die Politik ihm nun ein einstimmiges Votum und ein volles Hausaufgabenheft mit an die Hand gegeben. Ziel der Gespräche: Die B 483 und die daran hängenden großen Schwelmer Verkehrsachsen wie beispielsweise die Frankfurter Straße sollen eine deutliche Entlastung vom Schwerlastverkehr erfahren.
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„Hilfsweise“, so lautet der Ratsbeschluss, „sollen die Gespräche mit dem Ziel geführt werden, im Bereich der B 483 (Streckenabschnitt Obermauerstraße bis Kreisverkehr Winterberger Straße/Frankfurter Straße) die notwendigen Maßnahmen für eine Geschwindigkeitsreduzierung für den Schwerlastverkehr auf Tempo 30 km/h umzusetzen.“ Die Geschwindigkeitsreduzierung für die Brummis soll vorzugsweise ganztägig, hilfsweise zumindest montags bis freitags jeweils in der Zeit von 7 bis 17 Uhr, gelten. Nächster Punkt: „Um eine höhere Verkehrssicherheit im Bereich Drosselstraße und Feldstraße sowie Beyenburger Straße zu erzielen, sollen zusätzliche Sperrflächen und eine Verbreiterung von Gehwegen sowie Möglichkeiten der Verbesserung des Kreisverkehrs im Bereich der Beyenburger Straße geprüft und ausgearbeitet werden.“ Die Planungen sollen inklusive einer konkreten Kostenkalkulation in die nächste Sitzungsfolge eingebracht werden.
Einbahnstraße durch die halbe Stadt
Der entscheidende Punkt, um die Belästigung und Gefährdung durch den Lkw-Verkehr zu verringern, ist aber eine Einbahnstraßenregelung, die CDU, SPD, FDP, Grüne, BIZ sowie SWG/BfS in einem gemeinsamen Antrag formuliert haben. Dazu soll die Hattinger Straße ab Talstraße, Bahnhofstraße, Kölner Straße, Winterberger Straße bis zum Kreisverkehr Winterberg für den Schwerlastverkehr in eine Fahrtrichtung gesperrt werden, so dass die Lkw auf dieser Route nur noch bergauf fahren können. Für die Bergabrichtung soll die Frankfurter Straße genutzt und dafür in Gegenrichtung für Lkw gesperrt werden. Um die Staus im Bereich Hattinger Straße/Ecke Talstraße, die sich zeitweise bis zur Kaiserstraße bilden, signifikant zu reduzieren, soll der Schwerlastverkehr in diese Richtung ab Kreisverkehr Winterberg über die Frankfurter Straße, Möllenkotter Straße, Hauptstraße in die Berliner Straße geleitet werden.
„Sollte sich im Rahmen der Umsetzung herausstellen, dass eine Umkehrung der Einbahnstraßen-Regelung notwendig ist, so ist dies dem Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung zu berichten“, machen die Fraktionen klar, die sich zudem darauf verständigt haben, die Viktoriastraße, die Kaiserstraße, die Barmer Straße ab Kreisverkehr Oehde und die sich anschließende Hauptstraße für den Schwerlastverkehr komplett zu sperren. „Mit der Lkw-Einbahnstraßenregelung wollen wir zumindest eine Gleichverteilung der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger erreichen. Uns ist bewusst, dass durch diese Maßnahmen die Gesamtbelastung wahrscheinlich nicht sinken wird“, schreiben die Politiker, die bereits jetzt – genau wie die Schwelmer Bürger – mit Spannung erwarten, mit welchen Ergebnissen Stephan Langhard aus diesen Gesprächen zurückkehren wird.
Lärm-Antrag fällt hinten über
Keinerlei Berücksichtigung in der aktuellen Debatte fand hingegen der gemeinsame Antrag von SPD und FDP, die Belastung des Motorradlärms in Schwelm zu senken. Ob dieses Thema auch noch einmal aufkommen wird, scheint derzeit unklar.
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